Diese Geschichte ist eine Hintergrund/Fluff-Story die ihm Rahmen einer WH40K Kampagne basierend auf seinem Spiel entstanden ist.

Ohne Glorie

(( Spieltag 1 ))

 

"Der Sieger lebt in Ehre, der Besiegte stirbt in Schande"

- Departmento Munitorum, Strategische Parabel 27:2

 

 

 

"Weniger als ich erwartet habe."

"Wirklich?", Major Dunlaug sah den Oberst fragend an.

"Wenn man die Umstände betrachtet schon."

"Also wenn dir dreizehn Prozent Ausfälle nicht reichen, ich kann da gerne was machen."

Dunlaug grinste breit unter seinem verschwitzten Bart.

"Nein, danke", entgegnete Oberst Pavek feixend "das reicht schon, nur wie gesagt, ich hätte mit mehr gerechnet."

"Sag es nicht zu laut, die Zahl der Meldung bezüglich", Dunlaug gestikulierte ungelenk mit den Händen "Kollern nimmt immer mehr zu."

"Etwa wieder eine Latrinensprengung?", Oberst Pavek konnte sich das Grinsen nicht verkneifen.

"Nein", antwortete Dunlaug trocken.

Tags zuvor war ein Soldat in Panik verfallen, als er eine Riesenschlage in einer provisorischen Latrine vorfand. Das Holzgebälk wurde vom ihm dann mittels einer Sprengladung befriedet.

 "Was dann?", Pavek wurde wieder ernster.

"Der Doc meinte, dass die Soldaten nicht gut mit dieser Welt klar kommen. Irgendwas mit der Psyche und so."

"Soll heißen?"

"Flora und Fauna meinte er, dass alles gibt es auf Kjaargengard nicht. Wir kennen nur die Makropole, den Dreck und den Krach dort. Sowie das stickige Klima. Nichts ist vergleichbar mit dem hier, was den Soldaten zu schaffen macht. Er meinte  irgendwas von Reizüberflutung", Dunlaug machte eine kurze Pause "zusätzlich zu den anderen Belastungen."

"Verstehe", Pavek nickte.

Dunlaug fuhr sich mit der Rechten durch den Bart, was er schnell bereute. Ein klebriger Schweißfilm blieb auf dieser zurück. Stöhnend wischte er sie am Ärmel ab.

"Diese Welt ist ein Alptraum", stellte Pavek fest.

Sie waren erst seit wenigen Tagen auf Optimus X, was aber schon ausreichte um an die Nerven zu gehen. Die schwüle Hitze des Dschungelplaneten war das erste Problem. Vielen schlug sie auf den Magen, machte sie unterschwellig aggressiv und quälte einen einfach nur durch permanentes Schwitzen. In den Nächten gab es entweder gar keine Abkühlung oder aber die Temperatur fiel unnatürlich tief ab. Regen machte alles nur noch schlimmer, da die Luftfeuchtigkeit soweit anstieg, dass einfach nichts mehr trocken wurde. Mit der Zeit verlange das immer mehr Kondition ab. Körperlich und geistig.

Vegetation und Tierwelt sorgten dann für den Rest.

Saftige, grüne Dschungel mit einer endlosen Vielfalt an bunten Pflanzen. Riesige Bäume, die kleinen Makropolen gleich von Tieren und Insekten bewohnt wurden. Prächtige, farbenfrohe Vögel die majestätisch durch die Luft glitten. Im ersten Moment war diese Welt wunderschön.

Aber nur im Ersten.

Schnell entpuppte sich das üppige Leben als Fluch. Von allen Seiten drang Kreischen, Zirpen, Grunzen, Quieken, Brüllen, Flattern, Heulen und Zischen einem Kaleidoskop aus Lärm gleich auf einen ein.

Tag und Nacht.

Insekten krabbelten überall herum, stachen die Soldaten um an deren Blut zu kommen. Rationen wurden in Windeseile von Fliegenschwärmen befallen. Wasserfässer verwandelten sich in Brutkolonien. Verwanzte Zelte. Latrinen voller Ungeziefer. Selbst in den Panzern gab es kein Entkommen.

Bunte Blumen stießen bei der kleinsten Berührung Wolken aus Sporen aus, die zu Halluzinationen führten. Andere ließen dicke, fleischige Lianen herab hängen, die nichts anderes als Tentakeln waren um Beute zu fangen. Menschengroße Beute.

Optimus X machte seiner Klassifizierung alle Ehre.

"Wo wir bei Alptraum sind", Dunlaug zog eine Karte hervor.

"Was sagt die Aufklärung? Wie sieht es mit den Linien der Astartes und Cadianern aus?"

Pavek nahm die Karte entgegen. Im Hintergrund tuckerte eine Chimäre im Leerlauf, hinter der sich einige Soldaten tummelten. Die Anspannung stand allen ins Gesicht geschrieben. Selbst Dits und Pors verzichteten auf ihre üblichen Kabbeleien.

"Das was man von den Space Wolves sehen kann, bewegt sich wie erwartet auf die Ruinen des Tempels zu", erklärte Dunlaug knapp.

Pavek nickte.

"Und die Cadianer?"

"Marschieren auf uns zu, sind aber noch zu weit entfernt. Sieht so aus, als wäre alles aufgegangen."

Einen Augenblick lang betrachtete Pavek die Karte. Dunlaug schien Recht zu haben. Unübersehbar hatte sich das Hauptkontigent des Regiments einen Weg zu den Ruinen des Russ Tempels auf dem Plateau geschlagen. Auf breiter Front marschierte das 36. Kjaargengard auf um seine Stellung aufzubauen.

"Für die Panzer ist das Plateau zu abfällig, die Chimären werden da viel Freude haben. Wie sieht es mit den Kompanien aus?"

"Alles in Stellung. Waffentrupps eingegraben, Infanterie und Transporter bereit. Aufgefächerte Formation. Panzer in der Mitte", fasste Dunlaug kurz zusammen.

"Gut. Hoffen wir dass ihre Panzer sich mit unseren in der Mitte beschäftigen. Wir machen die rechte Flanke dicht und schicken massig Infanterie über die Linke Flanke", Pavek fuhr mit dem Zeigefinger über die Karte.

"Sie sollen so viel schweres Gerät wie möglich in Richtung der Eldar bewegen, was ihnen bestimmt nicht ungelegen kommt", ein Anflug von Verbitterung lag in Paveks Stimme.

"Ich würde auch lieber auf Xenos schießen, als auf treue, imperiale Soldaten", brummte Dunlaug, dann fuhr er fort "Aber man kann nicht alles haben. Wenn unsere Panzer aus dem Dickicht kommen, wird es die Cadianer kalt in der Flanke erwischen. Klingt für mich nach einem guten Plan."

"Theoretisch sind Pläne ja immer gut", Pavek rang sich ein Lächeln ab "aber du weißt ja..."

Ein greller, höllisch roter Strahl, der nur für einen Herzschlag erkennbar war, unterbrach ihn.

"Was zum...?", Pavek kam nie dazu den Satz zu beenden.

Die Chimäre hinter ihm zerplatzte in einem riesigen Feuerball, der alles um sich herum in eine brennende Hölle verwandelte. Unzählige, glühende Metallteile erfüllten plötzlich die Luft. Surrten herum wie glühende Geschosse. Bohrten sich in Körper und Bäume, durchschlugen Gliedmaßen und Äste.

Dunlaug fiel zu Boden.  In seinen Ohren klingelte es schrill. Ihm war schwindelig. Die Sicht kurz unklar.

Wo eben noch Soldaten standen, lagen nun zuckende, verbrannte Körper. Das abgesprengte Schott der Chimäre wurde von einem Baum abgefälscht um genau in der Gruppe von Soldaten zu landen, die eben noch in der Nähe des Panzerfahrzeugs stand. Mehrere Körper wurden von der Stahlplatte mit einem feuchten Klatschen einfach zerquetscht.

Dann entdeckte er den Oberst.

Pavek lag reglos, blutüberströmt auf dem Boden. Neben ihm ein verkohlter Leichnam. Völlig benommen versuchte Dunlaug aufzustehen, doch seine Arme wollten den Körper nicht tragen. Alles verschwamm wieder. Nach Leibeskräften brüllte er nach einem Arzt, hörte aber nur das schrille Klingeln in seinen Ohren. Sein Magen verkrampfte sich. Völlig hilflos lag er da, musste mitansehen wie sein Kommandant, sein Freund, verreckte. Er spukte etwas Saures aus.

