„Auch wenn die Orks und wir schon immer im Streit lagen, gab´s da nie so einen richtigen Krieg. Wir lebten unter Tage, Sie auf der Oberfläche. Das ganze wurd erst so schlimm, als die Drachen kamen und die Berge für sich beanspruchten. Keine Ahnung wieso, aber die Orks unterwarfen sich ihnen und wurde so zu einer riesen Armee. Beinah die ganze Oberfläche des endlosen Gebirges gehörte ihnen somit. Allerdings reichte das den Drachen nicht, die wollten dann auch uns und unsere Minen für sich haben. Tja das konnten wir uns mal nicht bieten lassen und so kam es zum Krieg!“

 

-  Zitat von Hamodri Goldfaust im Gespräch mit dem Geschichtsgelehrten Abertanus Brandt von Maegra, Aufzeichnung in „Von den endlosen Bergen.“

 

 

 

 

 

Blutrote Dämmerung

 

 

 

Der kalte, schneidende Westwind der durch das große Tal in den Bergen von Agôl-Nagôz blies, ließ die weißen Haare des Orks wie eine Schneewehe vor seinem grün-grauen Gesicht tanzen. Langsam hob er seine linke Hand, um der Haare Herr zu werden und sie wieder hinter seine Ohren zu schieben nur um dann über seinen langen, weißen Bart zu fahren der sich ebenso ungestüm im Wind bewegte. Der Erfolg war nur von kurzer Dauer, da sich seine Haare schnell wieder verselbstständigten und über sein narbenzerfurchtes Gesicht legten. Mit beinah stoischer Ruhe hob er wieder seine Linke, kämmte die Mähne hinter seine Ohren um dann weiter seinen langen Bart zu streicheln. Die Bewegungen schienen mehr ein Reflex zu sein, den seine klaren gelben Augen war auf etwas anderes gerichtet. Eine steinerne Monstrosität die seine volle und ganze Aufmerksamkeit genoss.

 

Einem Berg gleich erhob sich das schiefergraue Gebäude vor ihm, das vor langer Zeit auch einmal ein solcher gewesen war. Bevor die Zwerge es zu dem gemacht hatten, was nun vor ihm stand. Hinter zwei mächtigen Steinwällen ragte eine Festung auf wie sie nur die Zwerge zu bauen vermochten. Aus einem Stück gemeißelt wanden sich scheinbar endlose Säulengalerien um einen stufenhaft aufsteigenden Burgfried der das Tal verdunkelte. Sechs dieser Stufen gab es, eine jede von einer Art Balkon umgeben der auf den hohen Säulen thronte und breit genug war um Katapulte, Speerschleudern und anderes Kriegsgerät der Zwerge zu tragen. Jede von ihnen war hunderte Meter breit und lang. Hinter den Wäldern aus Säulen waren die mächtigen Eisentore zu sehen, welche mit dem Zeichen der Burgbesitzer versehen waren. Einer geballten Faust. Die Ecken der verschiedenen Stufen waren durch mächtige Bögen miteinander verbunden, die sich Rampen gleich nach oben erstreckten und in vier hohen Türmen endeten die in der Bauart den Säulen ähnlich waren, nur viel größer. An den Außenmauern der Türme waren große Banner befestigt, die von dicken Stahlketten getragen wurden um nicht durch den Wind abgerissen zu werden, auf denen geballte Fäuste, Äxte und Schild sowie andere Symbole der Zwerge prangten.

 

Der Anblick der Festung war ehrfurchtgebietend, doch der Ork wusste dass er noch zu weit entfernt war um das wahre Ausmaß der Anlage zu erkennen und all die Feinheiten die das Bauwerk verzierten zu sehen. Doch dies würde sich bald ändern den diese Festung war sein Ziel. Die letzte Festung des Grollhämmerer Clans, die Große Grollfaust. Garush-Barûhl.

 

„Großer Weißhaar.“ drang eine Stimme von hinten an sein Ohr „Die Truppen sind bereit und erwarten deine Befehle.“

 

Weißhaar blickte leicht über die Schulter, zu dem anderen Ork der mit gesenktem Haupt da stand und seine rechte Faust vor die Brust hielt. Als Zeichen der Würdigung gegenüber ihm.

 

„Gut.“ entgegnete Weißhaar leise „Dhargush heute beginnt der erste Tag des Endes der Grollhämmerer.“ seine Stimme klang wie ein fernes Donnern.

 

„Ja Kriegsfürst.“ Vorfreude schwang in der Stimme des Orks mit in Anbetracht der bevorstehenden Schlacht.

 

Langsam drehte sich Weißhaar um, griff hinter seinen Rücken und zog die mächtige Axt die dort festgezurrt war. Eine brutale Waffe deren langer, schwarzer Stab in einem blutroten Blatt endete, dass scharf genug zu sein schien den Wind zu schneiden. An ihrer Spitze thronte eine goldene, gebogene Kralle die ihr den Namen verliehen hatte. Drachenkralle. Jene Waffe die Weißhaar schon vor langer Zeit selbst geschmiedet hatte, als er das Ritual des Erwachsenwerdens absolvierte und seinem Volk seinen wert bewies. Doch dies war nicht der einzige Grund wieso die Waffe so hieß und Weißhaar lächelte, ob des Wissens und dem Gefühl das sie in ihm weckte, als er sie festhielt. Er wandte seinen Blick von dem Tal, dass er von dem zackigen Hügel aus einsehen konnte, ab um die breite Straße zu betrachten, welche die Zwerge gebaut hatten um Garush-Barûhl zu versorgen. Als Lebensader für die Versorgung der Bewohner gedacht, führte sie nun deren Angreifer zur Feste. Ein riesiges Heer, dass sie in einer scheinbar endlosen Schlange auf der Straße Richtung Tal bewegte. Das stampfen und scheppern der gepanzerten Orks wurde von den Talwänden wiedergegeben, so das es wie ein sich langsam nährender Sturm aus Metall klang. Aus der sich bewegenden Masse stachen überall lange Äxte, Speere und grobe Banner hervor, auf denen ein brennender Berg zusehen war dessen Rauchwolke zu einer Axt wurde. Das Zeichen der Feuerberg Orks. Auf der Stange die das Banner trug, sass eine blutrote Drachenfigur.

 

„Dhargush. Deine Belagerungstruppen sollen den rechten Turmpfeiler am Fuß unter Beschuss nehmen. Ich will das diese Bögen brechen.“ sagte Weißhaar. Der andere Ork sah an ihm vorbei, legte seine breite Stirn in Falten und nickte langsam.

 

„Dies wird lange dauern Kriegsfürst. Die großen Schleudern müssen erst aufgebaut werden, der Fuß dieses Bogens ist breit und mächtig.“

 

Weißhaar ging zu dem Belagerungsmeister, legte seine freie Hand auf dessen Schulter und sprach mit rauer Stimme.

 

„Ich weiß das du es schaffst alter Freund.“  er grinste, was seine scharfen Zähne freilegte und die langen Hauer die er trug gefährlich betonte.

 

„Ich werde dich nicht enttäuschen Ältester.“ Dhargush nickte, schlug seine Faust auf die Brust und ging zu der endlosen Masse an Orks zurück, die inzwischen zum Stand gekommen war.

