Schlachtfeld Hydrobiologica

 

 

 

Hintergrund

 

 

 

Die gewaltige Hydrobiologica, die von den fernen Umbralbergen aus wie der Ausläufer eines anderen Gebirges aussieht, ist eines der ältesten Gebäude auf Saedar Minor. Und eines der wichtigsten.

 

Als der Imperator auszog, die Menschheit zu einen und das verlorene Saedar Minor fand, bemerkten führende Wissenschaftler schnell, welches Potenial die bis dato dünn besiedelte Welt mit ihrem üppigen Ökosystem bot. Eine derart ressourcenreiche und unberührte Welt hatte man selten gefunden.

 

So entstand ein verwegener Plan. Durch die Nutzung fortschrittlichster Technologie in den Bereichen Biologie und Chemie, sollte eine Anlage geschaffen werden, die Nahrung in enormen Massen produzieren konnte, ohne den Planeten zu schädigen. Das was genommen wurde, sollte durch künstliche Bestandteile ersetzt werden, um dann neues Wachstum anzuregen. Ein planetenumfassendes Perpetuum mobile, dass die Armeen des Kreuzzuges versorgen sollte.

 

Da die Dimensionen der Einrichtung so riesig waren, wurde eigens für den Bau der Hydrobiologica das Lowfyr Manufaktorum geschaffen, damit alles direkt auf dem Planeten selbst hergestellt werden konnte.

 

Doch der Verrat änderte alles. Kurz bevor die Hydrobiologica vollkommen fertiggestellt war, brach der Bruderkrieg aus und die Kapazitäten des Manufaktorums wurden anderweitig gebraucht.

 

Die Pläne und Absichten der Hydrobiologica verloren sich im Rauch des Krieges.

 

Heute ist die Biologica eine hunderte Kilometerlange, fast einen Kilometer aufragende industrielle Schneise, die wie ein gigantisches Fossil anmutet.

 

Die obersten Etagen und Ausläufer sind so stark mit Staub bedeckt, dass sich dünne Schichten aus Boden gebildet haben. Zwischen den meisten Ebenen hat sich sogar eine Vegetation entwickelt, die einer dürren Steppe gleicht. Aus tausenden von Schlotten steigt Qualm auf, da die Reaktionskammern Nährstoffe verarbeiten um Nahrung zu produzieren.

 

Doch statt nachwachsender Flora und Fauna, werden biologische Abfälle verarbeitet. Verpestetes Wasser wird geklärt, nur damit neue Schadstoff durch Leitungen in andere Teile des Komplexes laufen, um wieder aufbereitet und erneut geklärt zu werden. Beinah alle natürlichen Ressourcen wurden schon millionenmal in den Kammern recycelt, so dass nur noch eine braune Paste aus Nährstoffen vorhanden ist, die irgendwie verarbeitet wird.

 

Dennoch hält die Hydrobiologica den Planeten am Leben.

 

Viele Mitglieder des Mechanicums sprechen diesen Verdienst dem Maschinengeist der Anlage zu, der gerne als die Gütige Behüterin bezeichnet wird. Ein sanfter, wenn auch langsamer Maschinengeist, der niemals müde zu werden scheint.

 

 

 

Vorgeschichte

 

 

 

Binärer Choralsänger M4-RKU2 schritt weiter durch die dunklen, staubigen Korridore der Hydrobiologica, um der Spur des wunderbaren, binären Gesangs zu folgen, die er vor Tagen aufgenommen hatte. Als Binärer Chroalsänger, einer vom Mechanicum geduldeten, kleinen Gruppe in der Hydrobiologica, hörte und wiederholte er den ganzen Tag, die Gesänge des Maschinencodes, die aus jeder Wand in der Anlange drangen. Sanfte, perfekte Codes, die den gutmütigen Maschinengeist wiederspiegelten, der hier wohnte. Schon kurz nach dem Bau war der kleine Kult entstanden, der nebst dem Gesang auch Wartungsarbeiten vornahm und daher seinen Nutzen besass. Das sie dabei immer vom Code geleitet wurden, störte keinen.

