Kein Kontakt

 

Seine Füße waren kalt, zumindest wollte er das glauben, da es bedeuten würde dass noch ein Rest von Leben in seinem Körper steckte. Das von Schweiß und Dreck verfärbte Gewand hob sich mit Gelb und Brauntönen von seiner grauen Haut ab, die bar aller Gefühle war. In den verfilzten Kopf-und Barthaaren hatten sich Flöhe und andere Insekten heimisch niedergelassen, die ihm unentwegt unangenehme Gesellschaft leisteten.

Freundlicherweise hatte man ihm gegenüber einen Spiegel aufgestellt, damit er seine geschundene Gestalt den ganzen Tag über bewundern konnte. Ein elender Haufen Fleisch, der nur durch seine blauen, kalten Augen erkennen ließ das noch ein Mensch darin steckte. Stoisch funkelte er sein Spiegelbild an, als könne er es dadurch verjagen. Man wollte ihn brechen, ihm zeigen dass er der Verderbnis anheimgefallen war und nur noch die Gnade des Todes verdiente. Nur gelang es ihnen nicht. Niemals würde er brechen um eine Schuld einzugestehen, die es nicht gab. Er war ein Offizier, ein Oberst der imperialen Armee des Gott Imperators. Niemand würde ihn dazu zwingen, seinen heiligen Eid zu verraten.

Nicht einmal die Inquisition.

 

Das Dröhnen des Motors erfüllte den gesamten Innenraum der Chimäre, was die Hälfte der anwesenden Soldaten jedoch nicht davon abhielt in seeliger Ruhe zu schlafen. Auch wenn es sich eigentlich nicht gehörte, gönnte Oberst Pavek seinen Männern die Erholung. Nach wochenlangen Gefechten gegen eine Orkhorde um die Makropole Stolzenburg, klang das Röhren eines Motors für die meisten eher wie ein sanft gesungenes Schlaflied.

Kein Kanonendonner. Kein Gurturales Brüllen von Grünhäuten. Keine Todesschreie. Nur das gleichmäßige Brummen des Motors.

"Ich hoffe Dits schläft ruhig", sagte der Soldat zu seiner rechten.

"Etwa besorgt, weil er seinen Plasmawerfer als Kopfkissen benutzt?", fragte Pavek.

"Eher wegen des Fingers am Abzug, Sir", antwortete der Soldat, der zu dem schlafenden Dits rüber sah. Dieser umarmte den Werfe geradezu innig und nutzte dessen Mündung dazu, seinen Kopf anzulegen.

"Wir sollten eher hoffen das Dits nicht von einem Mädchen träumt und anfängt den Werfer abzulecken", warf Soldat Pors ein.

Gedämpftes Lachen erklang. Jeder Witz, egal wie schlecht er auch sein mochte, war den Männern willkommen. Sie brauchten die Ablenkung. Beinah das halbe Regiment war von den Grünhäuten aufgerieben worden, bis deren Linie endlich brach und das 36 Kjaargengrad den Orkabschaum zur Hölle jagen konnte. Viele gute Soldaten waren gestorben. Freunde.

Aber die Makropole war sicher.

Der Sieg errungen.

Pavek sah zur Fahrerkabine.

"Fahrer, wie lang noch?" fragte er.

"Schätze zwei Stunden, Sir. Wir erreichen gleich die äußeren Habbitatblöcke, die mal die Vorstadt waren."

"Gut!"

Pavek stand von seinem Platz auf, um aus einer der Sichtluken zu schauen. Die strahlende Sonne tauchte die karge Trümmerlandschaft in ein seltsames, harmonisches Licht.

Vor dem Krieg waren die äußeren Bereiche die Wohnorte der besseren Gesellschaft gewesen. Eine Zuflucht vor dem Dreck und Grauen im Schatten der riesigen Makropoltürme.

Ein mehrtägiges Artelleriebombardement hatte die hübschen Häuser mit ihren Gärten in eine Kraterlandschaft verwandelt, die der imperialen Armee als Aufmarschgebiet gedient hatte.

"Nichts ist besser in Sachen Landschaftgestaltung, als eine Einheit Basilisken", sagte Pors, der es Pavek gleichtat.

"Aus der Luft bekommt man sicher ein noch besseres Bild von der künstlerischen Leistung."

"Ha, bestimmt", Pors lächelt grimmig, schüttelte dann aber den Kopf.

Pavek sagte nichts weiter. Jeder im Regiment wusste, dass sich das Bombardement als völlig sinnlos erwiesen hatte. Die Orks waren nicht weit genug vorgedrungen, als dass es einen Effekt gehabt hätte. Im Gegenteil, mitten in den Ruinen war das 36. auf die Vorhut der Grünhäute gestoßen. Gedämpftes Fluchen riss ihn aus seinen Gedanken.

"Hjorn ?"

Der Funker des Trupps sah seinen Vox Transmitter resigniert an.

"Entschuldigung Sir, irgendwas stört den Empfang."

"Irgendwas?"

"Irgendein Rauschen. Sowas in der Art. Auf jeder Frequenz. Nicht schlimm, aber störend. Zum kotzen", antwortete der hager Funker, der sich über die Jahre angewöhnt hatte abgehackt zu sprechen.

"Vielleicht hat der Kasten was abbekommen?", warf Pors ein.

Hjorn schüttelte den Kopf.

"Ist erst seit eben."

"Wenn es schlimmer wird, informieren sich mich Hjorn", gab Pavek an, dann schaute er wieder aus der Sichtluke.

 

Zischende Hydraulik öffnete die große Eingangstür des Verhörzimmers. Ein Schwall kalter, von Weihrauch durchzogener Luft ergoss sich in den kleinen, fensterlosen  Raum. Pavek atmete tief ein. Für einen Moment wurde ihm sein eigener Körpergeruch wieder bewusst. Es drängte sich unweigerliche die Frage auf, wie viele Wochen er dort schon saß. Dann betrat eine große, massige Gestalt den Raum. Begleitet vom schweren Ledergeruch.

"Oberst Pavek, wie ich sehe sind sie immer noch hier", die Stimme war verzerrt und mechanisch. Bar aller Emotionen oder erkennbarer Merkmale.

"Die Aussicht hat mich überzeugt zu bleiben", entgegnete Pavek trocken. Der Inquisitor hatte einen seltsamen Sinn für Humor. Wenn er den einen besaß.

Ohne ein weiteres Wort oder eine Regung zu zeigen, griffen die großen Hände des Inquisitors unter seinen Mantel. Pavel schluckte, da er wusste was nun kam. Er blickte seinem Gegenüber ins Gesicht, das aus einer kruden, silbernen Maske bestand. Ein externes Vox diente als Stimme, dass unter zwei großen, schwarzen Glaskugeln lag. Alles verborgen im Schatten eines überdimensionierten Spitzhutes aus braunem Leder.

Der Magen des Oberst verkrampfte sich, als die Hände wieder zum Vorschein kamen. Sie hielten zwei metallische Objekte, die der Inquisitor mit gähnender Langsamkeit auf den Tisch stellte. Die Glasaugen fixierten ihn. Paveks Atem ging schneller. Schweiß trat auf die Stirn. Der Magen rebellierte, als wäre eine Orkhorde in ihm gefangen.

"Gestehen Sie ihre Ketzerei, Oberst Pavek", kratzte die mechanische Stimme ihm entgegen.

"Niemals. Ich bin kein Ketzer, sondern ein loyaler Diener des Imperiums. Bis zum Tod!", trotze Pavek dem Inquisitor entgegen.

Der Inquisitor schob die beiden Gestände zur Seite.

Eine Feldfalsche Wasser sowie eine Feldration.

Seit einer Ewigkeit bekam Pavek nichts anders als das, was der Inquisitor als lebensnotwendig ansah. Und das war beileibe nicht viel. Servitoren bekamen wahrscheinlich bessere Verpflegung. Eine Falsche Wasser und eine gute Feldration. Das wäre ein Festmahl.

"Dann erzählen Sie mir doch noch einmal, was geschehen ist", forderte ihn der Inquisitor auf.

Durch die Tür kam eine zweite, gedrungene Gestalt. Ein bleicher Servitor, dessen Arme durch bronzene Prothesen ersetzt wurden, die in Händen mit zu vielen Fingern endeten. Vor seinem Bauch war ein Schreibgerät montiert, dass mit einer dicken Papierrolle bestückt war.

"Gerne doch, Inquisitor Sündermann."

Die Finger des Servitors fingen an sich zu bewegen, woraufhin ein ratterndes Geräusch das Verhörzimmer erfüllte.

 

"Bitte wiederholen Kommandostand, bitte wiederholen", rief der Fahrer der Chimäre, bevor er frustriert den Kopfhörer abnahm. "Verflucht!"

"Was ist los?", Pavek bekam langsam ein ungutes Gefühl.

Seit einer halben Stunde moserte Hjorn herum, das der Vox Transmitter nicht funktionieren wollte und nun fing der Fahrer auch an.

"Ich weiß es nicht Sir. Da ist etwas im Signal. Klingt beinah so, als würden sich verschiedene Frequenzen überlappen. Alles plappert wild durcheinander."

"Hjorn?“, Pavek sah zu seinem Funker.

"Dasselbe Vielleicht ein Dissonanz Feedback. Ein Sender im Kommandostand mit zu hoher Leistung, der alle Single verfälscht", antwortete Hjorn, ohne wirklich überzeugt zu klingen.

"Sir", rief der Fahrer besorgt.

"Was ist?"

"Ich kann kaum noch mit dem Rest unserer Kolonne Kontakt halten. Da stimmt was nicht."

Pavek sah wieder zu Hjorn, der nur nickte um sich umgehend an seinen Transmitter zu machen. Mit geübten Handgriffen fing er an die Regler des Gerätes zu bedienen. Aus dem Lautsprecher, der auf der rechten Seite angebracht war, drang seltsames Knistern. Abgehackte Worte. Verzerrte Stimmen. Ein leises Flüstern.

Hjorn justierte weiterhin die Regler.

"Oberst Pavek hier Xenosense, können Sie mich hören?", drang es undeutlich aus dem Lautsprecher. "Xenosense, hier Kommandotrupp, verstehen Sie unklar", sagte Hjorn in den Empfänger.

"Wunderbar, wenigstens etwas. Wir haben massive Probleme mit unserem Vox", beklagte sich der Fahrer von Xenosense, einem schweren Leman Russ Exterminator der am Ende der Kolonne für Rückendeckung sorgte.

"Allgemeine Probleme, Kontakt zum Oberkommando abgebrochen. Justieren Sie ihren Transmitter auf folgende Einstellungen", wies Hjorn den Panzerfahrer an. Dann folgten einige Angaben.

Pavek sah zu Pors, nickt ihm zu und deutete mit dem Kinn gen Dits. Pors nickte und begann den schlafenden Soldaten langsam zu wecken.

"Können Sie mich nun besser verstehen?", die Stimme des Panzerfahrers klang klarer, obwohl immer noch etwas sie verzerrte.

"Positiv."

Bevor Pavek oder Hjorn etwas sagen konnten kam die Chimäre ruckartig zum Stillstand. Pors wurde mit voller Wucht gegen den grade aufwachenden Dits geworfen, der laut fluchend mit seinem Kopf gegen den Plasmawerfer stieß.

"Scheiße, was sollte das den?", fluchte Pavek Richtung Fahrer.

"Sir, vor uns ist etwas!"

Die ungemein konkrete Aussage des Fahrers sorgte nicht grade für eine Verbesserung seiner Laune.

Ohne zu warten griff er die Sprossen der Leiter, die im Innenraum des Transporters montiert war, erklomm diese und warf das dicke Luk im Dach der Chimäre auf. Er blinzelte kurz gegen das helle Sonnenlicht an, das plötzlich den Raum erfüllte, um sich dann an den Haltegriffen hoch zu hieven.

Zuerst sah er nach hinten, wo langsam die Kolonne zum stehen kam. Einige dutzend beschlagnahmte Lasttransporter sowie drei Panzerfahrzeuge und ein Sentinel. Als er nach vorne blickte zog sein Magen sich zu einem Klumpen zusammen.

Eine gewaltige, beinah starr wirkende Nebelglocke hatte sich über einen großen Trümmerkomplex gelegt. Es war kein Rauch oder Dampf, der aus einer Leitung quoll, sondern einfach Nebel, der trotz des klaren Wetters einfach da war.

"Beim Imperator", murmelte Pavek leise, dann brüllte er mit ganzer Kraft,"Absteigen!"

Die breite Straße füllte sich in Windeseile mit Leben. Dutzende Soldaten strömten aus jedem der Transporter, prüften ihre Lasergewehre, riefen Fragen in die Runde oder sahen einfach nur verwirrt nach vorne. Einige Truppsergeantes bellten Befehle um ihre Züge zu formieren. Mit lauten Kettengeschepper rollten die beiden schweren Leman-Russ Panzer Xenosense und Willensbrecher an den Soldaten vorbei. Gefolgt vom Mörserpanzer Aquillaregen.

Zufrieden beobachtet Pavek das Schauspiel.

"Also, wenn das ein neuer Orktrick in Sachen Tarnung ist, dann bin ich echt beeindruckt. Subtil, unauffällig und passt perfekt ins Landschaftsbild", sagte eine tiefe Stimme. Pavek sah hinab.