 

Die gelben Augen des Kriegsfürsten wanderten über die Armee welche er befehligte. Sein Herr, der große Drache Szala’taresh welcher in der Vulkanstadt Lyn-Dûn regierte, hatte ihm vor einigen Monden dieses Heer überantwortet. Damit er in seinem Namen dem Kampf gegen den Kriegerclan der Grollhämmerer ein Ende bereitete, der schon seit Jahren tobte. Jeder Zwerg war ein gefährlicher Gegner, aber dieser Clan hatte sein Handwerk nicht im Bergbau oder Schmieden gefunden, sondern im Krieg. Was ihn zu schlimmsten und erbittertsten Feind der Orks und ihrer Drachenherrn machte. Seit dem Tag der Truppenübernahme hatte Weißhaar einen Sieg nach dem anderen errungen und stand nun vor der letzten Bastion die den Zwergen noch blieb. Mit einem Ruck hob er Drachenkralle an, stieß einen lauten Schrei aus, erfüllt von Mut, Leidenschaft und Kampfeslust der aus der Tiefe seiner Brust kam. Tausende Stimmen fielen in diesen Schrei ein, der von den hohen Bergwänden widerhallte und bald das ganze Tal erfüllt. Die Grollhämmerer würde sicher keine Angst haben vor diesem Kriegsschrei, aber Weißhaar wollte nur das sie wussten, was auf sie zu kam. In einer schnellen Bewegung drehte er sich wieder Garush-Barûhl zu, seine Axt dabei in Richtung der Feste haltend. Auf der Straße begann der Kriegsmarsch und der erste Tag, des Endes der Grollhämmerer.

 

 

 

„Diese Belagerung dauert nun schon sechs Tage und wir haben noch nicht mal den äußern Wall durchbrochen!“ die gepanzerte Faust des Orks raste auf den Tisch nieder, ließ ihn laut erbeben und das Inventar auf ihm umfallen.

 

„Laggroth.“ sagte Weißhaar scharf, während seine funkelnden Augen den großen Ork fixierten. Grunzend hob dieser seine Hand um dann die umgeworfenen Becher wieder aufzustellen, deren klarer Inhalt sich auf dem Tisch und der sich darauf befindenden Karte ergossen hatte.

 

„Ich habe selbst Augen im Kopf Bannerträger.“ fuhr Weißhaar fort „Doch du sollest deine Wut für die Schlacht aufbewahren und nicht für mein Zelt.“

 

„Ja.“ Laggroth nickte.

 

„Dhargush wie läuft dein Angriff?“ der Kriegsfürst sah den Belagerungsmeister nicht an, sondern musterte die anderen vier Orks in seinem Befehlszelt.

 

„Der Turmfuss ist hartnäckiger als wir dachten, es wird mehr Zeit brauchen ihn zu brechen.“

 

„Zeit die unsere Frontkämpfer blutig erkaufen müssen!“ wurde ihm aggressiv ins Wort gefallen.

 

„Ich weiß Zurggish, aber mehr als mein bestes kann ich nicht tun. Der Stein den wir haben ist viel zu leicht um schweren Schaden zu verursachen. Er ist locker, schon fast wie Sand, aber von so etwas hast du keinen Schimmer. Also bleib lieber bei deinen Zackenschwertern!“ entgegnete Dhargush ebenso aggressiv.

 

„Zurggish du und deine Truppen sollten sich nicht beklagen, immerhin könnt ihr seit Tagen Zwergenblut vergießen.“ Weißhaar bedachte den kräftigen, aber schlanken Ork mit einem mahnenden Blick.

 

„Sicher, aber wenn das so weiter geht haben wir am Ende keinen Truppen mehr um die Festung zu stürmen. Die Zwerge …“ Weißhaar unterbrach ihn barsch.

 

„Willst du mich und meinen Schlachtplan etwa in Frage stellen.“ er hob nur leicht die Stimme, aber der Erfolg kam einem Schrei gleich.

 

„Nein.“ Zurggish hob die Hände abwehrend, schüttelte den Kopf.

 

„Dann geh an den Wall und kämpfe!“ befahl Weißhaar.

 

Kaum waren die Worte gesprochen, schlug Zurggish seine rechte gegen die Brust und rannte aus dem Zelt des Kriegsfürsten. Laggroth schnaubte dem Kommandanten der Schwertkämpfer nur verächtlich nach.

 

„Soviel Rückrad wie ein entgräteter Fisch.“

 

„Aber ein tödlicher Kämpfer, vergiss das nicht Laggroth.“ sagte Dhargush.

 

„Ich weiß, dass ihr Garush-Barûhl im Sturm nehmen wollt.“ Weißhaar stand auf um jedem der verbleibenden Orks in die Augen zu sehen „Das Feuer der Schlacht brennt in euch, aber lasst euch nicht von ihm verzehren. Unsere Siege haben wir errungen, weil wir mit List vorgingen, nicht mit roher Gewalt.“

 

Die Orks stimmten den Worten ihres Kriegsfürsten nur zu. Es war schwer ihr Temperament im Zaun zu halten, so kurz vor dem größten Sieg ihres bisherigen Lebens. Jeder wollte Ruhm und Ehre erringen die ihn zu einem Helden des Stammes machten, vielleicht sogar aller Orks im endlosen Gebirge. Von den Schätzen die in einer solchen Festung ruhten wollte Weißhaar gar nicht erst reden. Seine Kommandanten, wahrscheinlich jeder seiner Soldaten im Kriegszug, waren jetzt schon gestandene Krieger die Schlachten geschlagen hatten von denen andere Orks nicht einmal zu träumen wagten. Doch was war jeder Sieg, jede Einnahme und Verteidigung wert, wenn man nicht die große Festung des Feindes stürmte und seinen Namen vom Dach hinab schreien konnte. Als einer der ersten den Sieg verkünden zu können und zu beweisen, dass dieser durch einen errungen wurde. Nur Orks die dies taten, durften die beste Beute für sich beanspruchen. Und den meisten Ruhm. Ruhm von dem Weißhaar inzwischen mehr als genug besaß um als Legende zu gelten. Jedoch hatte dies seinen Preis gehabt. Einen Preis den nicht nur er selbst mit Blut gezahlt hatte, sondern auch sein Volk. Bevor sich jedoch die düstern Gedanken wir Gewitterwolken über seinen Verstand legen konnte, stürmte ein aufgeregter Ork in sein Zelt. Einer seiner Späher.

 

„Kriegsfürst!“ seine Stimme verriet große Aufregung. Die anderen im Zelt drehten sich zu dem Späher um.

 

„Was gibt es Späher?“ Weißhaars Stimme war ruhig und gefasst, während sich der Ork erst einmal sammeln musste.

 

„Wir haben etwas entdeckt, aber ihr werdet es nicht glauben wenn ihr es nicht selbst seht Kriegsfürst.“ in den Augen des Spähers lag Angst. Zu recht.

 

„Großer Worte gegenüber dem größten Krieger aller Orks Späher.“ warf Dhargush mit einem rauen Lachen ein. Der Späher schluckte nur.

 

„Du glaubst wirklich ich müsste es erst sehen um einem Krieger aus meinem Heer zu glauben.“ Weißhaars Blick legte sich auf den Späher „Schicke ich euch nicht aus um meine Augen und Ohren zu sein? Wenn ich mich von jedem eurer Funde erst selbst überzeugen muss, brauche ich euch wohl kaum.“

 

Die letzten Worte unterlegte Weißhaar damit, dass er seine Hand an Drachenklaue legte. Sein Blick weiter auf dem Späher ruhend.