Eine gefühlte Ewigkeit später rannte jemand mit einem weißen Rucksack zu Pavek. Doc McBroun war da. Ein kurzer Blick, ein Daumen nach oben. Dunlaug atmete tief ein und aus.

Sein Hörvermögen kam in dem Moment wieder, als die Sturmadlerrakete eines geheiligten Manticores direkt über ihnen in dutzende, hochexplosiver Sprengkörper zerfiel.

"Nein", hörte er sich selbst sagen.

Der farbenfrohe Dschungel zu seiner Rechten verwandelte sich plötzlich in ein flammendes Inferno. Überall war nur noch expandierendes Feuer, das gierig alles verschlang. Vor sich her trieb es eine Wand aus Gluthitze, die allen Überlebenden die Luft aus den Lungen presste. Dunlaug wurde schwarz vor Augen.

 

Sergeant Junderak gab einen leisen, beeindruckten Pfiff von sich, während er breitbeinig über dem geöffneten Dachluk der Chimäre stand.

"Was war das?", rief einer der Soldaten aus dem Transportraum.

"Würde sagen ein paar Veränderung in der Kommandostruktur", rief er lächelnd hinab.

Die nachfolgenden Explosionen der Sturmadlerrakete rangen sogar ihm ein respektvolles Raunen ab. Türme aus Feuer erhoben sich plötzlich in den Himmel, begleitet von unheilvollen Grollen.

"Scheiße und was war das!", brüllte der Soldat.

"Eine Menge Beförderungen."

Ohne ein weiteres Wort zu verlieren sprang Junderak nach unten in den Mannschaftsraum. Sein Trupp sah ihn fragend an.

"Fhorn, los bring uns zu den Cadianern!", befahl er.

"Sir, aber wir haben keinen Befehl vom Oberst."

"Du hast meinen Befehl, glaub mir, dass reicht im Moment", Junderak grinste über das ganze Gesicht.

Von draußen erklangen Explosionen, Schreie und das unverkennbare Zischen von Lasergewehren.

"Es geht los!"

 

Etwas riss an der seligen, feuerfreien Dunkelheit die Dunlaug umfangen hatte. Stöhnend versuchte er es zu verscheuchen, doch es ließ nicht ab.

"Sir!"

"Nein", brummte er.

"Sir, Sir! Verdammt kommen sie gefälligst zu sich oder ich schlag ihnen die Eier zu Brei!"

Dunlaug blinzelte. Ein hageres, faltiges Gesicht war vor ihm. Weiße Ränder aus Haar. Verbrauchte Augen.

"Ist was Doc?", fragte er den Regimentsarzt verwundert.

"Pavek ist verletzt, Kommandountauglich. Sie sind jetzt der Ranghöchste Offizier im Feld."

Schlagartig war Dunlaug wieder klar. Seine Sinne nahmen den Wahnsinn um ihn herum auf. Tosender Schlachtenlärm, der verbrannte Gestank des Kriegs, der Geschmack von Blut und Asche.

"Wie schlimm ist es?"

"Er wird’s überleben“, McBroun lächelte dünn "Vorausgesetzt wir überleben das hier. Sie sind nun dran, Sir."

Bevor Dunlaug irgendwas sagen konnte, wandte sie der Arzt ab um zu Dits und Pors zu rennen. Beide hielten den schlafen Körper des Oberst.

"Befehle Sir?", fragte jemand an seiner Seite.

Es war Funker Hjorn. Aus dem Voxlautsprecher drangen dutzende, aufgeregte Stimmen, die nach Befehlen verlangten.

"Mist", murmelte Dunlaug leise, "Hjorn, Breitband, ich will mit allen reden!"

Mit geübten Griffen schulterte der Funker das Vox ab, betätigte die Regler und nickte Dunlaug zu. Im Hintergrund waren Explosionen zu hören, als der Major nach dem Sprechgerät langte.

"An alle, Major Dunlaug hier. Der Oberst ist verletzt, wiederhole verletzt! Habe nun das Kommando, Feuer nach eigenem Ermessen. Haltet Euch an den Plan und gebt ihnen die Hölle. Weitere Befehle folgen. Ende!"

Hjorn sah seinen Vorgesetzten an, in den Augen lag ein gewisser Tadel.

"Ja ja, ich weiß, total inspirierend. Scheiße", fluchte der Major lauthals.

"Sir, was nun?"

"Auf zum Rest des Trupps, vielleicht habe ich bis dahin eine brillante Idee wie wir hier lebend rauskommen."

 

"Was tot?"

"Nein, verletzt!"

"Schwer?"

"Woher soll ich das wissen?!"

"Haltet die Fresse und schießt endlich!", schrie ein anderer Soldat.

"Auf was, auf wen? Auf unsere Leute?", brüllte der Erste über den Lärm der Schlacht hinweg.

"Wir werden alle sterben!", jammerte irgendwer.

Die Lage in der sechsten schweren Waffenkompanie eskalierte zusehends. Während sich einige anbrüllten und bedrohten, saßen andere mit in den Händen vergrabenen Gesichtern da.

Vorher war die Lage schon schwer gewesen. Die Nerven mehr als nur blank. Aber Paveks Ausfall war der letzte Tropfen gewesen,  der nötig war um die Moral zu kippen. Bei zwei weiteren Trupps war die Situation ähnlich. Erst das beherzte Eingreifen der Sergeants, das einige gebrochene Nasen und eine standrechtliche Exekution zur Folge hatte, änderte die Lage. Nur war es da schon zu spät.

Ohne Unterstützungsfeuer der schweren Waffen oder Deckungsfeuer anderer Einheiten rückten die Reste des 36. vor.

Genau auf die geordnete Linie der Cadianer zu.

 

Wie eine Welle rollte entferntes Donnern und Grollen durch den Dschungel, überlagerte die Lärmkulisse der Tiere für einige Augenblicke um dann irgendwo in der grüne Hölle zu verklingen.

Angespannt blickten die Mitglieder der 13. Kompanie jedes Mal auf.

"Scheint so als hätte der Tanz begonnen."

Den Worten des Sergeant folgte nur stummes Nicken.

"Klingt nach schwerem Feuer, gut das wir hier außer Reichweite sind", murmelte einer der Soldaten leise.

"Oh ja, gut das wir auf der anderen Seite sind. Zusammen mit tollen Eldarmaschinen, könnte kaum besser sein“, kommentierte Soldat Fjökksin sarkastisch.

Der gesamte Trupp schaute zu dem hünenhaften Phantomlord der Eldar herüber. Einer Wächterstatur gleich stand er im Dickicht des Dschungels, die große, elegante Waffe im Anschlag haltend. Seine fremdartige, kristalline Panzerung reflektierte die Sonnen.

"Warum sind wir nochmal hier Sergeant?", fragte Fjökksin.

"Um den Eldar unseren Kooperationswillen zu beweisen", die Antwort war völlig neutral betont.

"Und warum wirklich?", hakte der Soldat mit einem schiefen Grinsen nach.

"Weil wir beim Lose ziehen verloren haben, ansonsten hätte sich doch keine Sau freiwillig für diese Scheiße gemeldet. Reicht das nun als Antwort oder müssen wir das ganze nochmal durchgehen Fjökki?", antwortete der Sergeant sichtlich entnervt.

Fjökksin schüttelte nur grinsend den Kopf. Niemand in der Einheit wollte wirklich an der Seite der Eldar sein. Vor allem als Geleit für eine ihrer unheiligen Maschinen.

Plötzlich übertönte ein ohrenbetäubendes Krachen den allgemeinen Lärm. Der gewaltige Donnerschlag  sorgte dafür dass sich die Mägen der Soldaten zusammenzogen.

"Beschuss?"

"Nein", sagte der Sergeant.

"Da oben!"

Einen feurigen Schweif hinter sich herziehend, raste eine glühende Landungskapsel auf den Dschungel nieder, als wäre sie das zornige Richturteil des Imperators. Erst kurz vor dem Aufschlag stoben lodernde Flammen aus dem Bremsaggregat, die einen großen Teil der Vegetation wegbrannten.