 

Nun folgte M4-RKU2 einer Spur des Gesangscodes, die so rein, so schön war, dass er nicht verstand wie er das bisher überhören konnte. Er war so vereinnahmt, dass er nichts anderes wahrnahm. Weder die alten Maschinen, die achtlos im Korridor standen, noch die seltsamen Container, die mit uralten Siegeln des Mars behangen waren. Und schon gar nicht die Warnung seiner Atemmaske, dass der Filter bis zum Anschlag arbeitete und kurz vor dem Versagen stand.

 

Vor einem seltsamen, blank polierten Schott, dass im krassen Widerspruch zu dem allgegenwärtigen Staub stand, machte er Stop. Der Code kam aus dem Inneren.

 

Ehrfürchtig legte er seine Hand auf den Stahl, nur um sie sofort zurück zu ziehen. Das Metal war Kalt wie das All.

 

Plötzlich fing die Luft um ihn herum an zu leuchten. Hellblaues Licht strahlte von dem Schott ab, dass sich zischend öffnete. Eiskalte Luft schlug ihm entgegen, wirbelte Staub auf und ehe er sich versah, stand er in einem Kokon aus diesem. Irgendetwas hielt den Dreck in der Luft um ihn.

 

Der Code wies ihn an weiter zu gehen.

 

Zitternd, die Situation nicht begreifend ging er voran. Elektrizität kribelte auf seiner Haut als er das Kraftfeld durchdrang. Und dann stand er in einem technologischem Heiligtum, von der er nie zu träumen gewagt hätte.

 

Eine riesige, von blauem, reinem Licht erfüllte Kaverne tat sich vor ihm auf. Erfüllt von der mythischen Noospähre. In der Mitte ein gewaltiger Datenkern, umgeben von hunderten Alkoven, in denen zuckende Körper lagen.

 

M4-RKU2 konnte seine Eindrücke nicht einordnen, aber er sollte auch nie dazu kommen.

 

Ein riesiger Mechandrit griff ihn am Nacken, zog ihn in einen leeren, feuchten Alkoven und rammte einen Datensporn in sein Genick. Er spürte keinen Schmerz, nur das wiederliche feuchte Innenleben der Kammer, die sich vor ihm schloss. Unfähig sich zu bewegen, atemte er plötzlich Verwesung ein.

 

In den Kammern konnte er andere Binäre Choralsänger sehen, deren Körper beinah zerfallen waren. Arme und Beine schienen so oft gebrochen, dass sie nur noch mit Knorpel gefülltes Fleisch waren. Bevor er weitere Eindrücke gewinnen konnte, schob sich eine kalte Apparatur über seinen Augen, schottete sie ab.

 

Etwas schnitt die Lider weg.

 

Flüssigkeit sprudelte in den Hohlraum.

 

Dann explodierte sein Verstand vor Daten. Ein optischer Laser schoss Informationen in sein Gehirn, dass diese verarbeitete, während der Sporn das selbe tat um dann die Ergebnisse heraus zu filtern. Für ein paar Sekunden verstand M4-RKU2 was geschah, dann zeriss die Datenflut seine synaptisches System, löschte alles was er war und formatierte es zu einem biologischen Prozessor. Sein neurales Netzwerk wurde dabei in ein Feuerwerk verwandelt. Nerven bekamen unentwegt Impulse, die keinen Sinn ergaben. Die Gliedmassen schlugen wild um sich, brachen, aber die Schmerzrezeptoren verstanden nicht mehr was Schmerz war. Also schlugen sie weiter. Organe versagte ihren Dienst, worauf der Alkoven reagierte und Gerätschaften anschloss, die sie ersetzten. Schon bald war der Körper nur noch ein zuckendes Stück Fleisch, während das Gehirn mit Datenverarbeitung beschäftigt war.

 

Aber ein Funke von M4-RKU2 war noch da. Tief im Inneren seines Gehirns, verschonte der Vorgang sein Bewusstsein. Eröffnete ihm sogar was er war und ließ M4-RKU2 zu einem Teil des Gesangs werden.

 

Da niemand mehr in der Lage war, die Hydrobiologica vollständig zu warten oder ihre uralten Rechnenzentren verstand, musste Sie selbst dafür sorgen, dass genug Rechenkapazität zu Verfügung stand.