 

„Ich…ich…“ der Ork schien bereits mit seinem Leben abzuschließen. Weißhaar stand auf, nahm die Axt in beide Hände und lachte leise.

 

„Lass es gut sein und zeig mir was du gefunden hast und von dem du denkst, ich müsse es wirklich selbst sehen.“

 

Die anderen Orks im Zelt lachten rau, während Weißhaar mit dem Späher hinaus ging der sichtlich erleichtert war das sich sein Kriegsfürst nur einen kleinen gemeinen Scherz erlaubte.

 

Kaum hatten sie das Zelt verlassen, stach die Sonne in Weißhaars Augen. Allerdings nicht so intensiv wie er es zu Mittag erwartet hätte. Feiner Staub und Rauch vernebelten die Sonne. Letzterer kam von den unzähligen Kesseln die im ganzen Lager der Orks verteilt waren und ständig brodelten. Erhitzt durch Feuer die mit allem am brennen gehalten wurden, was die Orks nicht brauchten. Jene die grade nicht in der Schlacht waren, ließen sich einfache Holzschalen mit dem Inhalt der Kessel füllen. Einer fettigen grünen Suppe.

 

Seine Augen gewöhnten sich schnell an das Licht, während er langsam den vertrauten Lärm einer Belagerung vernahm. Von der Burg her konnte er Zwergenhörner, lautes Gebrüll und das Klirren der Waffen hören. Geräusche die sein Blut schnell in Wallung brachten. Durch das Lager, dass sich durch die ganze Schlucht zog in der die Straße eingebettet war, drang dumpfes trommeln von den Steinbrüchen im Süden her. Dort hatten die Belagerungsmannschaften begonnen Brocken aus dem Fels zu hauen um die großen Schleudern mit Munition zu versorgen. Daher kam der feine Staub, der sich so trocken über das Lager legte.

 

Die beiden Orks gingen die Straße zum Süden hinauf. Das monotone trommeln wurde lauter und lauter, je näher sie dem Steinbruch kamen. Aus der Ferne konnte Weißhaar schon die Trupps sehen, welche mit groben Spitzhacken auf den hellgrauen Stein einschlugen um große Brocken aus dem Fels zu lösen. Kurz vor dem Bruch bog der Späher jedoch ab. Er hielt auf eine kleine Gruppe von Felsbrocken zu, zwischen denen ein schmaler Spalt zu sehen war durch den man auf eine Art Weg gelangte. Ein kleiner verwinkelter Seitenpfad schlängelte sich durch die hohen Felsen und führte von der Straße weg. Schweigend gingen die beiden durch die enge Passage, welche in einem geheimnisvollen Zwielicht lag. Hohe Zacken ragten beiderseits aus dem Fels und warfen verzerrte Schatten. Weißhaar ließ seine linke Hand über den Felsen gleiten.

 

„Das ist kein natürlicher Spalt. Ein Geheimgang zur Südstraße.“ es war keine Frage, sondern eine Feststellung.

 

„Ja Kriegsfürst.“

 

Es dauerte gut eine Stunde, bis der Späher anhielt um auf einen der Zacken zu klettern. Kleine Vorsprünge an denen man sich festhalten konnte unterschieden diesen von den anderen. Weißhaar lehnte seine Axt an die Felswand und tat es dem Späher gleich. Mit einigen kräftigen Zügen erklomm er den Aussichtsposten. Sie waren in der Tat sehr nahe der Südstraße. Man konnte die andere Seite von Garush-Barûhl sehen und die breite Front, die sich im Norden auftat. Ein interessante Anblick, doch schnell fielen Weißhaars Augen auf das was der Späher ihm melden wollte. Und er musste zu geben, er hätte es wirklich nicht geglaubt wenn er es nicht mit eigenen Augen sehen würde.

 

„Diese erbärmlichen Diebe.“ fluchte Weißhaar „Wie können diese Würmer es wagen hier zu erscheinen.“ Zorn wallte in ihm auf, als er auf das Orkheer blickte das die südliche Straße besetzte.

 

„Du gehst ins Lager zurück Späher um den anderen bescheid zu geben. Ich werde diese hinterhältigen Plünderer aufsuchen.“ befahl Weißhaar.

 

„Jawohl Kriegsfürst.“

 

Weißhaar sah noch einmal auf das fremde Heer. Es war nicht so groß wie seines, aber dennoch eine beachtliche Streitmacht. Auf ihren großen Bannern war eine Donnerwolke zu sehen, die über einem Berg hing und Blitze spuckte. Das Zeichen des Donnerberg Stammes. Er grollte innerlich. Dieser Stamm kam aus den Gebieten Lyn-Throks, dem Herrschaftsbereich von Kal´Kchala. Der größten Rivalin seines Herrn Szala’taresh.

 

Schnell kletterte der Kriegsfürst wieder von der Felsnadel hinab, nahm seine Axt und ging den schmalen Gang entlang Richtung Südstraße. Es war eine endlose Unverschämtheit der Donnerberger auf diesem Schlachtfeld zu erscheinen. Lange konnten sie noch nicht da sein, da er noch keine aufgebauten Belagerungswaffen sah oder eine Schlachtfront an den äußeren Wällen der Festung. Immer mehr Wut baute sich in ihm auf. Nicht nur das sie auf diesem Feld erschienen waren, sie mussten auch noch gesehen haben das bereits andere Orks diese Festung für sich beanspruchten. Anscheinend handelten sie in voller Absicht um ihnen die Beute streitig zu machen. Ein schmaler Spalt führte aus der Passage hinaus, so dass er direkt im Lager der Donnerberger erschien.

 

„Ihr da, wer ist euer Anführer!“ brüllte Weißhaar den verwirrten Orks entgegen, die noch nicht ganz verstanden zu haben schienen woher er plötzlich kam „Los sprecht schon!“.

 

Weißhaar vergeudete keine Zeit lange Erklärungen abzugeben oder dergleichen. Man wusste wer er war .Um seinen Standpunkt gegenüber den überrumpelten Orks zu verdeutlichen hielt er seine Axt in beiden Händen.

 

„Ich schätze du willst mit mir sprechen.“ sagte eine tiefe Stimme.

 

Von Rechts her drängte sich ein riesiger Ork durch die Menge. Seine Brust war breit wie ein Zwerg groß, seine Arme wirkten wie Baumstämme und sein breiter Kopf war von einer schwarzen Mähne bedeckt. Außer einem Lendenschurz trug der Ork nichts am Leib.

 

„Wenn du der Anführer dieses Haufens bist ja.“ schnaubte Weißhaar. Die Größe und offensichtliche Kraft des Orks konnten ihn nicht beeindrucken. Selbst als die dunkelgrüne Brust des anderen direkt vor seinem Gesicht war und dieser auf ihn herabblickte.

 

„Ich bin Raggrush und ja, diese Armee.“ das letzte Wort presste der Riese hervor „Ist meine, alter Weißhaar.“

 

„Wenigstens weißt du wer ich bin, dass zeugt davon das du kein Idiot bist.“ Weißhaar blickte dem Ork in seine dunkeln Augen. Ein kurzes Blitzen erhellte diese, aber er blieb still.

 

„Was willst du hier?“ knurrte Raggrush.