Der große Phantomlord verlor keine Sekunde. Mit fließenden, eleganten Bewegungen, die man einer Maschine dieser Größe nie zusprechen würde, marschierte er mit erhobener Waffe in Richtung der Kapsel.

"Es geht los. Vorwärts, für den Imperator!", rief der Sergeant seinem Trupp zu.

Geduckt folgten die Soldaten der Eldarmaschine.

 

"Sind sie sicher?", wollte Tempestor Djorn wissen.

"Laut den Anzeigen des Auspex und der Cogitatoren, im Vergleich zu den uns zugewiesenen Koordinaten, ist dass die Landungszone, Sir", antwortete der Kopilot der Walküre.

"Unmöglich, gehen Sie das nochmal durch!"

"Sir, wir sind bereits mitten im Anflug. Wir können von Glück reden, das es noch keinen Flakbeschuss gibt."

"Und genau das macht mir Sorgen! Also, gehen sie es durch!", trotz der durch das Helmvox verzerrten Stimme, war es mehr als deutlich das Djorn keine Wiederrede mehr duldete.

Der Kopilot nickte nur.

Aus dem gepanzerten Sichtfenster konnte er die vermeidliche Landungszone sehen. Dicke, ölige Rauchschwaden stiegen überall auf. Kleine Brände, die durch Explosionen verursacht worden waren, loderten im dichten Dschungel. Offensichtlich schenkten sich die beiden Regimenter nichts.

Was Djorn allerdings stutzig machte, war die Tatsache dass alles vor seiner Landungszone lag. Entweder war das 36. dermaßen schnell vorangekommen, dass der Einsatz der Scions hinter den feindlichen Linien nicht mehr nötig war oder irgendwas lief völlig falsch.

"Beim Imperator, was ist das!", rief der Pilot erschrocken.

Es dauerte nur eine Sekunde, bis Djorn fand was den Piloten so erschreckte. Ein Schauer durchfuhr ihn.

"Das muss die Eldarmaschine sein, von der uns erzählt wurde."

 

Massiver Geschosshagel ließ den großen, mit Moos bedeckten Baum zerplatzen. Unzählige Splitter gingen auf Dunlaug und seinen Trupp nieder, die in einem Erdloch hockten das hinter einer gewaltigen Wurzel gegraben worden war. Vorsichtig entfaltete er wieder die Karte in seinen Händen.

"Also, Junderak hält auf sein Ziel zu?", schrie er über den Schlachtlärm hinweg.

"Ja Sir!", bestätigte Hjorn.

"Was ist mit der Zweiten?"

Kopfschütteln beantwortete die Frage.

"Mist."

Das aggressive Zischen von Raketenwerfern schnitt unvermittelt durch die Luft. Irgendwo erklangen gedämpfte Explosionen. Erst jetzt fiel Dunlaug auf, dass er das kontinuierliche Rattern der nachladenden Mörserbatterie schon gar nicht mehr wahrnahm.

"Hjorn, wer weißt eigentlich Aquillaregen ein?"

Stoisch feuerte der große Mörserpanzer Salve um Salve aus seiner Deckung in Richtung der Cadianer. Die Läufe waren bereits rußgeschwärzt. Mehrere volle Munitionskisten zu seinen Ketten würden dafür sorgen, dass sie noch schwärzer werden würden. Auf der verschmutzten Kuppel prangte ein großer, goldener Aquilla, der eine gewisse Sicherheit ausstrahlte.

"Soweit ich es höre, reines Sperrfeuer. Keine Einheit ist nah genug am Feind."

"Geben Sie Junderak den Befehl die Einweisung vorzunehmen!"

Hjorn nickte, dann leitete er den Befehl weiter. Von der anderen Seite ihrer Deckung erklang ein dröhnendes, metallisches Geräusch, dessen Nachhall wie ein Gong klang.

"Bericht!", bellte Dunlaug.

"Treffer am Leman Russ, weiter einsatzbereit", rief ein Soldat.

Nickend nahm er es zur Kenntnis, wischte sich über die Stirn um dann wieder die Karte zu studieren. Die Flankeneinheiten müssten jede Sekunde ins Geschehen eingreifen. Mit ein wenig Glück würde das für die Ablenkung sorgen, die sie brauchten um sich wieder zu sammeln.

"Also...", tiefes, grollendes Dröhnen ließ ihn verstummen.

Es war kein einzelnes Geräusch, sondern mehrere, die sich zu einem tiefen, sonoren, Puls verbanden, der kurz danach die Erde beben ließ. Sämtliche Bäume wurden durchgeschüttelt. Blätter und kleine Äste fielen herab. Die Soldaten hatten Schwierigkeiten auf den Beinen zu bleiben.  Für einen Moment stockte die Schlacht.

"Beim Imperator, war das wieder dieser verkackte Manticore!!", brüllte Dunlaug.

"Nein", die Stimme des Soldaten war so fahl wie seine Gesichtshaut.

Mit der Rechten zeigte er auf etwas, von dem Dunlaug nur eine Sekunde später wünschte er hätte es nie gesehen.

Jenseits der Ebene, in der die Schlacht tobte, erhob sich ein flacher Hügel der von einer uralten, imperialen Tempelanlage gekrönt wurde. Eine hohe, gewaltige Anlage, in ihrer Erhabenheit immer noch beständig seiend wie der Gott Imperator selbst, verkündete das sie allen Widrigkeiten getrotzt hatte um den Glanz des Imperiums zu wahren. Daneben stand die pure, häretische Verkörperung abartiger Xenostechnologie.

Ein gigantischer Phantomritter.

Niemand konnte sich auch nur im Geringsten vorstellen, was die Maschine grade getan hatte, aber es wollte auch niemand. In einer der Hände hielt sie ein Schwert, das mindestens so groß wie ein Panzer sein musste. Der abstoßende, längliche Kopf war nach unten gerichtet. Unvermittelt, mit einer ungeheuren Eleganz, hob die Maschine ein Bein und ließ es nieder gehen. Erneut erklang das Dröhnen des Stampfens.

"Beim Imperator", murmelte ein Soldat.

"Aber die Astartes...", keuchte ein anderer.

Niemand wollte sich vorstellen, wie die mächtigsten und gefürchtetsten Krieger des Imperiums, die Söhne von Russ, von einer Xenomaschine zertreten wurden, als wären sie Insekten.

Dunlaug wurde Übel bei dem Gedanken, mit so was verbündet sein zu müssen.

Plötzlich trat ein großes, fliegendes Schemen aus dem Schatten der Ruine. Das Licht brach sich auf der eisblauen Panzerung des Stormwolfs, der wie ein wütender Raubvogel auf die Eldarmaschine zuhielt.

Auch wenn die Eldar ihre Verbündeten waren, befiehl Dunlaug Euphorie.

Die Space Wolves vergeudeten keine Zeit. In einem spitzen Angriffswinkel stürzte sich der Stormwolf auf den Ritter. Gleißende Melterstrahlen zerschnitten die Luft. Dunlaug ballte unbewusst die Fäuste. Rote Blitze, die von der Laserkanone ausgingen, prasselten gegen den Koloss, während seine Haut von den Multimetern verbrannt wurde.

Doch nichts geschah.

Stattdessen hob der Ritter seine freie Hand, um nach dem Stormwolf zu schlagen, als würde er ein Insekt vertreiben.

 

Erneut bebte der gesamte Transporter, als etwas gegen seine stählerne Panzerung schlug. Ein tiefes, dröhnendes Geräusch erfüllte den Innenraum, dass brutal auf die Trommelfelle drückte. Flackerndes Rotlicht ließ die besorgten Gesichter der Soldaten geradezu angstverzerrt aussehen.

"Wie weit noch?", rief Junderak dem Fahrer zu.

"Sind gleich da Sir!"

"Schön! Wäre übrigens nett wenn du die ein oder andere PAK auslässt."

Junderak sah zu seinem Trupp, nickte kurz und stand mit dem Lasergewehr im Anschlag auf. Mit einem lauten, mechanischen Klacken erwachte die gelbe Warnleuchte neben der Ausstiegsluke zum Leben. Das matte Gelb, das pulsierend an und aus ging, vermischte sich mit dem flackernden Rot zu einem unangenehmen Stroboskop.

"Das Leben von Björksin für einen Maschinenseher", sagte er grinsend.