"Das hat nichts mit Orks zu tun", entgegnete er kategorisch.

"Na ja, für Eldar ist es zu auffällig."

"Wollen Sie etwa nachgucken, wer sich da drin versteckt, Hauptmann Dunlaug?"

"Sir, nichts tät ich lieber und Sie können darauf vertrauen, ich werde für ein Wenig Beleuchtung sorgen", der großgewachsene Mann mit dem dunklen Vollbart grinste.

Dunlaug war der Anführer der siebten Kompanie, die sich im Orkfeldzug sehr verdient gemacht hatte. Vor allem wegen ihrer Vorliebe für Flammenwerfer.

"Sie wissen, wie sehr ich den Geruch von verbrannten Xenos am Morgen liebe. Nur bevor wir damit anfangen", Pavek hob die Hand an den Mund und stieß einen grellen Pfiff aus.

Die Sergeanten sahen kurz nach vorne, riefen dann etwas. Während Pavek auf die Offiziere der Kolonne wartete, ließ er sich eine Karte geben um ein Bild ihrer Position zu bekommen. Es dauerte nur wenige Augenblicke bis er herausgefunden hatte, wo Sie waren. Allerdings trug dies nur noch mehr zu seinem Unbehagen bei. Als er kurz aufblickte, sahen ihn mehrere Augenpaare fragend ansahen.

"Sir", sagte Major Vornhulf.

"Sehr schön", er packte die Karte zusammen.

"Um es vorweg zu nehmen, die Vox Geräte funktionieren nicht richtig. Falls irgendwer eine Ahnung hat, darf er gerne was sagen. Ansonsten", Pavek klopfte kurz auf das Dach.

Hjorn stieg aus der inzwischen runtergelassen Rampe der Chimäre. Allgemeines Kopfschütteln beantwortete Paveks Frage.

"Störung bisher unverändert. Stellen Sie ihre Vox Geräte auf maximale Leistung bei Kurzstrecke. Die Batterien werden das nicht mögen, aber so ist eingeschränkte Kommunikation möglich", erklärte Hjorn kurz.

Die Männer verzogen die Gesichter.

"Und nun kommen wir zum wirklich lustigen Teil meine Herrn, „ Pavek warf Vornhulf die Karte zu, der diese gleich aufklappte "wir befinden uns hier vor den Trümmern des Telekommniums von Stolzenburg Nord".

"Nicht wirklich oder?", fragte Dunlaug lachend.

"Die Telefonzentrale?", warf Panzerkapitän Bunuf entgeistert ein.

"Vielleicht sollten wir einfach nach einem Telefon suchen, wenn die Voxgeräte nicht funktionieren", scherzte Sergeant Gjalla.

Nun lachten alle. Pavek gönnte ihnen einige Sekunden, dann warf er mit ruhiger Stimme ein.

"Ganz genau. Wir stehen in den Ruinen einer zivilen Kommunikationsanlage, über der eine unnatürliche Nebelglocke hängt, die scheinbar allen Funk stört."

Schlagartig wurden alle ruhig.

"Ihre Befehle Sir?" fragte Vornhulf.

Pavek wollte grade ansetzen, als Hjorn ihn unterbrach.

"Telefon. Gute Idee!"

"Hjorn?", der Oberst sah seinen Funker fragend an.

"Zivile Kommunikation verläuft oft unterirdisch. Kabel. Das Gebäude selbst dient nur den Angestellten. Leitungen und Maschinen sind im Keller."

Alle sahen zu den Gebäuderuinen rüber. Außer einigen Teilen der Fassade, war das Gebäude ordnungsgemäß dem Erdboden gleich gemacht worden. Allerdings auch nur bis dahin.

"Soweit man es sehen kann, gibt es keine Durchschläge in den Keller", bermekte Vornhulf.

"Also stehen die Chancen gut, dass noch etwas funktioniert. Kriegen sie das hin Hjorn?"

"Mit einem Maschinenseher wäre es einfacher, aber denke schon. Die Mechanismen im Vox sind ähnlich, Sir."

"Gut, suchen Sie sich ein paar Leute mit denen Sie das hinbekommen", befahl Pavek.

Ohne abzuwarten warf er einen prüfenden Blick auf das Gelände vor sich.

"Vornhulf, Sie nehmen sich die gesamte Vierte und verschanzen sich in dem Graben westlich des Hauptkomplexes. Willensbrecher soll sich neben ihnen verschanzen."

Vornhulf und Bunuf nickten knapp.

"Dunlaug, Sie nehmen die Siebte und begeben sich in die östliche Seitenstraße."

"Es wird uns ein Vergnügen sein, Sir", gab dieser trocken von sich.

"Sergeant Fjoon, Sie nehmen die Überreste der Neunten", Pavek deutete mit der rechten Hand auf eine kleinere Gebäuderuine neben der Chimäre "Verschanzen und Rückendeckung geben. Aquillaregen wird sich hier positionieren und alles mit Granaten eindecken, was dumm genug ist sich zu zeigen."

Sergeant Fjoon nickte. Jeder im Regiment wusste, dass es die Neunte im Orkkrieg schwer erwischt hatte. Irgendein Orkmaschinenmonster aus Sägen, Kettenschwertern und Flammenwerferen hatte sich an ihnen gütlich getan. Ein Schrecken der nachhielt.

"Sehr schön. Pors, suchen Sie unsere Gäste und bringen Sie sie zu mir."

Ein leises Stöhnen ging durch die Runde. Auf ihrem Weg zurück hatten Sie einen Trupp Scions aufgelesen, der zu Fuß war. Auch wenn niemand die hochtrabenden Elitesoldaten leiden konnte, gehörte es zum guten Ton ihnen einen Mitfahrgelegenheit anzubieten. Trotz der Gefahr, alle zwei Minuten zu hören wie herausragend und diszipliniert die Scions des Militarum Tempestus waren.

"Ja, ich weiß", er konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen "Daher kommen sie mit mir. Wir werden vorfahren. Xenosense wird uns Schutz geben solange wir in den Trümmern nach was Brauchbarem suchen."

Er klatschte in die Hände.

"Sie haben ihre Befehle. In fünf Minuten beginnen wir!"

Die Offiziere eilten zu ihren Trupps. Befehle wurde gebrüllt. Soldaten rannten wild hin und her. Motoren starteten laut hustend. Ein wirres Stakkato aus hunderten Fußpaaren stampfte über den mit grauem Staub bedeckten Boden.

Dann, wie auf Knopfdruck, brach der Lärm ab. Alles stand in geordneten Reihen dar. Das 36 war bereit.

Pavek sah die riesige Nebelglocke noch einmal an. In ihm kam ein flaues, kaltes Gefühl auf, dass nichts Gutes verheißen konnte. Doch bevor irgendein Zweifel sich überhaupt breit machen konnte, schlug er mit der Faust auf das Dach des Transportes. Der Fahrer hupte zweimal laut.

"Vorwärts, für den Imperator!" brüllt Pavek so laut es ging.

Mehrere hundert Kehlen brüllten zurück, deren Schreie an den Trümmerwänden brachen oder von diesen wiederhalten. Dann marschierten sie.

"Moment", überlegte Pavek laut als die Chimäre Richtung Nebel rumpelte "Wo ist der verdammte Sentinel?".

 

"Sie rückten also einfach vor. Ohne Aufklärung, ohne Absprache mit dem Oberkommando oder zumindest eine Nachricht abzusetzen", stellte die elektronisch knarzende Stimme von Sündermann fest.

"Im Zweifelsfall Vorrücken. Imperiales Armeehandbuch."

Diese Frage kam immer am selben Punkt seines Berichts. Damit der Servitor auch mal etwas anderes schreiben konnte, dachte Pavek sich immer eine neue Antwort aus, bevor er fortfuhr. Für die Antwort mit dem Armeehandbuch grade lobte er sich aber innerlich.

Sündermann saß schweigend vor ihm. Nicht mal Atemgeräusche waren zu hören.

"So gesehen waren wir die Aufklärung. Und außerdem hatte wir keine Chance jemanden zu kontaktieren. Daher war es meine Pflicht, da rein zu gehen. Die Orks waren grade erst vertrieben, da konnte ich nicht zulassen dass sich die nächste Bedrohung breit macht", erklärte Pavek ruhig.

"Eine Einheit hätte sich absetzen können, um Bericht zu erstatten", warf Sündermann ein.

"Nicht bei einer unbekannten Gefahrenlage. Der Trupp hätte aufgerieben werden können und würde bei Kampfhandlungen fehlen", konterte Pavek.

Ob es Sündermann Spaß machte, ihm immer wieder dieselben Fragen und Gespräche aufzuzwängen.

"Außerdem war es schon schlimm genug, dass sich der Sentinel verlaufen hatte."

 

Läuferpilot Garn Gunfon hatte das dringende Bedürfnis die Kabinentür des gepanzerten Sentinels zu öffnen, da ihn sein Notschweiß beinah erstickte. Nur die Tatsache, dass dort draußen ein beinah greifbarer, unnatürlicher Nebel lag, verhinderte sein zweites unüberlegtes Handeln an diesem Tag.

Als die Kolonne zum stehen kam, entschied Gunfon weiter zu marschieren, um so die Lage zu erkunden. Für einen Läuferpiloten kein seltenes Verhalten. Die große, zweibeinige Maschine hatte keine Probleme durch Trümmer oder anderes schweres Gelände zu schreiten. Selbst der Nebel war kein Hindernis, dank der Augursensoren. Ein perfekter Aufklärer.

Wenn jedoch plötzlich alle Kommunikation abricht und das Augurium Fehlfunktionen aufwies, die nicht zu erklären waren, lag der Fall anders.

"Oberst Pavek, hier Gunfon! Können Sie mich hören?", rief der verzweifelte Pilot zum wiederholten Male in den Empfänger seines Vox Transmitters.

Resigniert legte er das Gerät ab und schaute durch das kleine Sichtfenster. Außer der hohen Fassade irgendeines Gebäudes versank alles im milchigen Nebel.

"Imperator bitte", murmelte er leise in der engen Kabine.

Plötzlich drangen kratzende Geräusche aus dem Lautsprecher. Verzerrtes Flüstern. Wütendes Schnattern. Gunfon stockte der Atem.

"Gunfon? Gunfon! Sie dämliches Arschloch, wo stecken Sie mit meinem Sentinel?"

"Oberst!", er konnte den Empfänger gar nicht schnell genug in die Hände bekommen.

"Wo... Sie?", fragte Paveks abgehackte Stimme.

"Sir, ich weiß es nicht genau. Ich bin in östlicher Richtung weiter marschiert. Entlang der Straße neben dem Hauptkomplex der Ruine. Der Nebel ist so dicht, man sieht kaum den Boden."

Nach einer kurzen Pause kratzte ein einzelnes "zurück" aus dem Lautsprecher.

"Bitte wiederholen Sir, empfang ist massiv eingeschränkt."

"Stellen...bei kurzer Reichweite!"

Stirnrunzelnd sah Gunfon das Gerät an. Dann kam der Geistesblitz. Schnell drehte er die Leistung hoch und minierte die Reichweiter.

"Sir?"

"Besser Gunfon! Status?", Paveks stimme war nicht klar, aber deutlich genug um sie problemlos zu verstehen.

Grade als er ansetzen wollte, erregte etwas seine Aufmerksamkeit. Ein helles Funkeln am Ende der Straße, das einfach den Nebel durchbrach.

"Sir, habe scheinbar Kontakt. Rücke vor."

Vorsichtig drückte Gunfon das Steuer der Maschine nach vorne, worauf hin diese brummend zum Leben erwachte. Die Kabine schwankte leicht hin und her, als die  hydraulischen Beine einen Schritt nach vorne machten. Das Vox schwiegt.

Ein weiteres Funkeln, dann ein Aufblitzen. Etwas war dort, weit vor ihm voraus und reflektiere das bisschen Licht, dass einfallen konnte.

"Sir, unbekanntes Objekt voraus", teilte Gunfon mit, während der Läufer mit schweren Schritten weiter ging.

"Können Sie es identifizieren?"

"Negativ."

"Geben Sie einen Warnschuss ab, vielleicht hilft das Leuchten ihrer Plasmakanone auch", befahl Paveks Stimme.

Gunfon lächelte dankbar. Nicht nur, weil es ihm immer eine große Freude war, seine geliebte Plasmawaffe abzufeuern. Er konnte seine Angst kaum verbergen, was Pavek sicher bemerkte hatte. Um ihm diese zu nehmen, ließ er ihn feuern.

"Gebe Warnschuss ab, Sir."

Der Läufer blieb stehen. Mit einer Bewegung des Daumens richtete der die Kanone aus, so dass sie am Ziel vorbei schießen musste. Dann drückte er die rote Aktiverierungsrune.

"Zwei", flüsterte Gunfon.

Ein Summen, das zu einem tiefen Brummen wurde, erklang als die Energien der Waffe in der Spule zum Leben erwachten.

"Eins."

In wenigen Herzschlägen würde ein greller Lichtball durch das Zwielicht der Straße schneiden.

Dann explodierte ein Funkenregen in der Kabine, die sich sofort mit Rauch füllte.

"Scheiße! Fehlfunktion, Fehlfunktion!", brüllte Gunfon panisch in das Gerät.