 

„Diese Frage sollte ich eher dir stellen.“ Weißhaar ging ein paar Schritte zurück, hob seine Axt und deutet mit ihr in Richtung der großen Grollfaust.

 

„Es ist wohl kaum zu übersehen das sie bereits von meinen Truppen angegriffen wird und somit mir zu steht. So wie es die alten Traditionen sagen. Niemand darf sich dort einmischen, es sei den es ist gewollt.“ Raggrush lachte nur verächtlich.

 

„Wie lange seit ihr schon hier? Sicher einige Tage und ihr habt noch nicht mal den ersten Wall genommen. Ihr habt so gut wie gar nichts geschafft außer das die Zwerge sich neue Lieder ausdenken können! Also darf jeder auf diese Festung Anspruch erheben und sich aus ihrer Schatzkammer bedienen, solange ihr zu nichts kommt.“ Raggrush machte eine kurze Pause. „Und deine Traditionen sind überholt alter Weißhaar.“ die Verachtung troff beinah aus seinem Mund.

 

„Du wagst es die ehrenden Gesetze…“ Raggrush unterbrach ihn barsch. Eine Dreistigkeit die Weißhaar nie erwartet hätte. In ihm kochte die Wut auf, aber er ließ sich nichts anmerken.

 

„Ehre. Gesetze. Pah. Schenk sie dir. Das einzige was zählt, ist wer zuerst auf dem Dach dieses Haufens steht, sonst nichts! Ich bin hier weil die große Kal´Kchala es wünscht und ich werde mich von einem altersschwachen Wurm dabei nicht aufhalten lassen.“ Raggrush stemmte die fleischigen Hände in die Seiten. Seine Soldaten brüllten laut den Namen ihrer Herrin und ihres Anführers.

 

„Erbärmlicher Plünderer.“ entgegnete Weißhaar nur ruhig. Es war bekannt das die Orks Lyn-Throks ein ehrloser Haufen waren, aber so ehrlos, dass hätte er nie erwartet. Hinzu kam das dieser Ork anscheinend seine Jugend und Kraft viel zu hoch einschätzte.

 

„Menschen haben mehr Ehre im Körper als ihr, aber ich sehe schon es ist sinnlos mit euch zu reden.“ Weißhaar musterte die Truppen seines Konkurrenten.

 

„Hast du noch mehr zu sagen? Wenn nicht verschwinde und versuch weiter die Mauer zu stürmen.“ Raggrush sah verächtlich auf Weißhaar hinab.

 

„Nein, mehr gibt es nicht.“

 

Er schüttelte nur den Kopf, legte Drachenkralle wieder an und ging zu der Spalte um den Schleichweg zu betreten. Raues Gelächter ertönte hinter seinem Rücken, als er den Weg betrat doch Weißhaar störte dies nicht. Er war es, der zu Lachen hatte. Natürlich ärgerte es ihn sehr, dass Raggrush und sein Haufen da waren um ihnen den Sieg streitig zu machen. Hinzu kam noch dieses ehrlose Verhalten das dieser an den Tag legte. Doch Raggrush schien genau so dumm zu sein, wie er groß war. Nur kurz konnte er die Truppen mustern, aber das reichte aus. Viele Bogenschützen, leicht gepanzerte Zackenschwertkämpfer und keine Belagerungstruppen. Im offenen Feld war der Haufen sicher eine Gefahr, aber eine Festung wäre uneinnehmbar für sie. Mit schnellen Schritten ging er zurück zu seiner Armee und bleckte diese Zähne, als er vor sich hin lächelte. Bei ihrem nächsten Treffen würde Raggrush sicher einen Kopf kürzer sein.

 

 

 

Lautes Knarzen und Knirschen ertönte, als der hölzerne Wurfarm der großen Schleuder nach oben gerissen wurde um einen weiteren Steinbrocken in Richtung Garush-Barûhl zu schleudern. Quietschend kam er zum Stilstand als sein Geschoss auf den Weg gebracht war und Sekunden später am Fundament des großen Festungsbogens zerschellten. Das Holzgestell ächzte nach dieser Belastung, doch die Orks gönnten ihm keine Ruhe. Hastig zogen sie den Wurfarm wieder runter, nachdem sich das stählerne Gegengewicht an dessen Ende eingependelt hatte, um einen weiteren Felsbrocken aufzuladen.

 

„Das ist nun schon der achte Tag Kriegsfürst. Ich habe keinen Zweifel, dass der Fuß brechen wird, aber ich weiß nicht wie lange die Schleudern noch durchhalten.“

 

„Sie werden so lange halten, bis er bricht Dhargush.“ Weißhaar blickte auf die Festung. Der breite Steinfuß hatte schon endlos viele Treffer abbekommen, dennoch hielt er. Die Zwerge waren sogar so dreist, die erhaltenen Geschosse ihrerseits auf die eignen Katapulte zu laden und zurück zu schießen. Auf einigen standen sogar Worte des Grußes oder der Schmähung.

 

„Wir haben schon drei verloren. Die letzte hat meinem besten Richtschützen sogar den Arm abgerissen, als sie geborsten ist.“

 

„Verstehe.“ Weißhaar nickte „Dennoch wirst du weiter feuern. Lange kann es nicht mehr dauern bis er fällt, dann kannst du deinen Männern und Waffen Ruhe gönnen.“

 

„Wie du meinst, Kriegsfürst.“ der Belagerungsmeister sah seinen Befehlshaber an „Was machen die Donnerberger?“

 

„Das was sie die ganze Zeit schon tun. Nichts.“ grollte Weißhaar.

 

„Feiges Pack. Sitzt nur rum und wartet bis wir ihnen die Tore öffnen, was?“ Dhargush spie aus.

 

„Vielleicht. Auf jeden Fall haben sie bisher noch keinen Handschlag getan um uns die Feste streitig zu machen.“ Weißhaar verengte die Augen. Etwas an der Feste schien plötzlich anders zu sein.

 

„Denkst du sie warten, bis wir die Zwerge besiegt haben um uns dann in den Rücken zu fallen?“ fragte Dhargush vorsichtig.

 

„Dhargush. Sie mögen ehrloser sein als wir, aber sicher nicht so hinterhältig wie Elfen und Menschen.“ sein Blick haftete immer noch an der Festung, während er Dhargush tadelte „Was denkst du würde mit ihnen geschehen, wenn dies bekannt wird? Sie würden selbst von den Orks aus Lyn-Throk gemieden werden. Als Ausgestoßene und Verräter.“

 

„Ja, du hast…“ Dhargush brach ab.

 

Ein dumpfes Grollen legte sich über das Tal. Erst leise, wurde es immer lauter als würde eine Lawine die Hänge hinab stürzen. Nach und nach hielten alle Orks inne. Unzählige Augenpaare legten sich auf die Festung, als der Grund für das Geräusch sichtbar wurde. Mit der Behäbigkeit eines Riesen begann sich der mächtige Steinbogen zu bewegen. Stück für Stück sank er dem Boden entgegen. Kleinere Trümmer lösten sich von ihm, fielen auf die Balkone und ließen diese einstürzen. Waffen, Flaggen und Zwerge mit sich in die Tiefe reißend. Hornsignale der Zwerge erklangen wie panische Schreie, als den Burgherrn aufging was geschah. Weißhaar lächelte zufrieden, als er aus der Ferne beobachten konnte wie die Zwerge ins Innere der Feste rannten. Dann herrschte kurz Stille.