Der Trupp lachte leise.

"Bereit machen!" rief der Fahrer.

Alle standen auf. Die Waffen im Anschlag, die Augen auf das Luk gerichtet. Von draußen erklangen dumpfe Explosionen.

"Scheiße! Wo kommen die den her?", fluchte der Fahrer plötzlich.

"Keine Ahnung, von oben?", fragte der Beifahrer, der das Turmgeschütz bediente.

"Was ist das los?", wollte Junderak wissen.

Unruhe machte sich in dem Trupp breit.

"Sir hier sind Eldar!"

"Willst du mich verarschen?"

"Nein Sir, die sind einfach wie aus dem Nichts...", ein lauter, überraschter Schrei beendete den Satz.

"Blendgranate", rief der Beifahrer "die ziehen da irgendeine Scheiße ab. Sieht so aus als wollten Sie sich unser Ziel vor unserer Nase krallen!"

Wütend biss sich Junderak auf die Unterlippe, bis er Blut schmeckte. Das hier war sein Auftritt, seine Möglichkeit zu glänzen um seinen Wert zu beweisen. Niemand würde ihm das nehmen. Vor allem keine Xenos die einfach aus dem Nichts kamen.

"Anhalten, Luk öffnen! Der Xenosabschaum führt uns nicht vor!", brüllte er wütend.

Das klackende gelb verwandelte sich in ein durchgängiges, giftiges grün. Zischend senkte sich das Luk, helles Licht füllte die Chimäre plötzlich aus gefolgt vom Duft von Pflanzen, Feuer und Ozon. Geduckt verließ der gesamte Trupp den Transportpanzer, der gleichzeitig als Deckung genutzt wurde um zur Böschung zu gelangen, hinter der die Cadianer sich befanden. Man hörte den vertrauten klang von Lasergewehrfeuer, dass jedoch  von einem fremdartigen, hochfrequenten Jaulen begleitet wurde.

"Alle draußen!", rief der letzte Soldat.

Junderak, inzwischen an der Spitze des Trupps, klopfte zweimal gegen die Panzerung der Chimäre. Röhrend ruckelte diese vor, erklomm die kleine Böschung und ließ ihren schweren Flammenwerfer sprechen. Fauchendes Feuer ergoss sich in den Bereich der cadianischen Stellung. Die Reaktion dieser fiel jedoch deutlich anders aus als erwartet. Gleißende, ultraheiße Plasmastrahlen schlugen in die Front der Chimäre ein.

"Sturm!", brüllte Junderak bevor irgendwer etwas sagen konnte.

In aufgefächerter Linie rannten die Soldaten auf die Böschung zu während sich die Chimäre mit lauten Protestgeräuschen zurückzog. Das linke Kettenglied war teilweise geschmolzen und sprang im Rückwärtsgang ab. Die Front war größtenteils versengt. Einige der Panzerplatten waren zu dicken, blasenartigen Klumpen zerlaufen. Dicker, schwarzer Rauch quoll aus den Löchern und Öffnungen. Nach wenigen Metern kam die Chimäre dann röchelnd zum Stillstand und blieb als qualmendes Wrack hinter Junderaks Trupp liegen.

 

Die erhobene, geballte Faust befahl dem Trupp stehen zu bleiben. Alle gingen automatisch in die Hocke, die Waffen im Anschlag. Irgendwas vor ihnen machte Lärm.

"Klingt wie eine Maschine", flüsterte Fjökksin.

"Granatwerfer, Sprenggranaten!", sagte der Sergeant leise.

Zwei Soldaten mit klobigen Granatwerfern kamen nach vorne gelaufen.

"Der Rest sucht Deckung. Was immer da kommt, wir werden es ihm nicht leicht machen!"

Alle nickten, dann setze sich der Truppe in Bewegung. Während die Trommelmagazine der Werfer gewechselt wurden, versteckten sich alle hinter umgekippten Bäumen und Wurzeln.

Langsam kam der Lärm näher, nahm Gestalt an. Regelmäßiges Stampfen. Das Zischen von starken Hydrauliken. Ein mächtiger, brummender Motor.

Anspannung kam auf.

"Was zum...", setzte einer an.

"Ruhe!", befahl der Sergeant sofort.

Etwas Raschelte vor ihnen. Knickte ungeniert Äste ab und machte aus seiner Anwesenheit keinen Hehl.

Der Sergeant sah zu den Männern mit den schweren Waffen, deutete auf seine Augen und schlug dann die Faust in die andere Hand. Beide nickten. Bei Sicht schießen.

Quälende Sekunden vergingen.

Dann brach ein eisblauer, adamantener Koloss hervor.  Dröhnende ebnete er alles ein, was es wagte in seinem Weg zu sein. Pachtvolle, goldene Verzierungen unter denen Schädeltrophäen hingen schmückten die breite Front des mächtigen Cybots. Eine schreckliche, blau leuchtende Klaue hieb störende Bäume in Stücke, als wären sie nur Gestrüpp.

Bevor den Soldaten auch nur bewusste wurde was vor ihnen stand, ertönte das hohle Schussgeräusch der Granatwerfer. Zwei kleine Explosionen verpufften völlig wirkungslos an der linken Seite des ehrwürdigen Cybots.

Gestört wirkend, wenn dies überhaupt bei einer solchen Maschine zu erkennen war, blieb er stehen, richtete seine Kanonen aus und ließ den eisigen, blauglühenden Zorn von Fenris auf den Trupp niedergehen. Sie kamen nicht einmal zum Schreien.

Innerhalb von drei Sekunden löschte die Helfrost-Kanone den gesamten Zug aus.

Ohne weiter Notiz von der Störung zu nehmen, setzte der Cybot seinen Weg fort um ein würdiges Ziel anzugreifen. Den Phantomlord der Eldar.

 

"Kontakt. Cadianer!", rief der Fahrer des Banewolfs.

"Endlich lohnt sich die ganze Scheiße hier mal!"

Grinsend setzte sich Geschützführer Gasjkon an die Bedienhebel des Chemogeschützes. Sein verschwitztes Gesicht reflektiere das grüne Flackern auf dem Bildschirm, während ihm die Turmmontierte Kamera zeigte, was sich vor dem Angriffspanzer abspielte. Ein dutzend Soldaten suchte scheinbar schnell Deckung vor dem Panzer, der einfach aus dem Unterholz gebrochen war.

"Versteckt euch, versteck euch, trotzdem verreckt ihr", murmelte Gasjkon leise.

Abwechselnd zog er die Hebel hoch und runter. Jedes Mal erklang lautes, mechanisches Rattern von dutzenden Kolben und Zahnrädern, als die Kontrolleinheit die Befehle an den Turm weitergab, der sich daraufhin ausrichtete.

"Seif sie ein!"

Lachend drückte Gasjkon auf die Auslöserune. Feuchtes Gurgeln erklang, als eine anlaufende Turbine eine Mischung verschiedenster toxischer Chemikalien in die Rohre presste. Ein ekelhaftes, schmatzendes Geräusch verkündete, dass die Kanone gefüllt war.

Auf seinem Bildschirm konnte er sehen, wie ein Strahl auf die hellgrünen Konturen niederging, die Bäume, Pflanzen und Menschen anzeigten. Letztere zappelten auf einmal wild, warfen sich auf den Boden, rollten hin und her, während sie immer mehr an Substanz verloren, bis sie zu einem einheitlichen Dunkelgrün zerliefen, dass den Boden darstellte.

"Mach doch mal das Fenster auf, ich will auch was hören", sagte Gasjkon.

Mit einem beherzten Griff öffnete der Fahrer das kleine Sichtluk in der Front des Banewolfs. Auch wenn es winzig war, es reichte aus. Unglaubliche Schmerzensschreie waren zu hören. Die Cadianer hatten keine Angst mehr vor dem Tod, sie wünschten ihn sich nur noch herbei. Doch er ließ auf sich warten.

Aus psychologischen Gründen waren die Anzeigen auf dem Bildschirm des Schützen sehr einfach gehalten. Nicht mal in der imperialen Armee ging man davon aus, dass jemand lange bei geistiger Gesundheit blieb, wenn er immer wieder mit ansah wie sich lebende Wesen zu einem dickflüssigen, fleischigen Brei zersetzten, wenn eine Chemokanone sie traf.