Die Plasmaspule hatte sich überhitzt. Gleißende Blitze leckten über die Panzerung des Läufers, ließen schwarze Schmauchspuren und durch Hitze verformtes Metall zurück. Teile der Kanone zerflossen zu einer glühenden Masse, die abtropfte und den Boden verbrannte.

"Status!", verlangte Pavel durch den Lautsprecher.

Gunfon klopfte hektisch die Funken aus, während er hustend antwortete.

"Waffe überhitzt. Sie ist einfach explodiert, obwohl Sie noch nicht mal geschossen hatte. Das Dinge hätte niemals überhitzen...", Gunfon brach ab, da ihm der Atem stockte als sich der Nebel teilte um ihm zu präsentieren was er verborgen hatte.

"Beim Gott-Imperator, es sind..."

 

Das gedämpfte Donnern einer entfernten Explosion ließ Paveks Forderungen nach einem Statusbericht enden. Fluchend warf er den Empfänger zur Seite.

"Kampfbereitschaft!“, bellte er, während er mit schnellen Schritten die Chimäre verließ.

"Hjorn, Mitteilung ans Regiment Feindkontakt. Feind und Stärke unbekannt. Halten und sichern!"

Mit einem kurzen Nicken quittierte dieser den Befehl.

"Xenosense, vorfahren zum Rand der Ruine und sichern!"

Der Panzerkapitän salutiert, dann verschwand er im Turm des stählernen Kolosses.

"Tempestor Djorn."

"Sir!"

"Sie und ihr Trupp folgen dem Panzer. Dann biegen sie außerhalb der Ruine nach Osten ab. Gunfon muss irgendwo da gewesen sein."

Der gesichtslose Tempestor salutierte.

"Und wenn Sie dort etwas finden, zerstören Sie es!"

"Ja Sir!"

Ohne ein weiteres Wort zu sagen rückten die schwer gepanzerten Scions ab. Reden war nicht ihre Stärke. Sie empfingen Befehle und führten diese aus. Trotz der geringen Mannstärke des Trupps, besaß er eine beeindruckende Schlagkraft, weswegen Pavek insgeheim froh war, sie da zu haben.

Mit einer Vorhut war Pavek ins Zentrum der Ruine vorgerückt, um nach etwas brauchbarem zu suchen. Zu ihrer aller Verwunderung fanden sie eine intakte Kontrollkonsole, mit der Ferngespräche geregelt wurden. Hjorn kümmerte sich zwar bereits darum, aber bisher war es nicht möglich gewesen Kontakt herzustellen, da der Maschinengeist des Gerätes sich arg sträubte.

"Und wir Sir?"

Dits und Pors standen mit ihren Plasmawerfern vor ihm.

"Sie töten alles, was versucht mir zu nahe zu kommen!"

"Sir es ist uns eine Ehre, auf ihren Hintern auf zu passen, Sir!", gab Pors grinsend zurück.

Es erstaunte Pavek immer wieder, dass Pors ungeachtet aller Umstände stets einen schlechten Scherz auf den Lippen hatte.

 

"Major Vornhulf, Befehle vom Oberst. Halten und Sichern, Feind unbekannt", schrie Funker Thonsin durch den Graben.

"Waffen bereit machen, auf meinen Befehl warten!", rief dieser so laut es ging.

Mehrere Krater, die durch Artillerieschläge entstanden waren, verbanden sich durch kleinere Einschlagslöcher zu einer Art Grabensystem, das den Soldaten nun als Deckung diente. Knapp hundertfünfzig Mann drängten sich dicht aneinander, nur die lilagefärbten Schulterpanzer der Rüstungen setzten sich etwas vom verbrannten Schwarz des Bodens ab. Lasergewehre und Flammenwerfer angelegt. Bereit jedem Feind einen gebührenden Empfang zu bereiten.

 

"Hauptmann Dunlaug...", wollte der Funker ansetzen.

"Ich bin nicht taub Hjinderson!", unterbrach dieser barsch, bevor er seinen Männern zurief "Ausschwärmen und Deckung suchen. Werfer nach vorne, der Rest gibt Feuerschutz!"

Dank des Nebels war es Dunlaug kaum möglich seinen eignen Trupp zu überschauen. Irgendwie beschlich ihn sogar das Gefühl, dass der Nebel sich nach Lust und Laune verdichtete und klärte, um es den Männern so noch schwerer zu machen.

"Scheiße, ausgerechnet jetzt wo wir mitten auf der offenen Straße stehen muss die Kacke losbrechen", fluchte er laut.

Seine Männer stimmten ins fluchen ein.

 

"Verstanden, gute Arbeit Unnor", drang Sergeant Fjoons Stimme aus dem Regenrohr.

"Danke Sir", rief Funker Unnor zurück.

Die Neunte hatte einige Regenrohre durch Löcher in Decken des halbeingestürzten Hauses geschoben, um sich einigermaßen Verständigen zu können. Sicher nicht das Werk des Mechanicums, aber immerhin zweckdienlich. Unnor stand einsam auf dem Dach, umso besser Kontakt halten zu können. Mit zusammengekniffenen Augen versuchte er irgendwie durch den Nebel zu spähen, aber er konnte nur erahnen, dass dort draußen noch etwas war.

 

"Ihre Männer waren also bereit für die Schlacht. Ohne Angst, ohne Zweifel?", fragte Sündermann.

"Es sind Männer der Armee des Gott-Imperators, Angst oder Zweifel gehören sich da nicht", mehr wollte Pavek nicht sagen, da er wusste das eigentlich alle anderen Streitkräfte des Imperiums auf die Armee herabsahen, als wären sie Insekten.

"Auch nicht in Anbetracht des Feindes?", hakte Sündermann nach.

"Wir wussten nicht wer der Feind war. Wir wussten nur, dass da ein Feind war."

"Und als sie es wussten?", Sündermann bohrte weiter.

Pavek lehnte sich etwas nach vorne. Es quälte ihn, dass Sündermann versuchte seine gefallenen Männer als Feiglinge und Versager zu deklarieren. Abgesehen davon rechnete er nicht mehr damit den Raum lebend zu verlassen. Er war die Verhöre, die Schmähungen, die Erniedrigungen schlichtweg leid.

"Da konnten wir uns den Luxus von Angst nicht mehr erlauben, Inquisitor, „ trotzte er Sündermann entgegen.

Sündermann schwieg.

 

Djorn hob die geballte, rechte Faust. Der Trupp hielt an um sich an die Mauer zu seiner Links zu pressen. Dann streckte er Mittel und Zeigfinger aus. Zwei Soldaten lösten sich aus dem kleinen Trupp, um sich dann leise zum Tempestor zu bewegen.

Mit dem Daumen der linken Hand zeigte er zur Wand. Als die beiden Scions nickten, zeigte er mit der rechten nach vorne, öffnete die Faust um mit der Linken in diese zu schlagen. Erneut nickten die beiden, dann hoben sie ihre Melter. Beinah synchron drückten sie die Aktivierungsrunen. Ein leises, wütendes Zischen ging von den Waffen aus. Beide rannten los, zu dem Mauervorsprung, der das Ende der Ruine markierte.

Ein lautes, klirrendes und knarrendes Rumpeln hatte den Scions verraten, dass sich etwas in den Überresten des Gebäudes verstecken musste. Etwas Großes.

Ein Fahrzeug.

Und die Meltersoldaten freuten sich schon, dieses den Zorn des Imperators spüren zu lassen.

Beide sprangen aus der Deckung.

Der erste Soldat schoss, ohne weiter nach zu denken.

Der zweite machte den schrecklichen Fehler, das Ziel zu betrachten, um besser zu zielen.

Schreiend fiel der Mann nach hinter, strampelte wild mit den Beinen und schoss nebenbei einen sengenden Melterstrahl in den Himmel, der sich einem Leuchtfeuer gleich durch den Nebel brannte.

Die vom ersten Schuss verwundete Dämonenkanone brüllte beide wütend an. Aus ihrem Maul tropfte brodelndes Blut, das zischende Pfützen auf dem Boden bildete. Ihre kleinen Augen, Nieten die man ihr durch den blutroten Panzer ins Fleisch geschlagen hatte, fixierten die Scions.

Der Rest des Trupps sprang aus der Deckung hervor, die Waffen im Anschlag. Sie hatten vieles erwartet, aber nicht den Anblick einer wütenden Dämonenmaschine. Die große, blutverkrustete Walze, die ihr als Vorderrad diente, brachte den Boden zum beben, als das Monster sich auf den Trupp ausrichtete.

Alle machten einen Schritt zurück.

Nur der Unglückliche auf dem Boden nicht.

Und Tempestor Djorn.

"Vernichtet es! Beim Gott-Imperator vernichtet das Ding!", befahl er mit eiserner Stimme.

Statt einer Antwort seines Trupps dröhnte ihm ein höhnisches Lachen entgegen. Hinter dem Maul, auf dem Rücken der infernalen Maschine, thronte ein Geschütz aus Stahl, Bronze und Fleisch, an das sich zwei große, rote Gestalten krallten. Riesige Hörner wuchsen aus ihren langen Schädel und Münder, groß wie Köpfe lachten Djorn schallend entgegen.

Einer der Dämonen hob mit seiner freien Hand ein knöchernes Horn hoch, in das bronzene Siegel eines grausamen, blutrünstigen Gottes geschlagen waren. Nach einem tiefen Atemzug stieß er ins Horn.

Überall im Nebel erklang plötzlich ein tiefer, ins Mark gehender Ton. Ein sonores Brummen, bei dem sich die Nackenhäarchen aufstellten, da irgendetwas tief in der menschlichen Natur diesen Klang mit dem Erwachen einer wilden, bösartigen Kreatur assoziierte. Der Nebel schien förmlich zu vibrieren.

 

Die Männer der Vierten Kompanie sahen zuerst, dass etwas ganz und gar nicht stimmte. Im gesamten Graben war aufgeregtes Flüstern zu hören. Alle sahen sich hektisch um, da niemand wusste woher der Hornton kam.

"Da! Seht!", schrie einer der Soldaten.

Rotes Flimmern durchzog den Nebel auf der freien Fläche vor ihnen. Sporadisches Flackern. Vom Dunst reflektiertes Glimmen. Kurze Blitze. Erst vereinzelt, dann immer mehr, bis ein rotes Stroboskop auf die Augen der Soldaten einhämmerte.

Dann wurde die Realität penetriert.

Dicke Geschwulste aus rotem Wahn stülpten sich aus dem Leuchten hervor, zogen sich in die Länge, bis sie Spitzen bildeten, die dann wie Stoff aufgeschnitten wurden. Mannslange Klingen kamen zum Vorschein, die von innen heraus in einem widernatürlichen, sich bewegendem, Blutrot leuchteten.

Überall schnitten sich große, gehörnte Monster den Weg in die Wirklichkeit. Begleitet von einem feuchten, an reißendes Fleisch erinnernden Geräuschs, dass  der Nebel nicht schluckte oder verbarg, sondern bereitwillig vernehmen ließ. Der penetrante Gestank von trockenem Blut erfüllte die Luft.

Binnen weniger Augenblicke standen dutzende dieser Wesen vor der vierten Kompanie. Sie hoben die entsetzlichen Klingen und brüllten schlimmer, als jeder Ork es je könnte.

Vornhulf sah kurz auf sein viel kürzeres Kettenschwert, schnaubte verächtlich und brüllte dann seinen Männern zu.

"Anlegen! Werfer bereit!"

Andere hätte vielleicht versucht ihren Männern mithilfe eines Scherzes, einer kurzen Ansprache oder sonst was in der Art, die Aufregung zu nehmen. Doch Vornhulf war ein gradliniger Soldat, der auf Disziplin setzte. Außerdem war nun eh alles zu spät, also gab er den Männern das, was sie brauchten. Befehle.

 

"Großartig. Scheiße", fluchte Hauptmann Dunlaug.

"Sir?", fragte der Soldat neben ihm vorsichtig, während er das rote Chaos betrachtete, das hinter der Siebten entfesselt wurde.

"Deckung suchen! Wir stehen hier mitten auf der freien Straße. Muss diese Scheiße ausgerechnet jetzt passieren?", fragte er erneut.

Die kleinen Gruppen, in die die Siebte aufgeteilt war, begannen sich Deckung zu suchen. Sie befanden sich auf der Straße, zwischen den verschiedenen Ruinen, als das Horn erklang.

"Sollen wir zurück, Sir?"

"Nein, erstmal verschanzen. Irgendwas sagt mit, dass da noch etwas kommt."

Bevor der Soldat etwas entgegnen konnten, platzte das besagte Etwas hervor. Ein violetter Blitz krachte wie aus dem Nichts in den Boden vor der Kompanie. Doch statt zu verschwinden, blieb er bestehen. Das zuckende Leuchten klebte scheinbar wiederwillig an einem Punk auf dem Boden fest. Es warf sich hin und her, als wollte es versuchen sich vom Anker im Boden zu lösen. Mit jeder Sekunde wurden die hektischen Bewegungen jedoch schwächer, bis sie zu einem Zucken verkamen und dann  stillstanden.

"Was...", mehr brachte Dunlaug nicht hervor.

Eine Explosion aus grellem Violett riss den Blitz in der Mitte entzwei. Einer Flügeltür gleich öffnete sich die reale Welt um dem Streitwagen, der hindurch brach, Einlass zu gewähren. Begleitet von einer Wolke exotischer, lüsterner und gleichzeitig abstoßender Gerüche. Bizarre Farben reflektierten sich auf der perlmutfarbenen Verkleidung des Gefährts, das von zwei Wesen gezogen wurde, deren stromlinienförmige Körper wie aus einem Guss zu dem Wagen selbst passten.