 

Mit einem plötzlichen Ruck barst der unterste Teil des Bogens, auf dem das Gewicht aller anderen Galerien über ihm lag und mit lautem Getöse stürzte das Gebilde ein. Etliche Aufbauten brachen mit dem Hauptbogen weg, verwandelten sich in eine riesige Wolke aus Staub und begruben einen Teil des inneren Schutzwalles unter sich. Jubelende Schreie setzen unter den Orks ein, als sie die Frucht ihrer Arbeit sahen. Immer mehr Stimmen traten dem wilden Gebrülle bei, so das sie beinah lauter waren als der große Einsturz.

 

„Als hätte dein Wille ihn zu Fall gebracht Kriegsfürst.“ rief Dhargush über das laute Getöse und Gebrülle hinweg.

 

„Vielleicht war es mein Wille, aber es waren deine Schleudern die ihn zum Einsturz brachten.“ Weißhaar legte seinem Belagerungsmeister eine Hand auf die Schulter „Sobald die Sonne untergegangen ist, stürmen wir Garush-Barûhl.“

 

Die große Schuttlawine, die von der Burg abgegangen war hatte sich genau nach Weißhaars Plan ausgebreitet. Wie eine Rampe verteilten sich die Trümmer von der Burg hinweg über den Inneren und Äußeren Wall, deren Mauern von den schweren Brocken einfach niedergerissen wurden. Anstatt eine Bresche von Aussen zu schlagen, war es Weißhaar gelungen die Verteidigungsstellungen von innen her zu brechen. Ein Umstand der den Zwergen in keinsterweise gefallen dürfte. Nun brauchte er nur einige leicht gepanzerte Krieger über diese Rampe zu schicken um die Tore nach Garush-Barûhl zu öffnen.

 

Die Staubwolke die der Zusammenbruch des großen Bogens verursachte begann sich von der Einsturzstelle hinweg auszubreiten. Wie eine dreckige, braue Decke legte sie sich über das Tal und die Straßen. Tauchte alles in ein schmutziges Zwielicht, das die lauten Freudenschreie der Orks erstickte und zu dumpfen Echos machte. Weißhaar lächelte bei diesem Anblick, denn es schien als könne es der Sonne gar nicht schell genug gehen, dass Tal zu verlassen.

 

 

 

Eine laute und keineswegs dunkle Nacht war über das Grolltal hereingebrochen. Tausende Fackeln erhellten die Nordstraße während sie sich wie ein Strom aus flüssigem Feuer langsam der Festung nährten. Aus vollem Halse sangen die Orks ein Kriegslied, das von den Talwänden widerhallte. An der Spitze dieses Zuges schob sich ein einfacher, aber robuster, Rammbock immer weiter nach vorne zum Haupttor der Festung. Bewegt von Orks, die durch laute, im schnellen Rhythmus schlagende Trommeln angetrieben wurden.

 

Zufrieden betrachtete Weißhaar wie seine Truppen zum letzten Gefecht mit den Grollhämmerern antraten. Die Kommandanten der verschiedenen Horden standen bereits bei ihm, darauf erpicht die letzten Befehle zu erhalten.

 

„Eine denkwürdig Nacht, den es wird die letzte dieses Clans sein der es wagt sich unserem Herrn entgegen zu stellen.“ sagte Laggroth freudig, während er mit der linken seinen breiten Schild anhob. Einst zierte diesen ein goldener Drache auf schwarzem Untergrund, doch davon war nach all den Kämpfen nicht mehr übrig als ein zerkratztes Wirrwarr aus Schwarz und Gold.

 

„Ich kann es kaum erwarten meine Klingen in die fetten Leiber der Zwerge zu rammen.“ Zurggish grinste bei den Worten. Seine beiden blutverkrusteten Zackenschwerter trug er bereits in den Händen und in seinen Augen glühte das Verlangen, Blut zu vergießen.

 

„Hoffen wir nur das Dhargush für das Haupttor nicht genau so lange braucht, wie für diesen Bogen.“ Laggroth lachte leise, zumindest so leise wie es ein massiger Ork wie er konnte.

 

„Du solltest die Zeit lieber nutzen um die Schlachtordnung noch einmal durchzugehen, Bannerträger.“ Weißhaar sah Laggroth.

 

„Was jetzt nicht in den Köpfen von mir und meinen Männern ist, wird auf die schnelle auch nicht mehr hineinkommen.“ entgegnete dieser.

 

„Dabei ist dein Kopf so groß und leer, da würde genug für uns alle reinpassen.“ witzelte Zurggish, der sich einen bösen Blick vom Bannerträger dafür einfing.

 

„Da habt ihr wohl beide recht.“ sagte Weißhaar nur trocken „Erinnert euch nach der Schlacht an diesen Moment, es könnte der letzte gewesen sein an dem wir so zusammen standen.“

 

Die Anwesenden nickten schweigend. Ihr Kriegsfürst sagte dies vor jeder Schlacht, damit nie jemand vergaß dass ein Sieg immer seinen Preis hatte und selbst vor den gestandensten Kriegern nicht zurückschreckte um ihn einzufordern.

 

„Geht auf eure Posten. Der Rammbock hat das erste Tor passiert.“ Weißhaar griff nach Drachenkralle. Es war Zeit für einen Kriegsschrei. Doch er sollte nie dazu kommen ihn auszustoßen. Plötzlich warf sich eine massige Gestalt gegen ihn, riss ihn zu Boden und presste ihm die Luft aus den Lungen. Es war Laggroth.

 

„Laggroth, was…?“ bevor er die Frage zu Ende stellen konnte, begann das Sterben.

 

Das tödliche Surren von Pfeilen lag auf einmal in der Luft, als wäre ein Schwarm Insekten über sie gekommen. Noch während Weißhaar hörte, wie die Pfeile mit einem blechernen Knallen gegen Schilde und Rüstungen schlugen, begriff er was passierte.

 

„Hinterhalt!“ brüllte er über die verwirrten Schreie seiner Truppen hinweg, in die sich immer mehr Schmerzensschreie mischten.

 

„Kriegsfürst?“ eine knappe Erkundigung seitens Laggroths.

 

„In den Kampf.“ mehr musste er nicht sagen.

 

Der große Bannerträger erhob sich, in seinem Schild steckten drei dicke, schwarze Bolzen mit kleinen Widerharken an ihren Spitzen. Weißhaars Augen weiteten sich vor Zorn. Es waren keine Zwergenpfeile, sondern Orkgeschosse. Kaum stand er wieder, machte er sich ein Bild der Lage. Sein Zorn wuchs ins unermessliche, als seine Hände sich um die Stange von Drachenkralle legten.

 

Beiderseits der Straße, auf den Hügeln, waren Orkbogenschützen zu sehen die einen tödlichen Regen auf seine Armee niedergehen ließen. Wie Blitze die aus Schatten zu bestehen schienen, rasten Pfeile in die eingekesselten Orks und durchdrangen Rüstungen wie auch Fleisch. Viele lagen schon auf dem Boden, gespickt mit den dicken Bolzen aus deren Eintrittswunden rotes Blut wie Wasser hervorquoll. Jene die noch nicht tot waren, brüllten voller Hass und Wut in den Himmel hinein. Nie zuvor hatte es solch einen Verrat von Orks an anderen Orks gegeben.