Allerdings waren die meisten Banewolf Besatzungen eh nicht bei völliger geistiger Gesundheit.

"Riechst du das?", fragte der Fahrer.

"Ja, riecht nach Heimat und Freude. Kjaargengards Gruß hat wieder ganze Arbeit geleistet."

Zufrieden tätschelte Gasjkon die Wand des Panzers, als etwas seine Aufmerksamkeit erregte. Auf dem Bildschirm war etwas zu erkennen. Etwas großes, dass in der Luft war.

"Hey da draußen ist was!", rief er.

"Ich hör es, ich hör es", hektisch blickte der Fahrer aus dem kleinen Fenster.

Ein unsichtbarer Schlag schüttelte den Panzer durch. Funken explodierten plötzlich aus allen Ecken. Rauch füllte den eh schon stickigen Innenraum. Sämtliche Elektronik erlosch. Plötzlich saßen die beiden in einem dunklen Stahlklotz. Einzig das kleine, offene Fenster sorgte für Beleuchtung. Keiner wagte es sich zu bewegen.

Nicht mal zu husten.

Von draußen konnte man das Heulen von Turbinen hören, die langsam abklangen. Erst als das nach einer guten Minute nichts mehr zu hören war trauten sie sich wieder zu reden.

"Wir leben", stellte der Fahrer fest.

"Wir hatten verdammtes Glück, wirklich."

Gasjkon sackte in sich zusammen. Ihm wurde erst jetzt bewusst, wie versteift er auf dem Stuhl gesessen hatte.

"Wer immer das war, sie haben sicher die Ketten und alles zu klump geschossen. Das muss denen gereicht haben."

"Dann sind wir wohl raus aus dem Spiel", stellte Gasjkon fest.

Der Fahrer nickte nur.

Sekunden später platzte die dicke Hauptleitung der Kanone. Wie bei einer gebrochenen Wasserleitung spritzen dutzende Liter brodelnder Chemikalien binnen Sekunden in den engen Innenraum des Panzers. Alles war sofort mit einer ätzenden Schicht überzogen, die in Folge eine Reaktion ebenso ätzende Gase freisetzte.

Wild hin und her werfend versuchte sich der Fahrer von der Säure zu befreien, doch sie brannte sich tiefer und tiefer in sein Fleisch. Bei jeder Berührung mit einer Ecke oder einem Gegenstand blieben blasenschlagende Fleischfetzen kleben, die sich langsam zersetzten. Als der Schwund an Muskelmasse zu groß war fiel er in die Lache auf dem Boden. Platschend löste sich der zuckende Körper langsam auf.

Gasjkon hatte aus irgendeinem Grund mehr Glück. Nicht nur das die Säure nur seine Hände getroffen hatte, es war ihm gelungen grade zu rechtzeitig an die Sprossen der Leiter zu kommen, die zum Turmluk führten. Hustend hievte er sich Sprosse für Sprosse hoch. Dämpfe brannten in seiner Lunge.  Die Finger schmerzten höllisch, aber er war fast oben. Er sah nicht nach unten, verschwendete keinen Gedanken an seinen Freund oder was geschehen war.

Er wollte nur raus.

Endlich am Luk angekommen griff er mit der rechten Hand nach dem Hebel. Blutige Stummel glitten über das saubere Metall. Eine leicht dampfende, rote Schicht blieb zurück.

"Nein", keuchte Gasjkon.

Bis zur Handfläche waren die Finger weggeätzt. Blasenschlagend fraß sich ein dünner Säurefilm  immer weiter voran. Panisch blickte er die andere Hand an. Dasselbe Spiel.

"Nein! Nein! Nein!", kreischte er voller Angst.

Immer wieder hieb er nach dem Hebel, aber die nutzlose Hand glitt einfach ab. Die Lunge füllte sich immer mehr mit den Dämpfen, bis er einen schmerzhaften Hustenanfall bekam.

Krampfend verlor er die Kontrolle über seinen Körper, glitt ab und fiel in die steigende Lache.

Doch ein unvorstellbar grausames Wesen gönnte ihm keinen schnellen Tod. Es zwang seinen Geist im sich auflösenden Körper zu bleiben, bis buchstäblich nichts mehr da war. Und es ließ ihn dabei sehr genau wissen, dass es jede Sekunde seiner köstlichen Qualen ausgiebigst genoss.

 

"Sedieren!", brüllte der alte Mann.

Der jüngere sah ihn nur fragend an.

"Sedieren!"

"Was?"

"Sedieren sie ihn, sie Idiot!"

"Was heißt das?"

Die jüngere Stimme war voller Verzweiflung.

"Betäuben! Sie sollen ihn betäuben!"

Etwas wurde in Paveks Körper gerammt.

Eine Spritze.

McBroun. Pors.

Die Gesichter, die er verschwommen sah, besaßen Namen. Namen die er kannte. Denen er etwas zuordnen konnte.

Doch bevor er zum weiteren nachdenken kam, bereiteten sich schwarze Ränder an seinem Sichtfeld aus. Dunkelheit kam auf. Verschleierte alles Stück für Stück bis nichts mehr andere da war.

Allerdings wusste Pavek bereits, dass er in dieser Dunkelheit nicht alleine sein würde.

 

Dumpf knallte ein weiteres schweres Geschoss gegen die Front des Leman Russ. Die Explosion ließ noch mehr verrußte, zerbeulte Panzerung zurück.

"Der ist ganz schön zäh", bemerkte Dunlaug aus seiner Deckung heraus.

Seit Beginn des Gefechts war der schwere Panzer nahezu festgenagelt auf seiner Position geblieben, aber er tat den Cadianern nicht den Gefallen zu explodieren.

"Hoffen wir mal das es so bleibt, er scheint die Cadianer am Vormarsch zu hindern", meinte der Soldat neben ihm.

"Was?", fragte Dunlaug.

"Erm Sir, Entschuldigung ich habe nur..."

"Nein, nein, was war das?"

"Er hindert sie am Vormarsch", antwortete der Soldat verwirrt.

Dunlaug sah vorsichtig aus der Deckung. Schon die ganze Zeit kam ihm etwas seltsam vor, nun konnte er es endlich einordnen. Die Cadianer ließen es schweren Beschuss hageln, aber Linie bestand nur aus Panzern. Keine Infanterie.

Schon die ganze Zeit wartete er auf eine heranstürmende Horde Soldaten.

Erst vor ein paar Minuten konnte er die wieder aufgetauchte Zweite Problem in Richtung Junderaks Stellung schicken, ohne dass Sie Beschuss meldeten.

"Da ist doch was faul", murmelte er.

Grollend rollte eine schwere Explosion über das Schlachtfeld.

"Sir! Willensbrecher meldet Abschuss des Manticores!", rief Hjorn.

"Ja!", schrie Dunlaug laut.

Verhaltener Jubel erklang aus verschiedenen Ecken, der sofort einen Dämpfer bekam. Eine letzte Sturmadlerrakete schlug nahe ihrer Stellungen ein. Erneut verschwanden ganze Teile des Dschungels sowie einige Soldaten in einer riesigen Feuerwalze.

"Ach kommt schon", frustriert sprang Dunlaug auf und warf seinen Helm in Richtung der Cadianer "Das kann doch nicht Euer ernst sein ihr Penner!"

Ein einzelner Schuss aus einer Laserwaffe schlug demonstrativ neben ihm ein.

"Sir!", schrie Hjorn entsetzt.

Dunlaug setzte sich, wischte durch den Bart und seufzte.

"Das Scheißteil musste aber auch noch einen glorreichen Abgang haben."

Dunlaug würde erst viel später Erfahren wie glorreich dieser Abgang war.

 

Junderak pfiff beeindruckt als er das Werk von Willensbrecher begutachtete. Zuerst war es dem Demolisher nur gelungen, die Front des Manticores übel einzubeulen. Der zweite Schuss hingegen war ein glatter Volltreffer, von dem ein klaffendes Loch in der Flanke Zeugnis sprach.

"Schön, dass wird vieles einfacher machen", bemerkte er.