Viele der Soldaten wandten sich ab. Schützen sich verzweifelt mit den zum Aquilla gekreuzten Händen vor der Brust. Andere übergaben sich einfach.

Die Fahrerinnen des Streitwagens gaben eins höhnisches, triumphales Kreischen von sich, dass die Ohren zu zerfetzen drohte. Mit übernatürlicher Eleganz wendete der Wagen um die erste Gruppe von Soldaten aufs Korn zu nehmen.

Obwohl der Anblick ihn schmerzte, sah Dunlaug die Kreaturen auf dem Wagen an. Pervertierte weibliche Gestalten, deren Anmut ins unerträgliche verzerrt war. Umhüllt von Leder, von dessen Herkunft und Materialbeschaffenheit kein Mensch etwas wissen wollte. Endlos lange Peitschen, von Klauenhänden gehalten, wirbelten mit verstörender Lebendigkeit durch die Luft.

Dunlaug spie aus.

"Verbrennt diese Dämonenschlampen!", brüllte er den Männern entgegen.

 

"Hjorn?"

"Bin dran Oberst."

Pavek nickt, während er das schreckliche Schauspiel betrachtet. Überall zuckten Blitze herum, die Welle um Welle von Dämonen gebaren. Der Nebel war mit verschiedensten Gerüchen durchsetzt, dies seinen Magen krampfen ließen.

"Xenosense!"

"Sir!", brüllte der Panzerkapitän nach Leibeskräften.

"Sie fahren zurück. Decken Sie Dunlaug!"

Der Mann verschwand im Panzer und schloss das Lug. Mit lautem Kettenknirschen machte der Leman Russ eine Drehung, um zur Straße zu Rumpeln.

"Und wer deckt uns Sir?", fragte Pors sichtlich beunruhigt.

Ohne den Panzer stand nur noch die Chimäre in der Ruine.

"In den Transporter! Wir fahren mit. Ich lasse die Männer nicht alleine."

"Aber Sir!", warf Hjorn protestierend ein.

"Das Primärziel hat sich geändert Hjorn, genau wie die Umstände", Paveks Worte waren eine Entscheidung.

Hjorn hatte selbst zugegeben, dass etwas die Maschine blockierte, konnte aber nicht sagen was. Daher brauchte er mehr Zeit, die grade sehr knapp geworden war. Alle stiegen in den tuckernden Panzerwagen. Hjorn trottete resigniert als Vorletzter hinein.

 

"Siehst du das?"

"Nein, ich bin spontan an Blindheit erkrankt", gab Mörservogt Sifson trocken zurück.

"Nicht das, sondern das!", Mörserschütze Nongat zeigte zu einer schwer erkennbaren Ruine rüber, die ein ganzes Stück vom Schlachtfeld entfernt lag. Schwache, lilane und violette Blitze durchzuckten sie.

"Denkst du das, was ich denke?", fragte Sifson mit einem Lächeln.

"Flankenangriff. Definitiv", antwortete Nongat.

"Zeigen wir ihnen, dass es eine schlechte Idee ist."

Nongat eilte zum Cogitator des Mörserpanzers Aquillaregen, murmelte kurz ein Gebet und aktivierte ihn. Schwaches, grünes Licht erhellte den halboffenen Turm.

"Ausrichten!", befahl Sifson.

Mit einem klackenden Geräusch, das die großen Zahnräder unter dem Turm von sich gaben, drehten sich die beiden Splittersturmmörser mitsamt ihres Turmes.

"Laden!"

Nongat aktivierte die Runen. Lautes rasseln verriet den beiden, dass die Magazine mit kleinen Sprenggranaten gefüttert wurden.

"Bereit!", schrie Nongat.

Ein grunzendes Röhren ging durch den Wyvern.

 

Soldat Unnors Ausblick war mit Abstand der beste. Vom Dach aus konnte er alles sehen. Jeden Blitz, jede Lichtexplosion, jede noch so kleine Veränderung auf den Straßen unter ihm. Der erste Blitz hatte den Nebel für ihn geteilt, nur für ihn, wie ein Theatervorhang, der ein schauriges Spiel präsentieren wollte. Doch Unnors Blick gehörte nur einem der Akteure.

Als wäre es ein Geheimnis gewesen, dass sich selbst lüften wollte, um so die Dramatik der Szenerie und Unwissenheit der Protagonisten zu untermalen, stand es auf einmal dar. Ein Wesen, dass kein menschlicher Verstand zu begreifen vermochte.

Trotz oder grade wegen seiner riesenhaften Größe, den überproportionierten, zahlreichen Gliedmaßen, die in Klauen und Scheren ausliefen, den fremdartigen, weiblichen Zügen und ihnen innewohnenden, ungeheuren Eleganz, die alles so verstörend passend erscheinen ließen, besaß es eine abstoßende Anziehungskraft. Über die gebleckten Zähne seines Mauls wanderte eine lange Zunge, die sich beinah unanständig an diesen rieb. Ohne das die Lippen sich bewegten, flüsterte eine Stimme in Unnors Verstand.

"Tanz für mich, kleines Spielzeug."

Unnors Körper war nicht mehr sein eigener. Wie von Fäden gezogen tanzte er wild und ekstatisch. Sein Mund war mit einem Mal trocken, die Lippen unfähig Worte zu formen. Alles in ihm schrie danach, etwas in das Rohr vor sich zu brüllen, doch das einzige was er konnte, war tanzen.

Dann bewegte sich der große Dämon des Slannesh auf die Stellung des unvorbereiteten Neunten zu.

 

Die Laserschüsse der Scions prasselten wie Regen gegen die blutrote Stahlwalze. Mit verzweifeltem Mut stellten sich die Männer gegen die heran polternde Dämonenmaschine, deren Maul nach ihrem Blut zu gieren schien. Auf den Aufbauten schwangen die Dämonen lange, brutal aussehende Schwerter, während sie jaulend und brüllende dem Trupp näher kamen. Ein Rückzug war unmöglich, genauso wie ein Entkommen, da die Maschine zu schnell war.

"Weiter feuern!", brüllte Djorn der Hoffnungslosigkeit entgegen.

Als Djorn den auf den Boden sitzenden Scion bemerkte, der hektisch an seinem Melter herumfummelte, schlug er ihn mit der Hand auf den Helm.

"Wenn sie nicht hochkommen, schießen sie im sitzen, verdammt!"

Der Scion hielt kurz inne, als wären Djorns Worte eine Offenbarung gewesen. Dann hob er den Melter und drückte ab. Zischend entlud sich der gleißende Strahl aus der Waffe, nur um dann im dunklen Maul der Maschine zu verschwinden.

Und dann explodierte sie.

Ohne Vorwarnung, ohne irgendein Anzeichen zu geben, platze die grausame Maschine einfach auf. Flammen brannten sich durch Metall und Fleisch, schmolzen und verkohlten alles, dessen sie habhaft werden konnten. Die beiden Dämonen wurden förmlich zerrissen, als die Kanone in tausende Teile zersprang. Schwalle von kochendem, rotglühendem Blut platzten hervor, begleitet von Metall und Fleischbrocken.

Zwei der Scions wurden von der Explosion erfasst. Ein Teil der Stahlwalze prallte gegen einen, zerschmetterte den Plattenpanzer und die Knochen seines Oberkörpers. Er war sofort tot, aber die Wucht schleuderte ihn noch einige Meter weit und ließ den Körper wirre, zuckende Bewegungen machen die von einem widerwärtigen, feuchten Schmatze begleitet wurde, da alle Knochen nach und nach brachen.

Der andere hatte weniger Glück. Ein Schwall des Blutes erwischte ihn. Blasen schlagend platzte die Rüstung auf, entblößte den Mann in ihr. Brodelnd ergoss es sich über dem Fleisch, schmolz es weg oder setzte es in Flammen. Schreiend warf sich der Scion hin, versuchte irgendwie das Blut von sich zu bekommen, aber es fraß sich in ihn und seine Rüstung hinein. Djorn erlöste ihn mit einem Kopfschuss. Augenblicklich erlosch das Blut und tropfte herab, als wäre es enttäuscht und hätte sein Interesse verloren.

 

Von irgendwo aus dem Nebel erklang das Donnern einer Explosion. Vornhulf wusste zwar nicht was explodiert war, besaß aber auch nicht die Muse oder Zeit sich deswegen Gedanken zu machen. Eine Kohorte schaubender, blutdurstiger Dämonen stand in ihrer ganzen, erschreckenden Pracht vor seinen Männern. Im Graben herrschte Totenstillen.

Hydraulisches Zischen ließ alle zur Seite sehen.

Mit stählerner Gelassenheit drehte sich der wuchtige Geschützturm des Demolishers, um das kurze, stummelartige Rohr auf die Dämonen auszurichten. Bei der geringen Entfernung und dem offenen Gelände, war das maßnehmen eine Freude für die Besatzung von Willensbrecher.

"Zeigt es ihnen!", brüllte einer der Soldaten. Andere wiederholten den Ruf oder stimmten eigenen ein.

Der Boden erbebte, als das schwere Geschütz mit einem lauten Knall einen gleißenden Blitz ausspuckte, dem eine dicke, schwarze Wolke folgte.

"Achtung!", brüllte Vornhulf, der in die linke Hand schützend über die Augen hielt.

Einige Herzschläge später hörte man ein tiefes, metallisches Dröhnen aus den Reihen der Dämonen. Gefolgt von einem protestierenden Brüllen. Vornhulf nahm die Hand weg. Fieberhaft suchte er die erwartete Explosion. Den Lichtblitz, der den Feind verschlingen sollte. Aufgewirbelte Erde. Abgetrennte Gliedmaßen.

Doch nichts passierte.

Das Turmluk des Panzers wurde mit lautem Scheppern aufgeworfen, da Panzerkapitän Bunuf scheinbar mit eignen Augen sehen wollte, was er nicht glauben konnte.

"Soll das ein verdammter Scherz sein?!", brüllte Vornhulf dem perplexen Bunuf zu.

"Womit habt ihr Arschlöcher geschossen? Mit einem leeren Bierfass?"

Am liebsten hätte Vornhulf den Panzermann in das Rohr gesteckt um ihn in die Reihen des Feindes zu befördern. Die Kriegsschreie der Dämonen hielten ihn davon ab

Dutzende unmenschlicher Kehlen brüllten und skandierten den Namen eines falschen Gottes, der sich nach Blut und Gemetzel sehnte. Die Klänge waren so tief, dass sie in der Magengruppe schmerzten. Die Worte so falsch und unnatürlich, dass sie den Männern Ohrenschmerzen bereiteten. Einige krümmten sich zusammen, anderen übergaben sich. Der Major atmete tief ein, dann stürmte die rote Horde nach vorne.

"Feuer! Flammenwerfer, brennt diese Kreaturen aus unserer Welt!"

Ruckartig riss er sein Kettenschwert aus der Halterung, um es in Richtung des Feindes zu halten.

"Für den Imperator! Für die Ehre Kjargengaard!"

Von einem Hauch von Mut erfasst, hoben die Soldaten brüllend ihre Waffen. Unzählige rote Strahlen schnitten sich plötzlich durch den Nebel und verschwanden in der sich nährenden Welle aus Dämonen. Der Gestank von Ozon überlagerte plötzlich alles.

Bevor Vornhulf etwas Weiteres sagen konnte, geschah ein kleines Wunder. In der ersten Linie der Angreifer ging ein wutentbranntes Monster nieder. Es schrie den imperialen Soldaten seinen Hass entgegen, als sein Leib von dutzenden Laserschüssen versengt und perforiert wurde. Klebrige Klumpen von geronnenem, sofort ausgetrocknetem Blut fielen zu Boden, während der Körper ihm zuckend folgte. Niemand in der Linie der Soldaten übersah das. Verhaltene Euphorie machte sich breit. Als dann die lodernden Flammen der Werfer aus dem Graben schossen brandete Jubel auf. Eine Wand aus Feuer verschluckte die Angreifer, deren Kriegsschreie sich in Schmerzensschreie verwandelten. Vornhulf lächelte grimmig.

Dann war der wunderbare Moment vorbei.

Die Dämonen sprangen brüllend aus dem Feuer, als wäre es für sie nur eine Belanglosigkeit gewesen. Ihre langen, kruden Klingen gingen auf die Soldaten nieder, die meist paarweise fielen.

Ein Dämon schlug einfach in eine Reihe von Männern, deren Köpfe von blutigen Fontänen begleitete, abgetrennt wurden. Ohne sich lange damit aufzuhalten hieb er den nächsten waagerecht in der Mitte durch. Die Beine liefen irrwitziger weise noch ein Stück weiter, während der Oberkörper Blut und Innereien verlierend zu Boden ging. Wut und Hass brüllend stürzte sich ein Sergeant mit seinem Kettenschwert auf den Dämonen, doch er kam nicht mal in Reichweite. Die bluttriefende Klinge spießte ihn am Bauch auf. Verzweifelt hieb der Mann mit seinem Kettenschwert nach dem Peiniger, der lachend die freie Hand an den Knauf seiner Waffe legte. Statt den Sergeanten zu quälen, schnitt er ihn einfach von unten herab auf. Ein schnelles, feuchtes Fleischreissen und der Truppführer verging in einem kurzen Blutregen. Danach setze der Dämon seinen Weg unbeirrt fort und hieb Mann um Mann in Stücke.