 

„Eure Befehle?“ schrie Laggroth, während er sein Banner vom Rücken nahm und hochriss.

 

„Weg von der Festung! Wir müssen die Straße hinauf, in dieser Passage sind wir nur Schlachtvieh.“ befahl Weißhaar.

 

Der Bannerträger nickte, hob seine Flagge so hoch es ging und zeigte Richtung Berge während er den Befehl lauthals brüllte. Die Leibgarde der Kommandanten bezog inzwischen Stellung. Mit hohen Schilden versuchte sie die Kriegsführer so gut es ging abzudecken, aber bereits die Hälfte von ihnen war schon den Pfeilen der Angreifer zum Opfer gefallen.

 

„Vorwärts!“ Weißhaar wartet nicht lange, sondern rannte mit den anderen so schnell es ging los. Sie versuchten so nah es ging, an der nächsten Wand zu bleiben damit sie nicht ins Kreuzfeuer gerieten.

 

Ein Großteil der Armee war bereits in Bewegung, doch die Enge Passage behinderte sie zu sehr als das der Rückzug schnell von statten ging. Jede neue Welle aus Pfeilen warf Orks zu Boden und die unglücklichen, die nicht sofort tot waren wurden von den anderen erbarmungslos niedergetrampelt. Immer öfter mischte sich das feuchte brechen von Knochen und entsetzte Schreie in den allgemeinen Schlachtenlärm. Laggroth setzte sich an die Spitze des Zuges von Weißhaar. Nicht ohne Grund wie der Kriegsfürst wusste, den das große Kriegsbanner war ein gutes Signal für seine Truppen um ihnen den Weg zu weisen. Der Weg schien sich endlos zu dehnen und jeder Meter den sie vorankamen, kostet viel Blut. Weißhaar wollte gar nicht wissen, wie es seinem Belagerungstrupp erging, der nun am Ende anstatt an der Spitze der Armee war.

 

„Kriegs…“ grade als Laggroth sich neben seinen Herrn stellte um ihm etwas zu sagen, durchschlug ein Bolzen dessen Kopf. Warmes Blut spritze in Weißhaars Gesicht, als der Pfeil sich grade zu frech aus Laggroths Gesicht schob und kleine Stücke aus seinem Inneren hervorbrachte. Der große Körper des Bannerträgers brauchte einige Sekunden, bis er verstanden hatte dass, der er tot war. Ungelenk rannte er weiter bis er plötzlich zusammensackte um nach vorn über zu fallen. Die Standarte der Feuerberger fiel in den Dreck und saugte sich schnell mit dem Blut voll, dass aus Laggroths Körper lief. Zeit den Verlust zu bedauern gab es jedoch nicht.

 

Sie waren inzwischen auf Höhe der Steinbrüche angelangt. Die Straße wurde dort breiter und Bogenschützen gab es nur noch wenige auf den Hügeln, doch dafür stellte sich ihnen ein anderes Hindernis in den Weg. Zackenschwertkämpfer.

 

„Diesen Hunde.“ fluchte Weißhaar „Leibgarde und andere Nahkämpfer zu mir! Frontlinie bilden!“ brüllte er.

 

Wütend biss er die Zähne zusammen, als er die Taktik dieses Verräters Raggrush erkannte. Weißhaar hatte seine Armee so aufgestellt, dass die schweren Trupps vorne standen während die Bogenschützen weit hinten waren. Nun aber, da sie von den Donnerbergen von der Festung weggetrieben wurden, standen die Bogenschützen vorne. Leichte Beute für die Zackenschwerter.

 

Mit einem kurzen Brüllen blieb Weißhaar stehen, legte die Axt an und wartet bis die verbleibenden Leibgardisten sich neben ihm formierten. Es waren mehr als er dachte. Schnell bildeten sie einen Wall aus Schilden, Schulter an Schulter stehend und die Speere nach vorne gelegt. Sogar einige von Zurggishs Zackenschwertern waren bei ihm, versammelt um ihren Anführer. Hinter sich konnte Weißhaar immer noch das wütende Schreien seiner Truppen hören während die Verräter vor ihm zu warten schienen. Ein Fehler.

 

„Angriff! Schlachtet diese Verräter ab!“ schrie er und rannte nach vorne. Raggrush gab die Initiative ab, welche Weißhaar gerne annahm.

 

Entschlossen und vor entfesselter Wut schreiend kamen die wenigen Nahkämpfer ihrem Kriegsfürsten nach. Auch wenn der Feind in der Übermacht war, tat es gut wenigstens einige von ihnen mit in den Tod zu nehmen.

 

Ein Schleier aus Raserei legte sich über Weißhaars Sichtfeld, als er in die erste Linie der Feinde stürmte. Die Straße mochte hier breiter sein, aber immer noch nicht breit genug um gefächert auseinander stehen zu können. Getrieben von Hass und Wut schlug er Drachenkralle in die Donnerberger. Das scharfe Beil zerschnitt das Fleisch mehrerer Orks auf einmal, so das ihm Blut wie eine Welle folgte als der Hieb vollendet war. Entsetzt sahen die Verräter den alten Ork an, als ihnen das Blut ihrer Freunde ins Gesicht spritzte und sie die Axt erneut auf sich zukommen sahen. Die ersten zwei Reihen von Raggrushs Truppen fielen, als wären sie Korn unter einer Sense.

 

Dann prallten die Leibwachen in den Feind. Lautes metallisches Krachen ertönte, als Schilde auf Schwerter stießen. Begleitet von den Todesschreien jener die Opfer der langen Speere wurden. Mit aller Kraft stemmten sich die Feuerberger gegen ihre Schilde um den Feind zurück zu drängen. Befehle wurden gebellt, ein Horn ertönte. Weißhaar spaltete einen seiner Feinde in der Mitte, so dass dessen Körper auseinanderfiel als er den Hornklang vernahm.

 

„Bogenschützen zielt auf die Hügel!“ schrie er über den Kampflärm hinweg.

 

In einem ruhigen Moment zog er sich aus der ersten Reihe hinter seine Leibwachen zurück. Die Donnerberger ließen sich abrupt nach hinten fallen, als das Horn erklang. Weißhaar konnte sich denken was dies bedeutete. Wie Schemen huschten die feindlichen Bogenschützen in der Dunkelheit schnell heran um eine neue Position zu beziehen. Doch diesmal empfingen Weißhaars Truppen sie gebührend. Noch bevor sie den ersten Schuss abgeben konnten, flogen ihnen bereits die Pfeile der Feuerberger entgegen. Zwar mochte die Dunkelheit der Nacht sie schützen, aber die Menge an Geschosse reichte aus um die ersten zu Fall zu bringen. Manche stürzten tödlich getroffen von den Hügeln, andere fielen in die wütende Menge wo sie bei lebendigem Leibe zerfetzt wurden. Für einige Augenblicke sah es so aus, als könnten die Feuerberger dem Hinterhalt entkommen. Doch das Schlachtenglück war eine untreue Geliebte. Trotz der hohen Verluste gelang es einigen der gegnerischen Schützen die Rücken der Leibwachen aufs Korn zu nehmen. Ihre Pfeile zischten wie Giftschlangen an Weißhaar vorbei, durchstießen die Panzerplatten seiner Wachen und brachten einige zu Fall. Er wirbelte schnell herum, um den angerichteten Schaden in seiner Linie zu betrachten.