Hinter ihnen lagen die Leichen einiger Cadianer und Eldar. Die Cadianer hatten ganze Arbeit geleistet. Der Eldartrupp war aufgerieben, doch Junderaks Angriff erwischte sie kalt. Mithilfe der Flammen und Granatwerfer war es ihnen gelungen sie aus der Stellung zu vertreiben um sie selbst zu halten. Wobei die plötzliche Anwesenheit des Demolishers, der einfach aus den Tiefen des Dschungels preschte, den Gegenangriff deutlich minderte.

"Melde Dunlaug das wir hier alles kontrollieren. Mit dem Panzer an der Seite können wir die Trupps am Nachrücken hindern", wies er seinen Funker an.

Krachend schlug eine Rakete in die linke Flanke von Willensbrecher ein. Alles zuckte zusammen.

"Scheiße was war das?"

Junderak sah über die Böschung hinweg. Qualm stieg vom Panzer auf, der zornig seine Bolter sprechen ließ. Ohne Erfolg. Geschickt nutzte eine kleine Einheit Cadianer das Wrack ihres Manticores als Deckung um sich an den Demolisher heran zu pirschen. Ein besonders großer Cadianer hantierte dabei mit einem Raketenwerfer, als wäre er ein Spielzeug.

"Leck mich", fluchte er.

"Sir, Willensbrecher verlang Feuerschutz und zwar sofort", meldete der Funker.

Ihm kam eine Idee.

"Ruf Aquillaregen, ich will Prioritätsbeschuss".

 

"Feuer auf die Hügelflanke konzentrieren, zerstört die Chimäre!"

Mehrere Raketen rasten auf die leicht bewaldete Flanke unter dem gewaltigen Tempel zu um Dunlaugs Befehl in die Tat umzusetzen. Wo die Raketen einschlugen hinterließen sie verbrannte, pechschwarze Erde. Schmauchspuren zierten die Chimäre, die sich nur noch rumpelnd fortbewegte. Eine weitere Salve gab ihr den Rest. Einer der Radkästen wurde abgesprengt. Zerstörte Kettenglieder und Aufhängungsteile wurden wie glühende Schrapnelle durch die Luft geschossen.

Sofort fiel die Ausstiegsluke runter. Geduckt verließ ein Trupp Cadianer den lahmgelegten Transporter. Lasergewehre im Anschlag. Enge Formation. Deckung gebend.

Noch bevor der letzte ausgestiegen war zischte eine Rakete wie ein wütendes Insekt mitten in die Gruppe. Körper- und Ausrüstungsteile  wurden von einer Explosion, die halb aus Feuer, halb aus Dreck bestand, abgerissen. Laute Schreie gellten über das Schlachtfeld. Dunlaug sah nicht weiter hin.

"Haben wir neue Berichte Hjorn?", fragte Dunlaug.

Im Hintergrund feuerte Aquillaregen beständig weiter. Die Munitionskisten neben ihm waren schon gut geleert.

"Junderak forderte Mörserbeschuss. Spähtrupp fand im Osten das Wrack des Banewolfs. Keine weiteren feindlichen Einheiten", berichtete der Funker.

"Sehr gut, dann sitzen wir ja doch nicht so tief in der Scheiße wie ich dachte."

Wie eine Schockwelle raste die Detonation des Leman Russ über Dunlaugs Stellung. Jeder wurde umgeworfen. Stöcke, kleinere Steine, sowie Metallteile gingen auf sie nieder. Für einige Augenblicke herrschte Verwirrung.

"Ruhig bleiben! Das war abzusehen!", brüllte Dunlaug gegen das Dröhnen in seinen Ohren an.

Länger als erwartet war es dem Leman Russ gelungen das Feuer der cadianischen Panzer zu schlucken. Nun war er würdig abgetreten.

"Bereit machen für Panzerabwehr! Werfer laden!", rief er so laut wie möglich.

"Hjorn, kontaktieren sie diese Spezialeinheit, diese Feuerfliegen. Jetzt werden wir sie und ihre Melter brauchen!"

Ohne zu zögern gab Hjorn die Befehle weiter. In den Reihen des 36. kam Unruhe auf, als alle sich auf den Panzerangriff vorbereiteten. Raketenwerfen wurde neu ausgerichtet und geladen. Granaten bereit gemacht. Einige Soldaten beteten zum Imperator.

Sekunden vergingen, doch es kamen keine Panzer.

"Worauf wartet ihr? Hab ihr etwa noch Basilisken in der Hinterhand", murmelte Dunlaug.

"Sir."

Neben ihm zeigte jemand auf die schwarze Bresche, die vom Manticore in ihre Linie und den Dschungel gebrannt worden war. Ungläubig stand Dunlaug auf.

"Leck mich, dass ist nicht euer ernst", sagte er grimmig.

 

Langsam klärte sich die Dunkelheit vor Djorns Augen auf. Wie lange er weg gewesen war konnte er nicht sagen, aber er lebte noch und der Schmerz war moderat. Drei Atemzüge später sprang die Ausbildung eines Scions an. Es waren keine schwere Verletzungen zu spüren, keine Brüche, keine Benommenheit.

Djorn stand auf um die Lage zu klären.

Wut und Hass packten ihn, spülten die ruhige Abgeklärtheit hinfort.

Gut ein Drittel seines Trupps bestand nur noch aus verkohlten Leichen, die in einem riesigen verbrannten Feld lagen. Der Rest war leicht bis schwer verletzt. Der Anblick schmerzte Djorn. Er versuchte nicht auf die Details zu achten. Abgetrennte Arme und Beine.  Massive Verbrennungen.

"Sir?", fragte einer der Scions.

"Wir lassen keinen Verwundeten zurück. Sammeln und Rückzug. Das ist nicht unser Kampf."

Drei Schritte später merkte Djorn das der Scion keinen Befehl wollte, sondern nach seinem Zustand fragte. Aus seinem Oberschenkel ragte ein großer Metallsplitter mit einer Munitoriumsmarkierung. Ein Splitter der Sturmadlerrakete die sie getroffen hatte.

Kurz bevor der Tempestor umfiel war der andere Scion bei ihm, um ihn zu stützen.

"Befehle Sir?"

"Alle sammeln und weg hier".

Mit der Zeit klang der Schock bei Djorn ab. Schmerz breitete sich aus. Benommenheit ergriff ihn und er war dankbar, dass der andere ihm half. Auch wenn es sich für einen Tempestor der Scions nicht gehörte, Schwäche zu zeigen.

Als alle gesammelt waren machten sie sich auf. Die meisten konnten grade so gehen. Djorn danke dem Gott-Imperator, dass der Beschuss der Cadianer abgeflaut war. Er wollte nicht wissen was der Grund dafür war oder wie es um den Rest des Regiments stand, aber scheinbar reichte es den Cadianern mit ihren Raketen alles zu Asche zu verbrennen.

Etwas Blaues funkelte neben ihnen.

"Achtung!", rief er, aber es war schon zu spät.

Wie aus dem Nichts tauchten sie auf.

 

"Verdammt das dauert zu lange", fluchte Junderak.

"Wir könnten Schießen"

"Schlau Wyrnward, wirklich, aber dann hätte ich auch keinen Mörserbeschuss anordnen müssen oder?", ätzte Junderak.

"Ich mein nur, die sind gleich in Position."

Trotz des Bolterfeuers bewegte sich der kleine, cadianische Trupp weiter auf Willensbrecher zu, dessen beschädigte Kette ihn daran hinderte sich zu bewegen. Das Wrack blockierte das Schussfeld dermaßen unglücklich, dass der Panzer nichts machen konnte.

"Erst die Eldar, nun die Cadianer. Will mir jeder meinen Auftritt nehmen."

"Ich will ja nichts sagen, aber...", setzt Wyrnward an.

"Wenn du nichts sagen willst, sag nichts", unterbrach Junderak ihn.

Derweil lud der große Cadianer seinen Raketenwerfer.

"Ich habs."

Bevor jemand reagieren konnte sprang Junderak auf, stellte sich breitbeinig auf die Böschung und brüllte so laut wie es ging.

"Hey! Hey ihr!"

Die Cadianer reagierten nicht mal.

"Ich will Euch was sagen."

Die Rakete war im Lauf, der Soldat ging in Position. Verzweifeltes Jaulen kam von Willensbrecher, als der Panzerfahrer versuchte die Maschine zum Fahren zu bringen, aber die Ketten blockierten.

"Ich werde eure Mütter auf euren Gräbern ficken."