Vornhulf bebte vor Hass.

 

Der Soldat platzte wie ein Ballon mit rotem Wasser, als die Schneiden des Streitwagens ihn trafen. Unbändiger Zorn erfasste Dunlaug, der den Abzug seines Lasergewehrs soweit durchdrückte, dass er beinah abbrach. Doch die roten Laserstrahlen prahlten an der filigranen Verkleidung des Vehikels ab. Manchmal sah es aus, als würde das Licht brechen, damit es sich in den unmöglichsten Winkeln und Vertiefungen der Karosserie spiegeln konnte.

"Scheiße, dass kann nicht sein!", brüllte der Hauptmann.

"Sir, dass ist nutzlos.", rief der Soldaten neben ihm.

"Seh ich auch so! Wo sind die scheiß Flammenwerfer?"

Als wäre es ein Signal gewesen, stob eine riesige Flamme aus dem Nebel direkt auf den Wagen zu. Die eleganten Grotesken, die ihn steuerten schrien mit unmenschlicher Panik auf, als die Flammen ihr Gefährt verschluckten. Gierig leckten sie über die Verkleidung hinweg um den beengten Raum dahinter mit reinigendem Feuer auszufüllen. Ein zweiter Werfer stieß dazu. Die Schemen der Gebäude und Männer wurden im Schein der Flammen sichtbar, da der Nebel sie nicht mehr schluckten konnte. Freudiges Gegröle erklang. Der Wagen war vollkommen eingeschlossen vom Feuer.

Dunlaug wollte grade etwas rufen, als das dämonische Gefährt aus den Flammen schoss. Mit einem widerwärtigen, triumphierenden Gekreische lenkte die Fahrerin den Streitwagen wieder auf eine Gruppe Soldaten zu. Panisch rannten die Männer davon. Der Wagen war unberührt. Keine verbrannte Verkleidung, keine Brandwunden an den Kreaturen. Nicht einmal Schmauchspuren. Dunlaugs Magen war dabei sich umzudrehen.

Abgehacktes, stakkatohaftes Krachen zerriss auf einmal die Luft. Etwas pfiff über den Hauptmann hinweg, bohrte sich in den Streitwagen und ließ seine Flanke bersten. Keine Augenblich später platze eines der Zugtiere. Eine farbenfrohe Explosion aus Blut und Innereien klatsche gegen die Front. Selbst für die Dämonen passierte alles zu schnell. Bevor sie reagieren konnten trafen zwei weitere Geschosse den Wagen. Statt in einer Explosion zu vergehen, zersprang er in einen Regen aus tausenden regenbogenfarbener, messerscharfer Splitter. Zum Glück für die Soldaten, war der Wagen weit genug entfernt. Bei den Dämonenetten war dies nicht der Fall. Unzähligen Splitter perforierte die Fahrerin, bis nichts mehr als roter Masse überblieb. Die andere wurde von einem großen Stück am Unterleib getroffen, der fast vollständig abgetrennt wurde. Mit einem markerschütternden Schrei fiel sie zu Boden.

"Scheiße, dass was genial!", brüllte Dunlaug so laut er konnte.

Mit lautem Motordröhnen schälte sich die schwarze Gestalt von Xenosense aus dem Nebel, dessen dunkler, lilaner Tarnanstrich kaum zu sehen war. Das rauchenden Exterminator Zwillingsgeschütz hingegen war gut zu erkennen.

"So macht man das!", setze der Hauptmann nach "Verdammt guter Auftritt Jungs!"

Der Leman Russ hupte dreimal triumphierend.

Röchelnd lag die überlebende Dämonette auf dem Boden. Ihr Körper war größtenteils zerstört. Die Knochen mehrfach gebrochen, das materielle Fleisch zerrissen. Eine seltsame Mischung aus Freude und Bestürzung erfüllte den Verstand des Warpwesens, das jedoch nicht mehr lange genug in der realen Welt verweilen konnte, um dies zu ergründen.

Für einen der Flammenwerfersoldaten hingegen reichte die Zeit noch aus. Mit schweren Schritten nährte er sich dem Dämon. Den verrußten Lauf des Werfers in Richtung Feind ausgerichtet. Flüssigkeit, die die Dämonin sonst von anderen Wesen trank füllte ihre Kehle, so dass nur ein feuchtes Gurgeln entfuhr. Mit hasserfülltem Gesicht spie der Soldat aus. Vorsichtig drehte er den Regler des Werfers auf minimal, als würde er nur dessen Funktion prüfen, so dass nur eine kleine, heiße Flamme aus ihm stieß. Ähnlich einem Schweißbrenner.

"Ich hoffe du kannst Schmerzen empfinden", sagte er mit kalter Wut.

Dann stieß er den Lauf es Werfers in die offene Wunde der Dämonette. Ein ohrenbetäubender Schrei erklang.

 

Explosionen, Lasergewehrfeuer, und Schreie drangen von draußen in die Ruine, die der Neunten als Unterschlupf diente. Vor allem Schreie.

Sergeant Fjoon prüfte zum unzähligsten Mal seinen Bolter. Das einrasten des Magazins war das einzige, was zu hören war. Unerträgliche Anspannung lag in der Luft, da jedes Mitglied der Kompanie wusste was kam. Die Lasergewehre waren angelegt. Granatwerfer geladen. Sobald einer der Später etwas sehen würde, konnte die Neunte beweisen, dass sie immer noch eine Kompanie der imperialen Armee war. Iynadi Fjoon hielt inne. Im war mehr den je bewusst, dass seine Männer nun etwas brauchten, dass ihnen Zuversicht und Stärke bot. Inspiration. Mut.

Vielleicht würde da genau das helfen, was die Neunte so traumatisierte. Der Orkläufer, der für all das verantwortlich war. Trotz der Verluste und des hohen Blutzolls, war es Kompanie gelungen ihn zu zerstören. Vielen ihrer Kameraden wurde so das Leben gerettet, da die Maschine sonst in die Flanke gestoßen wäre um so vernichtenden Schaden anzurichten. Abgesehen davon war die Neunte nur eine Reserve gewesen, die nicht mal ausreichend ausgerüstet war. Wenn er all das zu einer kurzen Rede formen könnte, würden die Männer nicht so resigniert wirken. Unter Umständen könnten sie sogar die Reichweite ihrer Heldentat erkennen. Grübelnd zog Fjoon die Stirn zusammen. Es musste einen Weg geben.

"Sir?", fragte einer der Soldaten am Fenster.

"Ja?"

"Was ist groß, hat mehrere Arme, eine widerwärtige Visage und ist abstoßend schön?"

Fjoon sah den Mann irritiert an, da seine aufkeimende Idee von einer Rede plötzlich verflogen war.

"Was zum...keine Ahnung, wieso?", herrschte er ihn an.

"Weil es grade auf uns zu kommt, Sir."

Erst jetzt bemerkte Fjoon die leichenblasse Gesichtsfarbe seines Gesprächspartners. Hektisch wirbelte er herum. Durch das Fenster konnte er sehen, was sich ihnen nährte. Was schon viel zu nah war.

"Ach, nein", gab er resigniert von sich.

Lautlos ging die gewaltige Klinge des Hüters der Geheimnisse auf das Gebäude nieder. Ihre Schneide war so scharf, so perfekt, dass sich nicht mal die Luft an ihr reiben konnte. Nichts konnte ihr Wiederstand bieten. Alles wurde gleichermaßen durchtrennt. Stein, Mörtel, Teppich, Sergeant Fjoon, Leitungsrohren und Beton. Sie bewegte sich wie flimmernde Luft an einem heißen Tag, was ihr Vernichtungswerk nur noch surrealer erscheinen ließ. Teile der Fassade brachen scheinbar grundlos ein. Menschen zerfielen einfach zu Fleischklumpen. Massive Deckenteile gingen als Trümmerregen nieder um alles unter sich zu zermalmen. Pulverisiertes Mauerwerk und Blut füllten die Luft. Kaum einer der Soldaten verstand was geschah, da es viel zu schnell passierte.

Binnen weniger Sekunden fand die Neunte ihr ruhmloses Ende. Auch wenn der Dämon dies nicht so empfand. Die Choreographie dieser Zerstörung war perfekt einstudiert und nur mit Sinnen zu erfassen, die im Warp geboren waren. Für den Bruchteil einer Sekunde verschmolz das ganze Chaos aus Trümmerteilen, Gliedern, Blut, Staub und allem anderen zu einem meisterlichen Bild des Krieges und der Zerstörung. Einem glorreichen Werk des Gemetzels.  Angereichert mit Leid und Hoffnungslosigkeit. Als der Augenblick seiner Existenz verging, zog der Dämon weiter, auf der Suche nach einer neuen Leinwand.

 

Die Scions durchsuchten das zerstörte Gebäude, wobei sie einen großen Abstand zur vernichteten Dämonenwaffe einhielten. Immer noch lief brodelndes Blut aus dem Wrack, was den Scions einen gewaltigen Respekt abtrotzte.

Djorn war der Meinung, dass dieses Ding nicht ohne Grund dort gewesen war, wo sie es fanden. Während seine Männer die Ruine durchforsteten, blickte er, den Helm unter den Arm geklemmt, in den wabernden Nebel.

Der Widerhall des Kampfes drang an sein Ohr, als käme er aus einer anderen Welt. Ab und zu zuckten Lichtblitze durch das grau, ansonsten geschah nichts. Für ihn fühlte es sich falsch an, nicht am Kampf teilnehmen zu können, aber irgendwas sagte ihm, dass hier etwas sein musste.

Lautes Scheppern, das von einer umfallenden Metallplatte kam, riss ihn aus seinen Gedanken.

"Leiser", gab er ruhig von sich.

Der Scion sah zu seinem Tempestor.

"Verzeihung Sir, aber ich glaube ich habe etwas gefunden", antwortete die verzerrte Lautsprecherstimme. Der Trupp hielt inne.

Djorn ging schnell, aber ruhig zu dem Mann und betrachtete seinen Fund. Die Ruhe fiel ab.

"Heiliges Terra, das soll doch wohl ein Scherz sein", entfuhr es ihm.

Hinter der Metallplatte befand sich eine vollkommen intakte, cogitatorgestützte Kommunikationseinheit. Auf dem makellosen Bildschirm leuchtete in grüner Schrift:

CKE Zentrale-Nord Relaisstation nach CKE Zentrale-Mitte Relaisstation einsatzbereit - Bitte Aktivierungsrune drücken.

"Rufen sie Pavek, sofort!", befahl Djorn.

Ohne zu bestätigen oder zu zögern begann der Funker des Trupps den Befehl auszuführen. Scions waren die Elite der imperialen Armee, ihre Disziplin bedurfte keiner sinnlos gerufenen Befehlsempfänge. Sie ließen ihr Können, ihre Professionalität sprechen.

Djorn drückte derweil die Aktivierungsrune. Zahnräder begannen sich in der Maschine zu drehen. Mechanismen rasteten klackend ein. Leises Summen erklang. An der Wand hinter dem Bildschirm fingen dutzende kleine Servokolben an sich zu bewegen. Zupften Steckverbindungen aus ihren Buchsen und positionierten diese neu. Wirre Zahlen und Buchstabenkolonnen huschten über den Bildschirm.

Plötzlich gab die Maschine ein protestierendes Geräusch von sich. Mit einem schrillen Pfiff kam alles zum erliegen. Ein immer wiederkehrender Satz füllte den Bildschirm.

"Verbindung mit Hauptrelais nicht möglich - Verbindung offline - Bitte prüfen", unbewusst hatte Djorn den Satz vor sich her gemurmelt.

 

Pavek stieg grade ein, als das abgehackte Blitzstakkato der Exterminatorkanone durch den Nebel flackerte. Kurz danach hörte er sowas wie Jubel, worauf er sich ein Lächeln gönnte. Xenosense musste ganze Arbeit geleistet haben. Vielleicht war dieser verstörende Überfall doch nicht ihr aller Ende.

"Auf geht’s, schauen wir wie wir aus diesem Irrsinn rauskommen", sagte Pavek, während er sich in den Transporter schwang.

Etwas zupfte an seinem Geist. Flüsterte ein wirres Bild. Argwöhnisch sah er in den Nebel. Eine Hand am Schließschalter des Heckluks, die andere auf der Plasmapistole.

"Sir?", fragte Dits vorsichtig.

"Hören sie das?"

"Die Kampfgeräusche?"

"Nein, da ist irgendwas anderes. Sowas wie ein Flüstern."

Ohne sich dessen bewusst zu sein, stieg Pavek wieder aus dem Transporter. Mit gezogener Waffe ging er einige Schritte nach vorne, stets auf der Suche nach dem Flüstern, dass immer mehr und mehr an seinem Verstand nagte. Wortfetzen ohne Bedeutung. Verzerrte Bilder.

Dits und Pors stiegen ebenfalls aus der Chimäre, die Plasmawerfer im Anschlag. Auch wenn keiner von beiden wusste was der Oberst suchte.