 

„Zurggish!“

 

Der Anführer seiner Zackenschwerter brauchte nicht mehr als diese Aufforderung, um zu wissen was sein Kriegsfürst wollte. Die leicht gepanzerten Krieger stürzten hervor und stopften die Lücken, welche die Bogenschützen in die Reihe schossen.

 

Zurggish war der erste, der in den Kampf ging. Beide Schwerter nach vorne haltend stach er einem Donnerberger in den Bauch, drehte seine rechte Klinge und zog beide auseinander wie eine Schere. Ein gequälter Schrei entwich dem Ork, als Blut und Inneren dampfend aus seinem Körper fielen und den Boden vor ihm bedeckten. Kaum war sein erstes Opfer gefallen, hieb Zurggish nach dem Zweiten. Der erste Schlag verfehlte es, doch der zweite riss ein Stück seines Halses weg woraufhin eine rote Fontäne aus ihm hervorbrach und es gurgelnd zu Boden gehen ließ. Mit entschlossenen Schritten bewegte sich Zurggish durch die Reihen der Feinde. Schmähungen brüllend fällte er einen Feind nach dem anderen. Er war wie eine grausame Naturgewalt.

 

Immer mehr Truppen Weißhaars erreichten die Front, stürzten sich auf die Verräter oder fielen durch die Bogenschützen, die immer noch in großer Zahl auf den kleinen Hügeln standen. Weißhaars Gedanken überschlugen sich. Die Lage war mehr als schlecht. Alles sprach gegen sie. Es gab weder schützende Stellungen noch einen Rückzugspunkt.

 

„Weißhaar!“ brüllte eine tiefe Stimme über das Schlachtfeld.

 

Die Reihen der Donnerberge teilten sich plötzlich. Einen Vorteil vermutend drangen einige der Feuerberger in diese Schneise, doch das was sich ihnen entgegenstellte ließ selbst die Herzen der tapfersten Krieger vor Angst erbeben. Ein gewaltiger Berg aus Metall, Stacheln und Fleisch stampfte durch die Schneise direkt auf sie zu. In den Händen hielt das Monstrum einen großen Streithammer der mit groben, zackigen Runen verziert war die blutrot leuchteten.

 

„Raggrush.“ flüsterte Weißhaar zornig „Geht zur Seite, dieser Kampf gehört mir.“

 

Langsam zogen sich seine Soldaten zurück, so wie es auch die Donnerberger taten. Auf dem ganzen Schlachtfeld kehrte Ruhe ein, als sich die beiden Kriegsherrn gegenüber standen. Solche Kämpfe waren den Orks heilig. Egal wie wenig oder viel Ehre sie im Blute haben mochten, der Kampf zweier Anführer war das erhabenste Duell das sie kannten und durfte durch nichts gestört werden.

 

„Raggrush ich hätte nie erwartet das jemand so feige und hinterhältig ist. Wie wenig Ehre muss man besitzen  um so einen Verrat zu begehen?“ spie Weißhaar grade zu aus.

 

„Sprich nicht. Stirb!“ war Raggrushs knappe Antwort.

 

Bevor Weißhaar noch mehr sagen konnte, hieb der massige Ork nach ihm. Mit beiden Händen haltend, hob Raggrush den Hammer über seinen Kopf und ließ ihn niederfahren wie ein Richter. Weißhaar wich dem behäbigen Kriegsgerät mit einem Schritt zur Seite aus, doch als der Hammer auf den Boden traf geschah etwas Unerwartetes. Kurz bebte die Erde und Weißhaar verlor das Gleichgewicht, schwankte und konnte sich grade noch mit seiner Axt abstützen um nicht zu fallen. Die roten Runen auf Hammer pulsierten.

 

„Magie!“ hauchte Weißhaar. Raggrush grinste boshaft.

 

„Kal`Kchalas Geschenk für ihren Kriegsmeister. Ein passendes für einen Donnerberger.“

 

Brüllend hob Raggrush seinen Hammer um ihn seitwärts gegen Weißhaar zu führen, dem es grade noch gelang dem wuchtigen Hieb auszuweichen. Die enorme Kraft hinter dem Schlag ließ Weißhaar eine Windstoß ins Gesicht blassen, der seine Mähne verwirbelte. Doch Raggrush war noch nicht fertig mit diesem Angriff. Anstatt die Wucht des Schlages zu bremsen drehte er sich mit dem Hammer, den er langsam über seinen Kopf hob und dann wieder nieder sausen ließ. Der Angriff war für Weißhaar vorhersehbar, weshalb er schnell außer Reichweite ging, aber die Magie die dem Hammer innewohnte bewirkte wieder etwas Unvorhersehbares. Als der Hammer auf den Boden schlug, schien dieser förmlich zu explodieren und eine Wolke aus spitzen Splittern schlug Weißhaar entgegen. Schützend hielt er seine Links vor die Augen, als dutzende von kleinen Geschossen Wunden in sein Gesicht und die Hände rissen, welche nicht von seiner leichten ledernen Rüstung geschützt waren. Er spürte wie kleine Rinnsale aus Blut an den Wangen hinab liefen, aber seine Augen waren unversehrt. Einer der Splitter hatte sich direkt in seine Hand gebohrt, dort wo das rechte Augen gewesen wäre. Schnaubend senkte er die Hand wieder, den Schmerz ignorierend der von den kleinen Wunden ausging.

 

„Beeindruckende Magie, aber war sie es wirklich wert zum Verräter zu werden.“ Weißhaar umklammerte wieder mit beiden Händen Drachenkralle, während er sich auf Distanz zu dem großen Ork hielt.

 

„Nein.“ Raggrush lachte leise, während er seinen Hammer wieder hob „Die mächtige Kal´Kchala hat mir weitaus mehr versprochen, wenn ich dich und die lästige Brut Szala´tareshs beseitige.“

 

„Was sagst du da?“ Weißhaars Augen verengten sich. Lauernd beobachtete er den großen Ork, der erneut einen Hieb von oben herab nieder gehen ließ.

 

„Bist du schon so alt, dass deine Ohren versagen?“ lachend ließ Raggrush den Erdboden beben und Weißhaar weiter nach hinten weichen.

 

„Es war ihr Befehl, euch hier anzugreifen. Sie wollte Szala´taresh diesen Sieg über die Grollhämmerer nicht lassen, darum entsandte sie uns euch zu vernichten.“

 

„Du lügst. Wieso sollten die Drachen das tun? Ihre Armeen im Kampf gegen die Zwerge untereinander auf sich zu hetzen. Mit allen Traditionen und Ehrengesetzen zu brechen…“ lautes Lachen unterbrach Weißhaar.

 

„Narr. Du bist wirklich zu alt, darum lass mich dich von deinem Leid erlösen.“ wieder schlug Raggrush nach Weißhaar, der dem Schlag nur knapp entgehen konnte. Ein kühler Lufthauch streifte sein Gesicht als der Hammer so nah vor ihm zu Boden ging und ihn von den Beinen holte. Keuchend landete Weißhaar auf der Erde. Weniger vom Schmerz ergriffen, als von den Worten seines Gegners.