Die Cadianer hielten für einige Augenblicke inne, dann schauten alle zu Junderak. Bei einem wurde der Kopf so rot, dass man meinen konnte ihm kämen gleich Melterstrahlen aus den Augen. Beleidigungen wurde zurück gebrüllt. Einer wollte sich vom Trupp lösen. Seine geballten Fäuste in Richtung Junderaks gehoben.

Dieser ließ es sich nicht nehmen, mit der rechten Hand beherzt in den Schritt zu greifen um dann eine auf und ab Bewegung zu machen.

Plötzlich war ein lautes Surren zu hören. Grinsend sprang Junderak die Böschung hinab, dann explodierten die Mörsergranaten von Aquillaregen.

Wütende Schmerzens- und Todesschreie erklangen.

Als der Mörserbeschuss abgeklungen war hob Junderak den Kopf über die Deckung. Einige der Cadianer waren nur noch blutige Haufen, die mit etlichen kleinen, silbernen Aquillas übersäet waren. Die Glücklicheren waren nur verwundet. Stöhnend und ächzend halfen sie ihre Kameraden. Bedauerlicherweise war es dem großen Soldaten mit dem Werfer gelungen zu überleben, musste er feststellen.

Lächelnd setzte er sich wieder hin.

"Tja, so macht man sich einen Namen, meine Herrn", sagte er voller Selbstzufriedenheit.

Der Rest des Trupps sah seinen Sergeant einfach nur fassungslos an.

 

Ungläubig, mit geballten Fäusten, beobachtete Dunlaug das Spektakel. Azurblaue Schemen jagten über die verbrannte Erde. Gefolgt von eleganten Gestalten in prächtigen, bunten Rüstungen. Einige besaßen majestätische Schwingen, in denen sich das Licht der Sonne wie in Kristallen brach.

Die Reserve der Eldar war eingetroffen.

Voller Selbstsicherheit schritten sie über das Schlachtfeld, marschierten durch die Reihe der Imperialen als wäre diese nur ein Teil der Vegetation. Schrilles Surren von Shurikanwaffen erfüllte die Luft. Die Viperschwadron stürzte sich auf die cadianischen Panzer.

"Diese Bastarde waren die ganze Zeit hinter uns und haben nichts getan", grollte Dunlaug.

Ohne ihnen weiter Aufmerksamkeit zu schenken, marschierten die Eldar einfach weiter.

 

Wütend betrachtete Djorn die Eldar, die einfach an ihnen vorbei gingen. Er war froh darüber noch den Helm zu tragen, da ihm Tränen des Hasses über die Wangen liefen. Warum auch immer, manifestierte sich in seinem Verstand der Gedanke, dass die Schuld für die Ungenauigkeit ihrer Landung bei den Eldar lag. Vielleicht wollten sie so ihre kostbaren Leben retten, bis der Manticore ausgeschaltet war. Mit verdammter Eldartechnologie. Saurer Geschmack bildete sich in seinem Mund.

Die Gedanken hingen wie zornige Gewitterwolken noch lange in seinem Verstand.

 

"Hjorn, Befehl an alle. Stellung halten, kein Nachsetzen. Überlassen wir es den Eldar mal zu bluten."

Dunlaugs Stimme war voller Gram. Angeblich sollten die Eldar weitaus früher ins Geschehen eingreifen, aber scheinbar besaßen die Xenos eine ganz andere Vorstellung von Zeit als die Menschen. Andererseits konnte man ihnen auch keinen Vorwurf machen. Keine von beiden Seiten hätte sich mit Freuden ins Feuer der Cadianer gestürzt um der anderen das Leben zu retten. Schnaubend sah er zu dem Plateau herauf, um das sie gekämpft hatten.

Wie ein zufriedener Henker stand der gigantische Phantomritter am Rand, als würde er die Schlacht begutachten. Die gewaltige Klinge ragte bedrohlich in Richtung des Schlachtfeldes. Dunlaug wollte sich nicht ausmalen was den Space Wolves wiederfahren war. Verbitterung kam in ihm auf.

 

"Wir gehen zum Panzer, los!", rief Junderak.

"Aber wir sollen doch die Stellung halten", sagte einer der Soldaten.

"Ja, aber in der Nähe eines Panzers fühle ich mich irgendwie sicherer", Junderak zeigte mit einer Hand zu Willensbrecher, "außerdem sind die Cadianer auf dem Rückzug."

Trappend setzte sich der Trupp in Bewegung. Nur Junderak blieb stehen.

"Was ist?", fragte Wyrnward.

"Ehrlich, ich muss mal pissen. Komm gleich nach."

Wyrnward nickte nur kurz, dann folgte er dem Trupp. Seufzend ging Junderak durch die Leichen der Cadianer und Eldar.

"Heiliger Gott-Imperator ich bete, dass du nichts dagegen hast wenn ich eine der Eldarleichen anpisse", sagte er gen Himmel.

Grade als er dabei war die Hose zu öffnen, bemerkte er eine Bewegung. Hektisch griff er nach seinem zuvor abgestellten Lasergewehr. Fluchend sah er sich um. Auf dem Boden, einige Schritte vor ihm, bewegte sich etwas. Die Schwingen eines der prachtvollen Falkenkrieger rührten sich leicht.

Vorsichtig nährte er sich dem Eldar, dessen Arme in einem unmöglichen, schmerzhaften Winkel abgeknickt waren. Getrocknetes Blut klebte an den Stellen, an denen die Arme gebrochen waren.

"Hey!"

Gedämpftes Stöhnen kam aus dem Helm.

Junderak zögerte, da er nicht wusste was er machen sollte. Immerhin lag dort ein Xeno vor ihm. Allerdings war dieser offensichtlich wehrlos und er hatte schon so manches über die Eldar gehört, was ihn neugierig machte.

Ganz langsam ging er in die Hocke, legte das Gewehr ab um mit beiden Händen den kunstvollen, länglichen Helm des Xenos abzuziehen. Ungewollt zitterte er dabei. Stück für Stück kam der Kopf des Xenos zum Vorschein. Als er völlig entblösst war, stockte Junderak der Atem.

"Gott-Imperator, danke," keuchte er.

Nie in seinem Leben hätte er gedacht etwas so schönes sehen zu dürfen. Das scharfkantige, feingeschliffene Gesicht der Eldar, dessen Konturen und Proportionen schlicht perfekt waren, wurde von nahezu goldenem Haar umrahmt. Unglaublich reine Haut. Große, blaue Augen in denen Mann mit Freude ertrinken wollte. Junderak war völlig verzückt.

"Heute muss mein Glückstag sein," frohlockte er.

Die Eldar war völlig angeekelt.

"Bring mich zu meinen Leuten!", presste sie durch ihre angenehm rosefarbenen, vollen Lippen hervor.

In ihren wunderschönen Augen glänzte die Abscheu.

"Nur wenn du bitte sagst", sagte Junderak lächelnd.

Die Eldar schwieg.

"Oder wie wäre es mit einem Kuss?"

Ihre Augen blitzten ihn förmlich an. Er war sich sicher, wäre sie psionisch Begabt gewesen, wäre er nun tot.

"Bring mich zu meinen Leuten!", wiederholte sie mit Nachdruck.

"Na, nicht so wütend."

Während sie ihn immer wütender ansah, beugte er sich weiter vor. Sein Gesicht war dem ihren so nah, dass er ihren warmen Atem auf seiner Haut spühren konnte.

"Es tut auch nicht weh."

Sie presse die Lippen zusammen.

Er die seinen auf ihre.

Zuckend bewegte sie sich hin und her, doch Junderak setzt sich einfach auf ihren Torso. Schaubend entwich ihr die Luft. Durch die gebrochenen Arme konnte sie ihn nicht abschütteln.

Junderak lächelte kurz, dann drückte er seine Lippen fester auf ihre. Der Mund blieb zu. Wütend atemete sie ein und aus. Sekunden vergingen.

"Komm schon, nur ein Kuss", flüsterte er.

Hass brannte in ihren Augen, die sich plötzlich weiteten, der Mund zu einem erstickten Schrei geöffnet. Junderak nutzen die Gelegenheit um ihr endlich den Kuss zu geben, während er sein Messer ganz langsam in ihren Hals schob. Vorsichtig, wie ein Chirug, ließ er die Klinge unter die Haut wandern um die Adern darunter aufzuscheiden. Als er tief genug war, drehte er sie behutsam. Warmes Blut sprudelte über seine Hand. Unkontrolliert zuckte die Eldar am ganzen Leib, als das Leben aus ihr hinaus floss.