Das Flüstern verlangte ihm immer mehr ab. Die Bilder wurden wirrer, die Worte verschwommener. Seine Konzentration reichte nur noch aus um vielleicht die Hälfte seines Blickfeldes völlig wahrzunehmen, der Rest schien sich in einem wirbelnden Nebel zu verlieren. Etwas pochte in seinem Schädel.

"Sir, alles in Ordnung?"

Er kannte die Stimme, doch konnte sie niemandem mehr zuordnen. Umdrehen erschien im sinnvoll, aber er wusste nicht wohin. Das Flüstern wollte es ihm nicht verraten, es sei den er würde besser zuhören. Pavek schloss die Augen, um besser lauschen zu können.

In den Tiefen seines Verstandes konnte er es in der Ferne sehen, dass Flüstern das ihm zeigen würde was zu tun sei. Eine farblose Form, die mit honigsüßer Stimme Bilder versprach die von bezaubernder Klarheit sein würden. Er musste sich nur noch etwas mehr konzentrieren. Den Geist öffnen.

Das schrille Kreischen einer Rückkopplung ließ alles zerbersten. Alle griffen sich an die Ohren, als das Vox von Hjorn ein langgezogenes Jaulen von sich gab, das tief im Kopf stach.

"Kontakt! Kontakt!", brüllte Hjorn aufgeregt, während die anderen laut fluchten.

Ohne Vorwarnung explodierte plötzlich die Luft über der Chimäre in einem rosafarbenen Blitz. Es gab kein Geräusch, nur die intensive Helligkeit die jeden blendete. Der Blitz schlug direkt in die Ruine, dann folgte tiefes Grollen. Ein großer Teil der Fassade löste sich. Mauerwerk und Stahlträger kippten zur Seite, genau auf die Chimäre herab.

"Deckung!", brüllte Pavek benommen.

Die Trümmerlawine schluckte alle anderen Geräusche.

 

"Noch ein Stück. Nur noch ein Stückchen", murmelte Nongat vor sich hin.

Sein Gesicht war von einem breiten Grinsen entstellt. Die Zähne reflektierten das fahle, grüne Licht des Bildschirms, was ihm einen unheilvollen Charakter verlieh. Etwas huschte über das Bild. Es war unheimlich schnell, so dass nur trübe Schemen zu erkennen waren. Nongats Grinsen wurde breiter.

"Ich seh Euch."

Beinah zärtlich drückten seine Daumen die Auslöserunen der Splittersturmmörser. Ein kurzer Ruck, dass Knallen der Mörser, Blitze, verbrannter Geruch, dann erneutes Knallen. Der ganze Panzer schien vor Erregung zu beben, als die Mörser mehrere Granaten auf ihren pfeifenden Weg in Richtung der heranstürmenden Dämonenreiter schickten.

Eine ganze Schwadron von Dämonetten, auf widernatürlichen, schillernden Reittieren, brach mit unfassbarer Schnelligkeit aus der Ruine hervor. Um Trümmer und Bruchstücke tänzelten sie spielerisch herum, ohne etwas von der Geschwindigkeit zu verlieren. Vergnügen spiegelte sich auf den verzerrten Gesichtern der Dämonen wieder, da ihre perfekte Darbietung sie mit Stolz erfüllte.

Eine Druckwelle erfasste die vorderste Reiterin, stieß sie ein Stück zur Seite Einen Herzschlag später zerplatzte sie mit dem nassen, abartigen Geräusch reißenden Fleisches in unzählige rote Fetzen. Ihr Reittier strauchelte, überschlug sich und schlug mit dem Kopf voran auf den Boden, wo es in einer Blutlache zuckend liegen blieb. Übersäet von kleinen, silbernen Aquillas.

Den nachfolgenden Reiterinnen erging es nicht besser, als der stählerne Zorn des Imperiums sie traf. Überall um sie herum explodierten Granaten in Wolken von messerscharfen Aquillas. Haut wurde in Fetzen gerissen, Fleisch zerschnitten. Manche bohrten sich tief in die Körper ihrer dämonischen Opfer, wo sie endlosen Schmerz verursachten, der für die Diener des Slannesh jedoch nur eine weitere, genüssliche Grenzerfahrung war. Mehrere Dämonetten waren der Wut Aquillasregens zum Opfer gefallen, doch immer noch strömten sie aus der Ruine. Durchschritten grinsend, erhobenen Hauptes die dampfenden, blutigen Reste ihrer Vorreiterinnen.

Nongats Grinsen war indes verschwunden.

"Das gibt es nicht, wo kommen die alle her?"

Nongat war völlig verblüfft.

"Bolter!", brüllte Sifson derweil.

Dumpfes Dröhnen erklang, als der schwere Bolter mehrere Feuerstöße abgab. Jedoch war die Waffe zu langsam und ungenau um den Dämonen zu zusetzen. In einer geschmeidigen, synchronen Bewegung bog die Schwadron ab und hielt auf ihr wahres Ziel zu.

"Scheiße, Sifson mach was!", rief Nongat verzweifelt.

Der Mörservogt sah sich hektisch um, stürmte nach vorne und betätigte mehrmals das Horn des Panzers. Ein lauter, dröhnender Ton rollte durch den Nebel.

 

Pavek spukte blutigen Staub aus. In seinen Ohren piepste es schrill. Brust und Rücken schmerzten. Er war also noch am Leben. Langsam rappelte er sich auf.

"Hey, alle in Ordnung?"

Er versuchte so laut zu rufen, wie er konnte, aber sein Hals brannte und das Klingeln in seinen Ohren übertönte die Stimme.

"Hey. Hey!", rief er erneut.

"Sir, denken Sie echt die Toten antworten ihnen?"

"Pors, kannst du nicht einfach mal die Fresse halten?", brüllte Dits mit schmerzverzerrter Stimme.

"Könnte ich, aber was hätte ich davon?", gab Pors lachend von sich.

"Ich muss ihm zustimmen, halten Sie einfach mal das Maul", brachte Pavek keuchend hervor.

Langsam machte er sich ein Bild von der Lage. Dutzende Trümmerteile lagen auf dem Boden verstreut, ohne jemanden ernsthaft verletzt zu haben. Einzig Dits hatte etwas abbekommen. Sein linker Arm hing schlaf herunter und er fluchte unentwegt. Für einen Moment schien es gut ausgegangen zu sein, dann sah er die Chimäre. Mehrere große Trümmerteile lagen auf dem Fahrzeug, dass teilweise stark zusammengedrückt war, durch die Wucht des Aufschlags. Ein langer Eisenpfeiler bohrte sich auf Höhe der Fahrerkabine durch die Panzerung.

"Scheiße", fluchte Pavek, dann rannte er zum Transporter.

Rauchschwaden begannen den Innenraum zu füllen, dessen Beleuchtung wild flackerte. Hjorn saß vor dem Vox und drehte wild an den Reglern.

"Sir, Kontakt zu den Scions!", sagte er aufgeregt.

Neben ihm lagen mehrere zerquetschte Leichen. Die Besatzung des Transporters hatte es nicht mehr geschafft. Pavek schüttelte kurz den Kopf.

"Status?"

"Sie haben ein feindliches Fahrzeug zerstört. In den Ruinen sind sie auf eine funktionsfähige Kommunikationseinheit gestoßen. Brauchen nur noch Verbindung mit der Haupteinheit hier, dann wären wir in der Lage das HQ zu kontaktieren, Sir."

"Das Ding an dem Sie sich versucht haben?"

"Korrekt, Sir."

"Los kommen Sie!"

Pavek rannte ohne zu warten los. Er betete dass die Maschine durch den Trümmersturz keinen Schaden genommen hatte. Mehrere Metallplatten lagen vor der Nische in der sie das Relais fanden.

"Pors!", brüllte Pavek.

Ohne abzuwarten griff er die erste Platte. Mit ganzer Kraft zerrte er an dem Eisenteil, das sich keinen Millimeter bewegte. Hjorn gesellte sich zum ihm, kurz danach kam Pors und zog mit ganzer Kraft. Stück für Stück bewegte sich die Platte, bis der Schwerpunkt sich änderte und sie mit lautem Scheppern umfiel. Sie machten sich gleich an die nächste.

"Ich fresse einen Techpriester!", entfuhr es Pors, als die letzte Platte fiel.

Die Kommunikationseinheit war weitestgehend unversehrt. Etwas Staub, ein paar Brocken, das ein oder andere Metallteil lagen auf ihr. Der unbeschadete Bildschirm strahlte ein beruhigendes, grünes Licht aus.

"Hjorn."

"Sofort Sir."

Der Funker machte sich an die Maschine.

 

"Hey, brings zu Ende, wir müssen Vornhulf helfen!"

Hauptmann Dunlaug sah zu dem Soldaten hinüber, der inbrünstig damit beschäftig war das Dämonenwesen zu quälen. Seine Kompanie war sich am sammeln um der bedrängten Vierten endlich zur Hilfe kommen. Den Schreien nach zu urteilen, war dies auch bitter nötig.

"Werfer nach vorne, brennt weg was geht! Lasergewehre geben Deckungsfeuer!"

Die Sergeanten nickten, riefen ihre Züge zu sich um dann in Formation nach vorne zu rücken. Dunlaug konnte nur erahnen was sich in dem Graben abspielte. Viele Verwundete würden sie bestimmt nicht finden.

"So eine Scheiße", murmelte er in seinen Bart.

Dann wurde die Scheiße um mehrere Dimensionen größer.

Beinah beiläufig brach der große Dämon durch die Hauswand neben ihm. Das groteske Warpwesen schnitt mit seinem großen Schwert einfach mehrere Teile der Wand weg, kippte sie zur Seite und trat auf die Straße, als käme er aus einer Tür. Außer dem verstörend zurückhaltenden herunter bröckelnden Steinen der Wand war plötzlich nichts mehr zu hören. Alles stand vor Schock still. Keiner verstand was da grade einfach aufgetaucht war.

Der lang gezogene Kopf des Dämons bewegte sich geschmeidig hin und her. Ein breites, grausames Lächeln auf den Lippen. Der Arm mit dem Schwert hob sich, während die beiden gewaltigen Klauen gespreizt nach unten gingen.

Ein Röcheln erklang. Der letzte materielle Atemzug der Dämonette. Langsam richtete sich der Blick des Dämons auf den Soldaten, der zu seinen Füßen stand und sich zuvor mit seinem Opfer vergnügte. Slanneshs großem Diener entfuhr so etwas wie ein missbilligendes Geräusch, dann hob er seinen rechten Huf und zertrat den Soldaten. Mit einem feuchten Geräusch zerplatze der Mann wie eine Frucht, deren roter Saft überall hinspritzte. Mehrmals drehte der Dämon seinen Fuß auf der Stelle, als wollte er sicher gehen dass das Insekt tot war.

"Sir?", fragte ein Soldat mit brüchiger Stimme.

Dunlaug war noch dabei zu verarbeiten, was er grade sah. Was geschah. Ein Impuls in seinem Hirn sagte ihm, dass es im Moment nur eines gab, was richtig war.

"Schießt! Schießt mit allem was ihr habt! Für den Imperator!", brüllte er.

Dutzende Lasergewehre entluden sich zischend auf den Dämon. Kampfschreie erklangen überall auf der Straße. Ohne weiter zu zöger schoss Dunlaug mit seiner Waffe. Die sich entladende Hitze der Laserstrahlen ließ die Waffe wärmer werden, ein beruhigendes Gefühl.

Lachend hob der Dämon all seine Arme, streckte den Soldaten seine abartige Brust beinah obszön entgegen. Jeder Treffer senkte die Haut an, erzeugte eine Brandwunde, die sofort kauterisierte und eine ekelhafte schwarz rote Kruste bildete. Der Dämon wand sich hin und her, schrie auf. Seine lange Zunge schnalzte im Maul. Irgendwas ließ den Körper erbeben.

Einige Soldaten hörten auf zu schießen. Andere schossen nicht mehr im Dauerfeuer. Der Beschuss ebbte ab, dann erlosch er endgültig.

Mit einer Hand packte sich der Dämon auf die Brust, streichelte diese langsam. Schaudernd leckte er sich die Lippen. Die Wunden begannen sich plötzlich zu schließen. Das schwarz rot wich der perfekten Haut des Dämons. Zufrieden lächelnd widmete er sich wieder den Soldaten.

"Das Vieh interessiert sich nicht mal für den Beschuss", stammelte jemand voller Entsetzen.

Mit einem schrillen Schrei setzte sich der Dämon in Bewegung. Panik brach aus. Die meisten Soldaten rannten einfach los, andere brachen zusammen. Gekrümmt lagen sie auf dem Boden, weinten, übergaben sich oder beteten zum Imperator. Voller Genugtuung nahm der Dämon sich ihrer an.

Elegant wie ein Tänzer bewegte er sich durch die Reihen, zertrat diejenigen auf dem Boden, wobei er peinlichst darauf achtete nur die Unterleiber seiner Opfer zu zerquetschen, damit ihr Leid noch ein wenig anhielt. Die Glücklicheren wurden von Schwert und Klauen einfach in blutspritzende Stücke geschnitten.

Benommen sah Dunlaug zu wie Soldat um Soldat fiel. Alles geschah so schnell, so perfekt einstudiert, als wäre eine Choreographie in einem Theaterstück.