 

„Ehre und Traditionen zählen nicht mehr, alter Weißhaar. Nur noch der Wille der Drachen ist von Bedeutung und alle die nicht bereit sind das zu akzeptieren, werden sterben.“ langsam hob Raggrush den Hammer, sein Gesicht von Freude und Wut verzerrt „Nur die Starken werden überleben und als treue Diener der Drachen über das endlose Gebirge herrschen.“

 

Kurz bevor Raggrush seinen tödlichen Schlag niedergehen lassen wollte, griff Weißhaar nach Drachenkralle, hob die Axt an und ließ deren goldene Kralle im Hals des großen Orks versinken. Sofort quoll Blut hervor, dass sich auf Raggrushs Rüstung ausbreitete während dieser röchelnd und voller Entsetzen den alten Ork ansah. Wortlos erhob sich Weißhaar, zog die Axt zurück und holte dann zu einem Schlag aus. Wie ein Baumstamm kippte Raggrushs lebloser Körper zur Seite während sein abgetrennter Kopf durch die Luft flog und irgendwo in den Reihen seiner Männer zu Boden ging.

 

„Dummkopf.“ flüsterte Weißhaar leise. Drachenkralle war eine mächtige Waffe, aber nicht nur wegen ihrer Härte und schärfe, sondern auch weil sie von unheimlich leichtem Gewicht war. Trotz ihrer Größe war sie so geschwind zu führen wie ein Schwert. Ein Vorteil den viele Gegner erst dann erkannten, wenn es zu spät war.

 

Lautes Jubeln brach unter seinen Truppen aus. Sie riefen voller Freude seinen Namen, lobpreisten ihn als größten Krieger aller Zeiten. Es dauerte nicht lange, bis die Donnerberger ihrerseits voller Zorn Rachegelüste hinaus schrien und der Kampf erneut entbrannte. Doch davon bekam Weißhaar nicht viel mit. Seine Gedanken kreisten um die letzten Worte Raggrushs. Wie konnte es nur sein, dass ein Drache mit voller Absicht Orks gegen andere Orks aufhetzte. Nur weil der eine dem anderen etwas missgönnte. Soviele seines Volkes mussten heute sterben, wurden um einen großen Sieg beraubt, weil es Zwist zwischen Kal´Kchala und Szala´taresh gab. Das konnte und durfte nicht sein, aber langsam dämmerte Weißhaar das Ausmaß dieser grausamen Wahrheit. Sein Atem ging schwer, wütend betrachtete er seine Waffe und dachte an all das Blut das er vergossen hatte für einen Herrn, der in ihm und seinem Volk nur ein Werkzeug sah. Denn mehr waren die Orks anscheinend nicht für die Drachen.

 

Die Bitterkeit dieser Wahrheit schlug in kalten Zorn um, der sich seinen Weg nach draußen suchte. Einen markerschütternden Schrei von sich gebend stürzte Weißhaar sich in die Reihen der Donnerberger. Ihres Sinnes und Zwecks beraubt, färbte sich seine Welt rot.

 

 

 

Bolgor Grollfaust, Fürst von Garush-Barûhl und direkter Nachfahre aus der Linie des großen Vagur Grollhämmerer sah von der Spitze seiner Festung hinab auf die Nordstraße. Man brauchte keine Adleraugen um das viele rot auf ihr zu sehen. Genauso wenig wie man Luchsohren brauchte um das Jubeln seiner Männer zu hören. Außer sich vor Freude stimmten alle Männer und Frauen in der Festung laute Lieder an, während ausgiebig Met getrunken wurde.

 

„Ha, diese wilden Bestien haben sich selbst zerfleischt.“ jubelte einer der Zwerge im vorbeigehen.

 

Bolgor nickte dem Zwergen zu, doch war seinem Herzen nicht nach Freude zu Mute. Es lag nicht an der Zerstörung des Nordwestturms oder den Verlusten, die sie erlitten hatten. Der Grund war viel finsterer und schrecklicher, als ihn sich je ein Zwerg ausmalen könnte. Bolgor war schon seit langem bekannt, was der Drachenkriegsherr Szala´taresh plante. Die Auslöschung seines Clans. Des großen Kriegerclans der Grollhämmerer, die damals den Drachen Nnilthin erschlugen, die Geliebte Szala´tareshs. Anfangs begrüßte Bolgor den aufziehenden Krieg gegen die Orks, aber zu seinem bedauern verloren sie eine Schlacht nach der anderen. Egal wieviele Orks man erschlug, es kamen immer mehr nach. Also musste Bolgor einen Weg finden das Überleben seines Clans zu sichern. Ein Frösteln überkam ihm bei diesem Gedanken. Ihr Stolz verbot es von anderen Clans oder gar anderen Völkern offiziell Hilfe zu erbitten, darum ging Bolgor einen schrecklichen Pakt ein.

 

Der Drache Kal´Kchala hegte schon lange eine Fehde mit Szala´taresh, also entschied Bolger nach dem Prinzip zu handeln, dass der Feind meines Feindes mein Verbündeter ist. In aller Heimlichkeit traf er sich mit einem Diener dieses Drachens und bot ihm ein Geschenk an, wenn dieser Drache die Orks Szala´tareshs vernichten würde. Es waren lange, zähe Verhandlungen gewesen aber am Ende hatte sich etwas gefunden das Kal´Kchala zustimmen ließ. Ein altes Artefakt aus den Tagen, als die Zwerge noch jung waren und sich mehr für Wissen und Magie interessierten, als für Handwerk und Eisen. In Bolgors Augen war dieser Gegenstand eher von sentimentalem Wert, also willigte er ein. Niemand in seinem Volk würde verstehen was Bolgor getan hatte, darum war es ein gut behütetes Geheimnis um das niemand außer ihm wusste. Sieht man von dem Drachen ab. Sicherlich würde man ihn entehren und verbannen, nachdem er geschoren worden wäre, aber dies war nun ohne Bedeutung. Der Drache hatte Wort gehalten und somit Bolgors Clan vor dem Untergang gerettet. Hinzu kam, dass sich nun Streitereien und Konflikte unter den Orks auftun würden, ein Vorteil für alle Zwerge.

 

Nickend wandte sich Bolgor von der aufgehenden Sonne ab. Er mochte seine Ehre aufs Spiel setzen, aber die guten Seiten dieses Paktes wurden immer offensichtlicher und in solchen Zeiten der Not musste ein Zwerg eben Dinge tun, die nicht unbedingt mit den Traditionen im Einklang waren. Man musste mit der Zeit gehen. Er war sich sicher, irgendwann könnte er dieses Geheimnis seinem Volk kund tun und sie würden verstehen, dass es weises handeln und nicht verräterisches war.

 

 

 

Der nächste Tag brach mit einer blutroten Sonne herein, die das Schlachtfeld in eine angemessene Farbe tauchte. Alleine stand Weißhaar in einem roten Morast aus Fleisch und Blut. Langsam klärten sich seine Gedanken und der Hass wich der Erkenntnis, dass alle Tod waren. Feinde wie Freunde. Freunde mit denen er sovieles durchgestanden hatte und sie so zu schätzen lernte. Feinde, die eigentlich sein Volk waren und nur durch eine Intrige ihrer Herrn zu dem wurden, was sie nun waren. Seine Augen richteten sich zum Himmel.

 

„Ich schwöre euch, ihr werdet dafür zahlen.“

 

Drachenkralle auf dem Rücken verstaut verließ Weißhaar das Grolltal um den einzig wahren Feind seines Volkes zu bekämpfen.

 

 

 

Doch dies ist eine andere Geschichte…

 

 

 

 

 

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