"Wie fühlt es sich an meine Kleine? Das letzte was du siehst bin ich. Das letzte was du riechst bin ich. Das letzte was du schmeckst bin ich."

Er lachte grinsend.

Schwer atmend blieb er sitzen, bis ihre Augen brachen. Dann stand er auf, erleichtere sich endlich und nahm eine Granate von seinem Gürtel ab. Seufztend drückte er diese soweit es ging in den Mund der toten Eldar.

"Schade, ich hätte lieber was anderes reingesteckt."

Lachend zog er den Stift und lief weg.

Die Explosion schreckte den Trupp auf. Wyrnward kam mit dem Gewehr im Anschlag auf ihn zu gerannt.

"Was war das?", fragte er alarmiert.

"Nichts, ich wollte nur keine Spuren hinterlassen", antwortete Junderak grinsend.

"Keine Spuren. Beim Pissen?"

"Genau, beim Pissen. Schließlich weiß man ja nie was passieren kann auf diesen sonnigen Höllenplaneten."

Fröhlich ging er mit Wyrnward in Richtung des Panzers. Das Tuch, mit er das Blut schnell abgewischt hatte, warf er beiläufig weg.

 

Niemand wagte es sich den Leichen zu nähren.

Aus Respekt.

Aus Angst.

"Das kann nicht gut sein", murmelte jemand leise.

"Ist es auch nicht."

Nachdem sich die Schlacht gelegt hatte, war das 36. nachgerückt um die Stellungen zu sichern und Verletzte sowie Tote zu bergen. Von ersteren gab es sehr viel weniger. In einer der Stellungen, aus der sehr viel schweres Feuer gekommen war, fanden sie etwas das die Stimmung nach dem Sieg dämpfte.

Zwischen mehreren cadianischen Leichen lagen fünf eisblaue Riesen. Der Anblick der toten Space Wolves war schon schwer genug, doch zu sehen das sie durch das Mörserfeuer gefallen waren machte es gradezu unerträglich. Alle waren mit kleinen, blutbefleckten Aquillas bedeckt die in den Mörsergranaten schlummerten. Bei einem der Astartes hatte sich ein Aquilla durch den Augenschlitz direkt in den Kopf gebohrt. Grausame Ironie.

"Sir?"

Dunlaug atemte schwer. Die ganze Schlachte fühlte sich falsch an. Das hier verstärkte seinen Eindruck nur noch mehr.

"Seht zu das ihr irgendwas findet um sie aufzubahren, ich will nicht das sie im Dreck liegen. Danach verdeckt sie mit Flaggen und setzt eine Meldung ab wo die Space Wolves sie finden können", befahl er verbittert.

"Und seht zu das ihr nicht da seid, wenn sie hier auftauchen", fügte er warnend hinzu.

 

Im Feldlazarett herrschte beiweitem nicht so viel Treiben, wie es nach einer Schlacht der Fall sein sollte. Sah man von den Wolken aus Insekten ab, die unablässig gegen die Fliegenvorhänge brandeten. Verheißungsvoller Blutgeruch lockte sie an.

Laser-und Brandwunden wurde behandelt. Verstümmelungen versorgt. Einige wenige rangen mit den Ärzten gegen den Tod an.

Aber in der Regel hatte das massive Feuer der Cadianer dazu geführt, dass es keine Verletzten gab. Sturmadlerraketen sowie Panzerbeschuss sorgten für einen direkten Tod. Da wurden keine halben Sachen gemacht.

In einem gesonderten Bereich lag Pavek. Teile des Körpers bandagiert. Mehrere Infusionsschläuche hingen an seinen Armen. Trotz der Verletzungen ließ er es sich nicht nehmen die ersten Berichte zu lesen. Kopfschüttelnd sah er sie durch.

"Darf ich reinkommen Sir?"

Hinter einem der weißen Laken, die zur Trennung dienten, stand ein großer Schatten.

"Du weißt aber schon das hier keine Türen sind?"

"Ja nur, ich dachte das wäre angemessener zu fragen", antwortete Dunlaug.

"Komm rein."

Vorsichtig schon Dunlaug eines der Laken zur Seite. Trotz des Bartes konnte man sehen wie fahl seine Haut war. Unter den Augen hingen dicke Ringe. Stöhnend setzte sich er sich ans Bett.

"Und wie gehts?"

"Du hast gute Arbeit geleistet", sagte Pavek statt zu antworten.

"Was?"

"Ohne dich wäre das Regiment jetzt um einiges kleiner, du hast dich sehr gut geschlagen."

Pavek versuchte zu Lächeln, was aber dank einer leichter Verbrennung an der Wange schwer war.

"Ich hab mich nur an deinen Plan gehalten."

"Sicher."

"Das war alles Scheiße, blutige Scheiße", sagte Dunlaug frei von der Leber.

"Ja", stimmte Pavek zu "aber trotzdem leben wir noch."

"Ich hoffe das war es wert und das die Eldar gefunden haben was sie suchten", Dunlaug atemte tief durch.

"Alle waren völlig schockiert als die Nachricht über dich kam. Wir dachten das wäre die Strafe des Gott-Imperators, dafür dass wir mit den Xenos zusammen arbeiten. Das wir hier alle krepieren würden wegen so einem Mist."

Pavek nickte nur, bevor er etwas sagte. Dunlaug vergrub das Gesich in seinen Händen.

"Dennoch hast du alles im Griff gehabt und jetzt sitzen wir hier. Jedem von uns war klar was kommen würde. Sündermann hat uns mehr als deutlich zu verstehen gegeben, dass das hier keine schöne Sache wird."

Schaubend sah Dunlaug auf.

"Soll der Inquisitor doch seinen eigenen Arsch hier riskieren", fluchte er.

"Glaub mir, dass würde ich auch gerne sehen, aber wofür hat man uns Ärsche?", feixte Pavek.

Beiden lachten kurz.

"Wie dem auch sei, wir haben es geschaft. Ich bin stolz auf dich und auf das Regiment. Sag allen, sobald McBroun mich rauslässt, werde ich mit ihnen reden."

"Mach ich."

"Und wegen der Eldar", fügte Pavek hinzu, Dunlaug sah ihn ertappt an "Mir ist bewusst wie deren Auftritt gewirkt haben muss, aber es sind eben feige Xenos. Die werden noch bluten, aber ich will kein böses Blut zwischen uns und denen, klar?"

"Aber...", setzte Dunlaug an.

"Kein aber! Wir sitzen hier alle im selben Distriktum."

Paveks Worte duldeten keine Widerrede. Die Redewendung unterstrich das. Sie kam aus den alten Zeiten, als beide noch zu den Gangs gehörten, die in den Tiefen der Makropolen Kjaargengards hausten.

"Klar", antwortete Dunlaug "verstehe."

Wenn Arbites oder andere exekutive Organe des Imperiums gegen Gangs vorgehen wollten, erklärten sie bestimmte Teile der Makropole zum Disktriktum. Gangs, die oftmals verfeindet waren, schlossen dann meist Waffenstillstand und arbeiteten zusammen gegen die übergeordnetere Bedrohung.

"Und nun lass mich bitte noch was alleine, ich habe noch schöne Lektüre vor mir. Wir besprechen dann alles später."

"Kein problem, du zäher Bastard."

Dunlaug stand auf und wandt sich zum gehen ab.

"Und danke das du hier warst", sagte Pavek.

"Ich hoffe, dass wird nicht zur Angewohntheit. Ich hasse Krankenhäuser," scherzte Dunlaug, nickt Pavek noch einmal zu und ging dann.

Schweigend sah Pavek sich um, bis sein Blick wieder auf die Berichte fiel. Sie lassen sich wie ein Alptraum über Tod und Vernichtung, auch wenn die Verluste nicht so schlimm ausfielen wie erwartet. Allerdings war dies auch alles erst der Anfang.

"Ein Sieg," sagte er abfällig.

Von Sündermann war das erste Schreiben gekommen. Eine Beglückwünschung zum Sieg und das er überlebt hat.

"Das hier war kein Sieg, dass war eine verdammte Schande."

 

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