Paukenschläge, die aus einer Exterminatorkanone kamen, unterlegten die Szenerie mit Musik. Mehrere Granaten schlugen auf dem Dämon ein, explodierten in grellen Feuerblüten und warfen das Monster gegen die Hauswand. Gleißende Lichtstrahlen folgten, als Xenosense seine Laserkanone und die montierten Multimelter abschoss.

"Gebts dem Ding!", brüllte Dunlaug heiser.

 

Vornhulfs Arme brannten vor Schmerz, da der Rückschlag der beiden Boltpistolen eine extreme Belastung war. Woher die beiden Waffen kamen, wusste er nicht mehr. Sein Gehirn konzentrierte sich nur noch auf das Instinktive. Sobald er etwas mit einem Schwert sah, schoss er bis die Magazine leer waren und hoffte, dass er zum Nachladen kam.

Inzwischen stand das Blut der Männer Kjaargengards knöchelhoch im Graben. Dutzende zerfetze Körper speisten den roten Tümpel, in dem ein grausames Hauen und Sterben stattfand. Immer wieder wälzten sich, getrieben vom Mut der Verzweiflung, Männer gegen die roten Bestien. Drei, vier oder mehr starben, bis der erste sein Messer in den Leib des Angreifers rammen konnte. Danach stürzten sie sich wie Welle auf den Dämon, um ihn unter sich zu begraben. In einem erschreckenden, klaren Augenblick musste Vornhulf eingestehen, dass sie sich wie Orks verhielten, die alles unter ihrer Masse erdrücken wollten.

Vor ihm enthauptete eine der blutroten Bestien einen Soldaten. Ohne zu zögern begann Vornhulf zu schießen. Statt dem erwarteten Rückschlag erklang nur monotones Klicken. Die Magazine waren aufgebraucht.

"Scheiße", fluchte er.

Mordlüstern sah der Dämon Vornhulf an. Dicke Bluttropfen perlten von der kruden Klinge, die voller unnatürlicher Begierde glühte. Brüllend stürmte der Schlächter auf ihn zu.

Hektisch blickte sich der Major um. Keine Munition. Keine Granaten. Selbst die Feldflasche stand nicht zur Verfügung. Irgendwas glänzte im blutigen Nass. Sich an die letzte Hoffnung krallend fiel Vornhulf auf die Knie. Die Dämonenklinge sauste so nah über ihn hinweg, dass er ihre Hitze spüren konnte. Seine Hände ergriffen etwas metallisches, schweres. Ohne weiter nachzudenken packte er den Gegenstand, riss mit aller Kraft daran und schlug in Richtung der Beine des Dämons.

Die scharfen Zähne des Kettenschwerts gruben sich tief in das unheilige Fleisch des Warpwesens. Vornhulf presste die Aktivierungsrune so feste er konnte. Heftig ruckend erwachte die Waffe zum Leben, riss mehrmals an dem Fleisch bevor sie es jaulend zerschnitt. Wutentbrannt schreiend fiel der Dämon auf die Seite, da sein linker Unterschenkel zur Hälfte abgetrennt war. Vornhulf zog die Waffe zurück. Auf dem Bauch liegend konnte er kaum etwas sehen, geschweige den ordentlich zielen oder ausholen.

"Verreck!"

Er hob die Kettenwaffe so weit es ging und hieb in die ungefähre Richtung des Dämons. Das Schwert traf auf einen Widerstand. Wütendes Schreien erklang. Ein Treffer. Erneut hob er die Waffe um dasselbe noch mal zu machen. Wieder und wieder. Seine Gedanken kreisten nur noch darum, die Waffe heben und niedergehen zu lassen, als wäre er ein Servitor. Irgendwann gab es keine Schreie mehr.

Benommen rappelte er sich auf, dass Kettenschwer fest umklammert. Vor ihm lag eine blutende, rote Masse aus deren Kopfende ein Paar Hörner ragten. Er hatte keinen Schimmer wie es ihm gelungen war, aber der Dämon war irgendwie zu Fall gebracht worden.

"Für den Gott-Imperator!", schrie Vornhulf seinen Hass von der Seele.

Einige der Soldaten wurde auf ihn Aufmerksam. Blutüberströmt stand der Major vor der Leiche des Dämons, dass Kettenschwert zum Himmel erhoben.

"Der Imperator verlangt nur zwei Dinge von Euch, siegt oder sterbt in seinem Namen. Also, macht ihn stolz auf Euch, Bastarde von Kjaargengard!"

Vornhulfs Sieg spornte sie an. Grimmige, hasserfüllte Entschlossenheit machte sich unter den Soldaten breit. Hass und Wut bahnten sich ihren Weg, vertrieben die Angst vor den schlimmsten Feinden der Menschheit. Wie im Blutrausch stürzten sie sich auf die Dämonen, die diesen Kampfeswillen brüllend begrüßten.

Hinter dem Graben erklangen mehrere gedämpfte Explosionen. Vornhulf wischte sich kurz über das Gesicht, ehe er sich umdrehte. Er war sich sicher, dass der Wyvern endlich in den Kampf eingegriffen hatte und irgendwas beschoss, dass weit jenseits seiner Linie war. Auch wenn er es nie zugeben würde, er liebte diese Mörserpanzer, die alles und jeden aus ihrer Deckung vertrieben.

"Ich hoffe ihr bringt den Zorn des Imperators", sagte er zu sich selbst, als er kurz Durchatmen konnte.

Kaum war er zu Atem gekommen, fielen die Dämonetten des Slannesh über sie her, wie eine Horde hungriger Tiere.

 

Für einige Sekunden herrschte angespannte Stille. Dunlaugs Männer schauten zu der Staubwolke, die durch herabstürzende Teile der Fassade aufgewirbelt worden war, als der Dämon gegen das Haus geworfen wurde.

Im Hintergrund brummte der Motor von Xenosense.

Stolpernd kam die groteske Kreatur wieder zum Vorschein. Fleischfetzen hingen aus großen, aufgeplatzten Wunden herab. Andere Teile des Körpers waren verbrannte, schwarze Flecken mit kauterisierten Rändern. Die freien Hände glitten über den Körper, streichelten vorsichtig die Krusten der blutenden Wunden, was dem Dämon ein befremdliches, wohliges Knurren entlockte. Bebend tasteten die langen Finger die Verletzungen ab, während die peitschenartige Zunge genüsslich schnalzte.

Die imperialen Soldaten konnten den Anblick beinah nicht mehr aushalten. Nicht nur, dass das Wesen die Verletzungen ignorierte die ihm beigebracht wurden, es schien sie sogar noch zu genießen.

"Worauf wartet ihr? Schießt weiter! Deckt es mit Granaten ein!", brüllte Dunlaug gegen seine Ungläubigkeit an.

Verärgert über die lauthalse Unterbrechung seiner Freuden brüllte der Dämon die Soldaten an, hob seine glänzende Klinge in stampfte los. Alles stob sofort auseinander, verzweifelt auf der Suche nach Deckung. Allerdings interessierte er sich nicht für die Insekten, die ab und an noch ihr Ende unter seinen Hufen fanden.

"Möge der Imperator euch beistehen", keuchte Dunlaug.

Selbst mit der Flucht beschäftigt, blickte er kurz über die Schulter um zu sehen, wie der Dämon auf Xenosense zuhielt.

 

"Hjorn!"

"Beeile mich Sir, aber irgendwas blockiert die Maschine!"

"Flüstern Sie dem Maschinengeist ein paar nette Worte, vielleicht ist er dann nicht mehr bockig."

Der Nebel lichtete sich Stück für Stück, um die Szenerie preis zu geben. Pavek gefiel das dargebotene absolut nicht. Mit jeder Sekunde wurde ihre Lage schlechter und das letzte was er wollte, dass sie alle umsonst verreckten.

"Dits, Pors. Sie beide verschanzen sich bei der Chimäre. Wenn dieser Dämon kommt, heizen sie ihm mit ihren Plasmawerfern ein!"

Beide nickten, schultern die Waffen und gingen zur angegebenen Position. Hjorn raufte sich die Haare, während er die Maschine frustriert ansah.

Er vertraute Hjorns Fähigkeiten. Er wusste, dass der Mann es schaffen würde. Aber jede Sekunde die der Funker brauchte wurde durch den Tod eines Soldaten erkauft, von denen es langsam immer weniger gab.

 

Vornhulfs Entsetzen war so groß wie der Blutdurst der Dämonen. Der winzige Funken Hoffnung, den sein Sieg über den Blutschlächter entfachte, wurde unter den Hufen der dämonischen Kavallerie zertreten.

Wie aus dem Nichts tauchten die Dämonetten auf ihren abartigen Reittieren auf, pflügten durch die angeschlagenen Reihen der Soldaten wie ein Stormlord durch Infanterie.

"Sir? Sir! Was sollen wir tun Sir!", brüllte einer der Soldaten panisch.

Vornhulf fiel keine Antwort ein. Paralysiert betrachtete er, wie die Dämonetten verspielt durch die Reihen ritten. Mit vergnügten Fratzen töteten sie hier und da einfach jemanden oder weideten sich am Todeskampf derer, die nicht sofort starben.

Erst wurden seine Männer von blutroten Alpträumen abgeschlachtet, nun zelebrierten Dämonen einen fröhlichen Reigen auf ihren Leichen.

"Es reicht", murmelte er leise.

Etwas verwandelte sein Entsetzen in kochende Wut.

"Es reicht."

Einige der Soldaten wurden auf ihn aufmerksam. In seiner Hand knurrte das Kettenschwert gierig.

Vor ihm tanzte eine der Dämonetten ein grausames Ballettestück. Immer wieder drehte sie sich um die eigene Achse, auf dem Hinterkopf eines Soldaten balancierend, der mit dem Gesicht voran im Blut lag und darin langsam ertrank. Sie lachte glockenhell.

"Genug!"

Purer Hass bahnte sich seinen Weg, schwemmte alle Ängste und Bedenken weg. Vornhulf wollte nur noch töten. Rache nehmen. Mit hocherhobenem Kettenschwert stürmte er brüllend auf die Tänzerin zu.

Einen Schritt bevor er das Schwert in den Leib der Tänzerin schlagen konnte packte ihn etwas am Hals, schnitt schmerzhaft in das Fleisch und riss auf ihn nieder. Zappelnd rang er nach Luft, während er durch den blutigen Matsch gezogen wurde. Beide Hände griffen nach seinem Hals, wollten ihn befreien doch er schnitte sich nur die Finger an den messerscharfen Dornen ab. Ein Schmerzensschrei war ihm freilich gegönnt.

Amüsiert betrachtete ein besonders bizarres Exemplar der Dämonetten seinen Fang. An der Dornenpeitsche der hohen Konkubine wandte sich Vornhulf wie ein Fisch.

"Du wolltest ihre Darbietung stören, böser Mensch", säuselte der Dämon mit honigsüßer Stimme.

Vornhulf konnte nur Blut spucken. Angst und Schrecken in den Augen.

"Das muss bestraft werden und ich glaube, ich habe da schon das richtige für dich, Mensch", ihr widerliches Lächeln wurde immer breiter.

Sie zog die Peitsche hoch, zwang Vornhulf Blut keuchend auf die Knie. Sein ganzer Körper bebte. Die Arme versuchten hektisch irgendwas zu machen um ihn zu befreien.

"Mein Fuß ist dreckig, mach ihn sauber!", befahl die Dämonette.

Der Major sah sie verwirrt an, dann rammte sie ihren Klauenfuß in seine Brust. Gurgelnd drang sein erstickter Schrei aus der wunden Kehlen, während das Blut aus seiner Brust spritze und den Fuß der Dämonin umspülte. Lachend genoss sie das Bad.

Für Vornhulfs Männer war dies der Moment, an dem alles brach.

"Flieht! Flieht solange ihr noch könnt!", schrie irgendwer.

Das was von der Vierten Kompanie noch übrig war, kam dem gerne nach. Ohne Rücksicht oder Ordnung rannten die Männer los. Krabbelten aus dem blutigen Graben empor. Ignorierten alles und hofften irgendwie lebend davon zu kommen.

"Lasst keinen entkommen!", rief die Konkubine, deren Interesse noch voll und ganz dem sterbenden Vornhulf galt.

Blitzschnell wendeten die Reiterinnen, sammelten ihre Formation um nach zu setzen, als ein wütender Protestschrei erklang. Die Schlächter des Blutgottes waren alles andere als erfreut, dass die Dämonetten ihr wunderbares Blutbad so barsch unterbrochen hatten. Der Blutgott war noch weniger erfreut.

Schnaubend standen sie im roten Morast, die Klingen in Richtung der Dienerinnen des Slanneshs ausgerichtet. Mit abwertender Miene betrachtete diese ihre roten Gegenüber. Kein normaler Mensch konnte begreifen was zwischen ihnen geschah. Hohnverzerrte Fratzen, gefletschte Zähne, herablassendes Lachen und gebrüllter Hass. Die Dämonen warfen sich ihre Verachtung einander zu.

Lautes Zischen, dem ein kurzes, metallisches gongen folgte, zog ihre Aufmerksamkeit auf sich. Am Rande des Grabens stand ein stählerner Koloss, der das ganze Gemetzel nur schweigende ertragen musste. Doch nun, da keine eigenen Kräfte mehr im Kampf gebunden waren, konnte Willensbrecher wieder eingreifen. Das Demolishergeschütz war bereit, die Gerechtigkeit des Imperators auf die Dämonen niedergehen zu lassen.

Mit einem lauten Knall ging das Richturteil nieder.

 

Explosionen umhüllten den Dämon wie Blüten aus Flammen. Fleisch wurde verbrannt, Haut zerfetzt, Blut gekocht. Doch der Dämon schauderte nur vor Erregung und hielt weiter auf Xenosense zu.

"Das ist unmöglich!", schrie der Richtschütze "Das waren alles Treffer! Wie kann das Monster das einfach ignorieren!"

"Schnauze!", brüllte der Panzerkapitän "Nachladen!"

Panik brach im Leman Russ aus.

 

Pavek konnte, oder besser er wollte, seinen Augen nicht trauen. Trotz der schweren Treffer stand das riesige Warpwesen noch. Hielt unbeirrt auf den Leman Russ zu. Der Oberst sah zu seinem Funker, der verzweifelt vor der Maschine stand.

"Hjorn, langsam wird es knapp!"

"Sir, gebe mein bestes!", erwiderte dieser aufgeregt.

Metallisches Schreien ließ Pavek nach vorne sehen. Mit nur einem Schlag war es dem Dämon gelungen die massive Frontpanzerung des Leman Russ zu durchschneiden. Seine Klauen griffen nach den Rändern, als wolle er den Panzer nun wie eine Konserve öffnen. Die obszöne Zunge leckte nach dem Inhalt.

"Hjorn!"

Verzweifelt sah der Funker die Konsole an. Jeder Versuch war vergebens gewesen, da etwas den Cogitator daran hinderte richtig zu arbeiten. Er war sich sicher, alles richtig angewendet zu haben. In seiner Verzweiflung sah er nur noch einen Weg.

"Geist der Maschine, verzeih mir", seufzte er.

Hjorn ging einige Schritte zurück, nahm etwas Anlauf und trat mit voller Wucht gegen die Front des Gerätes.

"Funktionier du Scheißteil!"

Hjorns Tritt löste eine Kettenreaktion aus. Eine Eisenstange an der Seite verlor ihren Halt, kippte um und fiel scheppernd hin. Die darüber liegende Metallplatte, die sie stützte, ruckte quietschend ein Stück ab. Betonbrocken, die auf ihr ruhten, gerieten in Bewegung, rollten zur abgekippten Seite herab und prasselten gegen einen schon stark angeschlagenen Träger. Mit jedem stumpfen Aufschlag ruckte der Träger ein Stück zur Seite.

"Nein", seufzte Hjorn.

Gemächlich kippte der Träger um, schlug auf die bereits herab gerückte Metallplatte und ließ diese kreischen runterfallen. Genau auf die CKE. Scheppernd platzte die Verkleidung ab, begleitet von einem Funkenregen.

"Was zum...", setzte Pavek an.

Grelle, zuckende, rosa Blitze schlugen ohne Vorwarnung aus dem Gerät. Kreischend brannten sie sich in Beton, Eisen und Boden. Züngelten wild umher.

"Scheiße was ist das!", fluchte Pavek.

Er richtete seine Pistole auf das Gerät aus. Der rote Laserstrahl schnitt in die rosane Wolke aus Energie.

"Sir!", schrie Hjorn entsetzt.

Infernales Heulen folgte. Jaulend wandten sich die Blitze auf dem Boden, sprangen auf den Eisenträger über. Einige Sekunden versenkten sie seine Oberfläche, dann platzten sie einfach in den Nebel hinein und durchzogen ihn wie Blitze ein Gewitterwolke.

Vor unmenschlicher Wut brüllend ließ der Dämon von dem Ranzer und seiner Besatzung ab. Seine Augen flammten auf, dass Maul war bis zum Anschlag gefletscht, endlose Reihen messerscharfer Zähne entblößend. Stampfend hielt er auf das CKE zu, alle Klauen Richtung Pavek gespreizt.

"Dits! Pors!"

Blaue Energiestrahlen erhellten das Innere der zerfallenen Ruine. Knisternd schlugen Sie dem Dämon entgegen, der sich keinen Deut um sie kümmerte.

Mit der Laserpistole in der einen und dem Kettenschwert in der anderen Hand, bereitete sich Pavek auf sein letztes Gefecht vor.

"Sir! Sir!", rief Hjorn aufgeregt.

"Was?"

"Wir haben Kontakt!"

Ungläubig wirbelt der Oberst herum. Hjorn stand vor der ratternden CKE. Auf dem Bildschirm flimmerte die Eingabeaufforderung.

"Rufen Sie das Kommando!"

"Ja Sir!"

Unvermittelt zuckten rote Blitze durch die Luft, begleitet von widerlichem Blutgestank. Sämtliche Härchen an Paveks Körper stellten sich auf. Im Mund bereitete sich ein unangenehmer, eiserner Geschmack aus.

Der große Dämon blieb stehen, hob alle Arme und schrie protestierend in den blutroten Himmel. Im Hintergrund konnte man Hjorn hören, der hektisch ins Vox sprach.

Ein dröhnendes Geräusch, das entfernt an ein Lachen erinnerte hallte von überall wieder. Die Mägen sämtlicher Überlebender zogen sich schlagartig zusammen. Ungeachtet ihrer Situation, fielen einige auf die Knie und übergaben sich, da ihre Ohren etwas vernahmen, dass sie nie hätten hören sollen.

Und dann war alles vorbei. Ein letztes Mal verdichtete sich der Nebel, blutrot mischte sich in das milchige grau, nur um sich dann aufzulösen. Der große Dämon, die Reiterinnen, die Blutschlächter, alle waren weg. Einzig die Leichen blieben.

"Bitte wiederholen! Wie ist ihr Status? Wer greift sie an! Wiederholen!", drang es aus dem Lautsprecher des Vox Transmitters, den Hjorn mit dem CKE verbunden hatte.

Mehrere rauchende Wracks standen in den Ruinen des Telekommniums, vor dessen ehemaligem Eingang sich eine riesige Blutspur über die Straße hinweg zu einem roten Graben zog. Dutzende, kleine schwarze Punkte irrten umher. Versuchten zu verstehen was geschehen war und wieso sie noch lebten. Andere fielen sich in die Arme, feierten ihren teuer erkauften Sieg. Verhaltene Jubelschreie erklangen.

"Das, dass glaubt uns doch niemand", sagte Pavek fassungslos.

Dunlaug stand wie benommen auf der Straße, sah zu seinen Männern und seinem Oberst, der in Mitten der Ruine stand.

Aus dem Wrack von Xenosense kroch die Mannschaft heraus, die wie durch ein Wunder unversehrt geblieben war.

"Wir haben gewonnen?", rief Dunlaug.

"Sieht so aus", antwortete ihm Pavek.

Dann brach ungehaltener Jubel aus.

Über all dem tanzte Soldat Unnor. Seine geschundenen Gelenke peinigten ihn, die Muskeln brannten und der Verstand war am Rande des Wahnsinns, da die Melodie ihn dazu zwang, immer weiter und weiter zu tanzen. Ohne Unterlass, bis zum Tod, dass verriet sie ihm. Seiner staubtrockenen Kehle wollte kein Hilferuf entweichen, während blutige Tränen aus den Augen rannen.

 

Nach Paveks letzten Worten hörte das Rattern auf, da der Servitor seine Protokollfunktion wie üblich einstellte. Gleich würde Sündermann wieder wortlos aufstehen, ihn alleine lassen und irgendwann zurückkehren um dasselbe Spiel zu wiederholen. Es war schon oft genug geschehen, inzwischen kannte Pavek die Spielregeln.

Zu seiner völligen Überraschung sprach Sündermann.

"Oberst."

"Inquisitor?", fragte er unsicher.

"Einige Mitglieder der Inquisition würden ihren Ausführungen nicht mal im Ansatz Glauben schenken, da sie zu abenteuerlich klingen. Beinah häretisch. Andere würden sie einfach den reinigenden Flammen des Imperators übergeben, da die Gefahr bestünde, dass ihr Verstand von den Mächten des Chaos verderbt und zerstört sein könnte."

Sündermann erhob sich, die massige Gestalt warf einen finsteren Schatten auf Pavek. Langsam griff der Inquisitor mit seiner rechten Hand unter den Mantel. Pavek versuchte zu schlucken, aber sein Hals war zu trocken.

"Ich hingegen sehe hier etwas anderes."

Langsam kam die Rechte wieder zum Vorschein, bewegte sich zum Tisch und platzierte dort etwas. Stirnrunzelnd sah Pavek den Gegenstand an. Er konnte sich grade keinen Reim darauf machen, was er sah.

"Ich sehe ein Geschenk des Imperators, ein Werkzeug das er mir zur Verfügung stellt um die geheiligte Aufgabe zu erfüllen, die ich in seinem Namen verrichten darf. Ab sofort unterstehen Sie und ihre Männer mir, Oberst Pavek. Sie dienen fortan der dem Ordo Malleus der heiligen Inquisition Terras."

Auf dem Tisch lang ein Emblem, auf dem ein silbernes, stilisiertes "I" prangte. Es war ein Angebot, dass er nicht ablehnen konnte.

"Weder bei ihnen noch bei ihren Männern konnte ich einen Hinweis auf Korruption oder Verderbnis finden. Jeder ihrer Berichte deckte sich und unter den gegebenen Umständen haben Sie tapfer und loyal gekämpft. Zum Wohle des Imperiums"  fuhr Sündermann fort.

"Wir haben nur unsere Pflicht getan", stammelte Pavek.

"Das haben Sie. Und solche Soldaten brauche ich bei meiner Aufgabe."

Sündermann ging hinter Pavek, beugte sich hinab und löste die Fesseln. Nach einer gefühlten Ewigkeit waren die brennenden Handgelenke endlich wieder frei.

"Sie werden alle Ausrüstung bekommen, die sie benötigen, aber dafür verlange ich absoluten Gehorsam. Es werden Dinge geschehen, die ihnen nicht gefallen werden und Situationen eintreffen, die unangenehm werden, aber ich verspreche ihnen eines Pavek."

Stöhnend hob Pavek die Arme, die Gelenke knackten und Muskeln mussten sich erst wieder an ihre Freiheit gewöhnen.

"Was?"

"Sie werden Rache nehmen dürfen."

Für einen Moment erschienen ihm die Bilder der Leichen im Kopf. Die übel zugerichteten Körper seiner Soldaten. Die verstümmelten Reste, die nur noch verbrannt werden konnten. Und nicht zuletzt Vornhulf, den irgendwas hat ausbluten lassen.

"Danke", sagte Pavek grimmig.

Sündermann ging zur Tür.

"Essen Sie. Trinken Sie. Gehen Sie zu ihren Männern. In drei Tagen erwarte ich Sie, dann erhalten Sie von mir weitere Instruktionen. Unsere Jagd hat grade erst begonnen."

Der Inquisitor machte eine kurze Pause, drehte sich dann in der Tür nochmal zu Pavek um.

"Und ach ja, Pavek."

"Ja?", er war immer noch überrascht von dem was grade geschehen war.

"Waschen Sie sich bitte."

Der Servitor rollte dem Inquisitor hinterher aus dem Raum.

Mehrere Minuten saß Pavek ruhig auf dem Stuhl. Resümierte alles noch einmal. Überdachte seine neue Position.

Dann fing er einfach an zu lachen.

 

"Sie glauben ihnen, Sie vertrauen ihnen?"

"Natürlich."

"Aber..."

"Kein aber", unterbrach Sündermann die Gestalt im Schatten "Diese Männer sind durch die Hölle gegangen und weitestgehend gesund. So gesund wie Soldaten das nach einem solchen Kampf sein können. Sie werden ihren Nutzen erbringen, bevor sie sterben."

"Was wenn sie doch verderbt wurden? Der Prinz der Lügen ist raffiniert und an Hinterhältigkeit kaum zu überbieten", fragte die sonore Stimme.

"Sollte ich mich wirklich irren, werden sie den Tod von Ketzern finden", Sündermann war nicht danach, sich zu erklären.

"Verstehe."

"Diese Soldaten hatten in der Schlacht mehr Glück als Verstand. Wäre der Funker nicht auf die Idee gekommen gegen die Maschine zu treten, wäre sicher alles anders ausgegangen."

"Was das Mechanicum wohl dazu sagen würde?", fragte die Stimme amüsiert.

"Die hätten sicher alle hinrichten lassen, da die Maschine beleidigt wurde."

Sündermann ging zu dem großen Aussichtsfenster des Quartiers. Die endlose Schwärze des Alls bereitete sich vor diesem aus. Der Planet, in dessen Orbit sie sich befanden, war auf der anderen Seite des Schiffs.

"Wie dem auch sei, die Ritualrunen des Erzfeindes wurde so zerkratzt. Die dämonische Präsenz in dem Gerät verletzt und vertrieben. Wer immer dahinter steckte, hatte das sehr lange geplant. Es bedarf einiges an Vorbereitungum so einen Plan durchzuführen. Und er muss über einiges an Einfluss verfügen. Wahrscheinlich waren die Orks sogar von ihm eingespannt worden."

"Möglich. Orks sind immer eine probate Ablenkung."

Sündermann nickte. Mit hinter dem Rücken verschränkten Armen sah der Inquisitor aus dem Fenster.

"Irgendwo auf diesem Planeten befindet sich also ein Kult des Verderbens. Machen wir uns auf die Jagd."

 

 

 

 

 

 

 

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